"the minutes" Alison Moyet stellt im Kölner Gloria ihr neues Album vor

Köln · Dass Alison Moyet schon länger im Geschäft ist, lässt sich auch an den Konzertsälen ablesen, in denen sie in Köln aufgetreten ist: So bespielte sie auf dem Höhepunkt ihrer Solo-Karriere die Sporthalle.

 Alison Moyet: Seit Jahrzehnten im Geschäft.

Alison Moyet: Seit Jahrzehnten im Geschäft.

Foto: Cooking Vinyl

Das war Mitte der 80er Jahre, nachdem Moyet mit Vince Clarke als Yazoo Hits wie "Only you" und Don't go" hatte und dann solo mit dem Album "Alf" und Liedern wie "All cried out" die Charts stürmte.

Nun singt sie wieder in Köln - am 25. September im Gloria - und stellt ihr neues Album vor: "the minutes", das sie zusammen mit Guy Sigsworth kreiert hat - im wahrsten Sinne des Wortes. "Ich mag diese moderne Herangehensweise nicht, wo du zehn verschiedene Autorenteams hast", erzählt sie im Gespräch mit dieser Zeitung.

"Als Guy mir vorgeschlagen wurde, befürchtete ich, er sei wieder einer dieser Typen, die sagen, okay, was wollen wir machen ... Aber er war ganz anders. Er ist so schüchtern wie ich und hat mich am Anfang unseres Gespräches nicht mal angeschaut."

Doch der Funke sprang über - auch wenn der größte Teil der Arbeit via Email ablief: "Er schickte mir eine Tonspur mit einem Beat, zu dem ich dann eine Melodie und eine Songstruktur entwickelt habe. Um das Resultat baute er dann seine großartigen Klanglandschaften." Herausgekommen sind elf Lieder, die wunderbar klingen, sich aber erst nach und nach ins Ohr brennen.

Die Texte stammen auch von Alison Moyet, sie entstehen oft auf der Basis der allerersten Improvisationen. "Das kann manchmal ein bestimmter Vokal sein, der dann im Text vorkommen muss." Es gibt aber auch Stücke wie "Filigree", die aus einer konkreten Begebenheit heraus entstanden sind.

"Ich war an einem verregneten Nachmittag in Amsterdam im Kino, wollte mich einfach nur berieseln lassen - und landete in Terrence Malicks ,The Tree of Life' mit Brad Pitt. Gar nicht der Film, den du erwartest, wenn du in einen Brad-Pitt-Film gehst", erinnert sie sich. "Stattdessen ein Kunstfilm, ohne richtige Handlung, kaum Dialoge, und wenn, dann als vages Flüstern - aus dem die Leute scharenweise geflohen sind."

Moyet ist - auch wenn es schwer gefallen ist - geblieben. "Am Ende gibt es diese Szene am Strand, in der sich die Toten selbst als Kinder treffen - ein brillanter, erlösender Moment, der mich zum Weinen gebracht hat, genau wie eine Frau einige Sitze neben mir. Und plötzlich wurde mir klar, dass dies eine Metapher für das Leben ist: Wie man oft zu früh aufgibt, wie wir oft das Bedürfnis haben, etwas aufzuhören - aber wenn man um eine Ecke biegt und um noch eine, passiert etwas Großartiges!"

Und weil dieser Moment mal nur eine Minute dauern kann, nannte Moyet auch das Album "the minutes". Lange Wartezeiten kennt die Sängerin aus eigener Erfahrung zur Genüge: Von 1996 bis 2002 sorgten Streitigkeiten mit ihrer damaligen Plattenfirma dafür, dass sie nichts veröffentlichen durfte.

Das Musikgeschäft zu verlassen, kam für sie nicht in Frage: "Ich bin ja mit 16 von der Schule, habe nichts gelernt, keinerlei Berufserfahrung." Und singen sei einfach ihre Berufung, "egal ob ich damit Geld verdiene oder nicht". Mit "acht oder neun Jahren" war der heute 52-Jährigen klar, dass sie nicht auf ihr Äußeres setzen kann und will.

Vor ein paar Jahren hat sie nun extrem abgenommen, damals sagte sie, dies habe sie hauptsächlich gemacht, um nicht irgendwann als Übergewichtige auf andere angewiesen zu sein. Aber wenn sie heute hört, dass Christina Aguilera wieder 20 Kilogramm abgenommen habe, löst das gemischte Gefühle in ihr aus.

"Ich habe meine Karriere als dicke Frau gemacht. Wenn ich jetzt in meinen 50ern Gewicht verliere, dann nicht aus Karrieregründen, denn dadurch werde ich nicht 20 Jahre jünger oder relevant für 16-Jährige", macht sie klar. "Christina Aguilera war ja nicht fett, sondern ganz normal. Und die Botschaft, die dahinter steckt, finde ich deprimierend. Denn das erste, was die Leute interessiert, ist der Körper einer Frau."

CD: Alison Moyet, "the minutes" (Cooking Vinyl). Live: 25. September, 20 Uhr, im Gloria, Apostelnstr. 11. Karten gibt es in den Bonnticket-Shops der GA-Zweigstellen.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort