Beethoven Competition Abschluss der Vorrunde in der Telekom-Zentrale

BONN · Bei welchem der Teilnehmer der fünften International Telekom Beethoven Competition ist "die Liebe zu Beethoven wirklich spürbar?", lautet die entscheidende Frage, die sich der Fach-Jury um Pavel Gililov stellt. Erwartet wird hier von einem "guten" Beethoven-Interpreten, dass er seine "eigenen Vorstellungen und Ideen zum Ausdruck bringen" kann.

Neben einer meist "wohltemperierten" Fuge Bachs mussten sich die 23 von ursprünglich 28 gemeldeten Teilnehmer in der Vorrunde in zwei Werken Beethovens profilieren, darunter eine seiner drei letzten Klavier-Sonaten.

Nach Alexandra Joan, Thomas Wypior, Georgy Tchaidze und Viktoria Vassilenko (wir berichteten) ging es im großen Saal der Telekom-Zentrale weiter mit dem Amerikaner Alexander Bernstein, auf den man gespannt bleiben darf: Aus den Bagatellen op. 119 macht er reizvolle Charakterstücke und op. 111 legt er unter plastischer Ausformung der Nebenstimmen als überzeugend disponierte Symbiose aus einer "quasi una fantasia"-Haltung und eruptiver Energieentladung an. Andrejs Osokins aus Lettland hingegen setzt bei jenem Werk etwas kapriziös auf den Effekt.

Auch Olivier Lloansi und Shi-Hyun Lee widmen sich dieser c-Moll-Sonate, der Franzose mit Blick auch auf die Zwischentöne, die Südkoreanerin unterstreicht, ein wenig monoton wirkend, meditative Aspekte. Den zweiten Tag eröffnete Nicolas Namoradze aus Georgien. Auch er lieferte gute Voraussetzungen für sein Weiterkommen: Mit Ésprit gestaltet er die Bagatellen op. 33, überzeugt durch ausgewogene Stimmführung bei Bach und liefert eine facettenreiche Gestaltung von op. 110.

Der weitere Vormittag war mit Soo-Jung Park, Dasul Jung und Soo-Jung Ann in südkoreanischen, technisch sicheren Händen, ließ aber etwas Wärme vermissen. Aufhorchen ließ dagegen Anton Rosputko aus Lettland, der Youngster unter den Aspiranten, mit souveränem Ausdruckswillen.

Mit glitzernden "Perlentränentröpfchen" gelingt ihm die Wiederholung des Fugenthemas im Finalsatz von op. 110. Bei Jannie Lo aus den USA kommt das Zeitmaß zu Beginn der Arietta von op. 111 fast zum Stillstand. Auch die beiden letzten Kandidaten des zweiten Tages boten mustergültiges Beethoven-Spiel: Sofia Gülbadamova für Deutschland arbeitete inspiriert die Charakterzüge der Bagatellen op. 126 heraus, op. 109 wurde detailreich realisiert, und der Australier Stefan Cassomenos erlaubte sich einen grandiosen Virtuosenspaß mit den Bagatellen op. 33, lieferte dafür aber ein klassisch geprägtes op. 110 ab.

Diese As-Dur-Sonate wurde am letzten Vorrundentag von allen sieben Kandidaten präsentiert: delikat perlende Läufe beim Österreicher Michael Schöch, eine sehr differenzierende Lesart bei Violetta Khachikyan, die den Flügel im Finalsatz regelrecht zum Singen bringt.

Mit Felix Wahl ist auch ein Bonner Jung-Pianist am Start. Der verfügt über die unerbittliche Expressivität eines Derwisch ebenso wie über die Ausdruckstiefe eines feinsinnigen Lyrikers, wobei sei Pianissimo tragend an die Grenze des Hörbaren geht. Die Bagatellen op. 126 wie die Sonate op. 110 erfahren hier eine überzeugend lebendige, detailgenaue Wiedergabe. Zum Abschluss des Vormittags war der jedes Extrem vermeidende Japaner Shinnosuke Inugai zu hören. Den Nachmittag teilten sich Sergey Neller (Russland), Tomoaki Yoshida (Japan) und Kyung Wha Chu (Südkoreas).

Die zweite Runde

Folgende Pianisten sind in die zweite Runde der Beethoven Competition gekommen:

Thomas Wypior, Georgy Tchaidze, Andrejs Osokins, Nicolas Namoradze, Dasul Jung, Soo-Jung Ann, Anton Rosputko, Sofia Gülbadamova, Stefan Cassomenos, Violetta Khachikyan, Shinnosuke Inugai und Tomoaki Yoshida.

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