Initiative für das Kunstmuseum Aktion „Ein Bild für Bonn“ soll fehlende 50.000 Euro bringen

Bonn · Ein Sammler zieht Imi Knoebels „Die Schlacht Nr. 8“ aus dem Kunstmuseum Bonn ab. Die Initiative "Ein Bild für Bonn" versucht, es zu kaufen und will 50000 Euro zusammentragen.

 Wilde Spuren der Kettensäge: Stephan Berg vor Imi Knoebels „Die Schlacht Nr. 8“ aus dem Jahr 1991.

Wilde Spuren der Kettensäge: Stephan Berg vor Imi Knoebels „Die Schlacht Nr. 8“ aus dem Jahr 1991.

Foto: Hessling

Es sei „kein einfaches Bild“, vielmehr „ein gewalttätiges Werk“, radikal, ungewöhnlich: Stephan Berg, Intendant des Kunstmuseums, hält große Stücke auf Imi Knoebels 4,5 Meter breites, 2,40 Meter hohes Bild „Die Schlacht Nr. 8“ von 1991. „Das Bild als Schlachtfeld“, sagt er zu dem Werk, eine dreigeteilte hochglänzende, schwarze Holzplatte, in der Knoebels Kettensäge ihre Spuren hinterließ. Seit den frühen 1990er Jahren hat das Kunstmuseum „Die Schlacht“ als Dauerleihgabe eines Sammlers im Haus. Der hat nun erklärt, das Bild abzuziehen und es verkaufen zu wollen. Berg und der Verein der Freunde des Kunstmuseums wollen es in Bonn halten, die Kunstfreunde haben dazu die Initiative „Ein Bild für Bonn“ ins Leben gerufen.

Leihgaben von Sammlern sind eine feine Sache – im Prinzip. Stellen sie Museen doch im Idealfall Werke zur Verfügung, die sich in die jeweiligen Sammlungen einfügen, Lücken schließen, den ohnehin schmalen Ankaufsetat (in Bonn liegt er bei 150.000 Euro jährlich) entlasten. Museen sind auf Sammler und ihre Leihgaben angewiesen, Sammler nicht zwingend auf Museen. Das ist das Problem.

Bonn hat einschlägige Erfahrungen gemacht. 2005 verkaufte der Bauunternehmer Hans Grothe seine Sammlung mit Werken von Baselitz, Polke, Richter, Lüpertz und Kiefer an das Sammlerpaar Ströher für 50 Millionen Euro. 30 Jahre lang war Grothes 700 Werke umfassende Sammlung in Bonn beheimatet und integraler Bestandteil des Kunstmuseumsangebots. Bis 2025 war die Sammlung vertraglich an Bonn gebunden. Nach dem Verkauf und zähen Verhandlungen mit den neuen Besitzern wurde sie dennoch 2007 abgezogen. Ein großer Verlust für Bonn.

Bonner OB hat die Schirmherrschaft übernommen

Nun droht der Abgang von Knoebels Schlachtenbild. In einer beispiellosen, konzertierten Aktion soll es für die städtische Sammlung gerettet werden. Mit 125.000 Euro habe man einen „fairen Preis“ verhandelt, sagte Berg auf Anfrage. Ein Preis, den aber das Museum wegen anderer Ankäufe nicht aus dem eigenen Etat zahlen könne. Nur eine Teilsumme stehe dafür zur Verfügung. Das Museum akquirierte zudem 35.000 Euro Landesmittel.

Die fehlenden 50.000 Euro sollen durch die gerade gestartete Aktion „Ein Bild für Bonn“ unter Schirmherrschaft von OB Ashok Sridharan zusammenkommen. Die Bonner Kunstgeschichtsprofessorin Anne-Marie Bonnet, Beethovenfest-Intendantin Nike Wagner, Rein Wolfs, Intendant der Bundeskunsthalle, Professor Wolfgang Holzgreve, Medizinischer Direktor des Uniklinikums, der Vizepräsident des Europaparlaments, Alexander Graf Lambsdorff, und Erika Coché, Mitglied des Kulturausschusses in Bonn, unterstützen die Aktion.

„Wir wollen die Bevölkerung aktivieren“, sagt der Journalist Rolf Clement vom Vorstand der Museumsfreunde, „auch fünf Euro bringen etwas.“ Natürlich spekuliert der Verein auf höhere Beträge. Für Spender von 250 Euro winkt ein exklusives Event mit Champagner und Leckereien aus der Düsseldorfer Patisserie „Pure Freude“ von Knoebels Tochter Olga. Wer 5000 Euro für den Kauf des Bildes beisteuert, darf sich auf der Unterstützerwand im Foyer des Kunstmuseums mit seinem Namen verewigen. „Es läuft besser, als wir gedacht haben“, sagt Clement mit Blick auf das Spendenbarometer auf der Homepage der Kunstfreunde: Das zeigte am Montagnachmittag 16.700 Euro an.

Berg, der unermüdlich aktiv ist, um das Kunstmuseum als „unser Museum“, das „Museum der Bonner“ zu etablieren, freut sich über diese bürgerschaftliche Aktion. Er unterstreicht aber auch die Bedeutung des Schlachtenbildes für die Sammlung. Die sei Joseph Beuys und seinen Schülern Blinky Palermo und Knoebel besonders verpflichtet. „Ich schätze Knoebels Klarheit – zwischen dem Pol Bildersturm und dem Punkt, an dem sich das Bild neu konstruiert“, sagt er. Es gehe bei Knoebel um „die Befragung des Bildes“: „Das Bild wird attackiert und erschafft sich dadurch seine Form.“ „Die Schlacht“ füge sich nicht nur in die Reihe weiterer Knoebel-Werke des Hauses ein, sie passe auch zu Werken von Dirk Skreber und Thomas Rentmeister, die ebenfalls den Zerstörungsgedanken ventilieren.

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