Philharmonie in Köln Alison Balsom mit den Wiener Symphonikern

KÖLN · Alison Balsom leuchtet. Auf Killer-Stilettos, mit denen andere kaum die Stufen zur Bühne der Kölner Philharmonie bewältigen würden, steht die schöne Engländerin ganz entspannt da und entlockt ihrer blitzenden Trompete einen sanften Glanz, an dem Haydn und Anton Weidinger ihre helle Freude gehabt hätten. Haydns Es-Dur-Trompetenkonzert steht auf dem Programm, komponiert 1796 für die neu erfundene Klappentrompete des Instrumententüftlers Weidinger.

Im Dialog mit den aufmerksam reagierenden Wiener Symphonikern unter Dmitrij Kitajenko tanzt Balsom durch die für Weidingers Publikum unerhörten Triller und chromatischen Sechzehntelläufe; sie zelebriert jeden Leitton und Halbtonschritt, ohne jemals auf Eleganz und Gesanglichkeit zu verzichten.

Alison Balsoms Trompete schmettert gelegentlich, aber meistens singt das Instrument, mit einer Musikalität, die jeden einzelnen Ton mit Ausdruck erfüllt. Wie weich ein Trompeten-Piano klingen kann, wird auch bei Balsoms Zugabe deutlich: Astor Piazzollas "Libertango", von dessen Groove sich auch die Wiener Symphoniker mitreißen lassen und schon bestens warm gespielt sind für die folgende Suite aus der Oper "Rosenkavalier" von Richard Strauss.

Hier sind die Wiener in ihrem Element, hier leben sie auf und malen genussvoll die schillernden Farben dieser Musik, illustrieren die diversen Liebesszenen und wiegen sich in einem seligen Walzertakt - und immer ist der kraftvolle Auftritt des vollen Orchesters in weichen Streicherflausch eingeschlagen. Kitajenko eilt nicht einfach von einem Höhepunkt zum nächsten, sondern hält die Spannung und schenkt jedem Detail liebevolle Aufmerksamkeit. Bei Beethovens "Schicksals"-Sinfonie hat das zuvor nicht so gut funktioniert. Kitajenko geht die Fünfte in einem sehr gemäßigten Tempo an.

Er arbeitet die Auseinandersetzung der Themen und Motive zwar gut heraus, setzt aber zu wenig Akzente, um wirklich scharfe Konturen zu erreichen. Gelegentlich wirken die Musiker gelangweilt, und zu dem Esprit, den die Sinfonie verdient, finden sie erst im Triumphgesang des Finales.

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