72. WDR-Kabarettfest im Pantheon: "Oh wie schön ist Liechtenstein"

Moderator Dieter Nuhr und seine Gäste sagen Krisenstimmung Kampf an

  Trifft im Regelfall   direkt ins Schwarze: Der Politikkabarettist Thomas Reis.

Trifft im Regelfall direkt ins Schwarze: Der Politikkabarettist Thomas Reis.

Foto: dpa

Bonn. "Schlechter als heute war es nur morgen." Damit lässt sich für Dieter Nuhr, Gastgeber des WDR-Kabarettfestes im Pantheon, die bundesdeutsche Befindlichkeit in diesen allgemeinen Krisenzeiten recht treffend beschreiben.

Was jedoch ihn selbst betrifft, bewahrt er sich auch mit Blick auf düsterste Prognosen stets eine Portion gesunder Skepsis. Da reicht schon ein Blick nach draußen, Ende März 2009 in Deutschland: "Von der Klimaerwärmung hätte ich da auch mehr erwartet ..."

Von Thilo Seibel aus Köln vielleicht auch. Denn trotz einer gelungenen Imitation von Manfred Lehmann - der deutschen Stimme von Bruce Willis - sind seine 20 Minuten die schwächsten eines sonst abwechslungsreichen Programms mit A-cappella, Politkabarett und zweistimmigem Gesang von Christiane Weber und Timm Beckmann, die kurzfristig für die erkrankte Nessi Tausendschön eingesprungen sind.

Wie selbst der Einsturz des Kölner Stadtarchivs noch Vorlagen für richtig fiese Pointen liefert und daran erinnert, "was die Alliierten im Zweiten Weltkrieg nicht mal von oben geschafft haben", zeigt Thomas Reis.

Der Politkabarettist scheint ohnehin gnadenlos guter Laune zu sein und trifft ein ums andere Mal direkt ins Schwarze. Auch wenn Peer Steinbrück wohl niemals ein Kinderbuch mit Tigern, Enten, Fröschen und Bären und dem schönen Titel "Oh wie schön ist Liechtenstein" verfassen wird.

Schön ist es aber auch im Schwabenland, finden die "Füenf" der gleichnamigen A-cappella- Formation aus Stuttgart. Und machen auf ihre Art die beste Werbung für eine mitunter belächelte Region. Ohne sich den Kopf darüber zu zerbrechen, wie man sich in der Schar der mittlerweile doch zahlreichen Vokalensembles behaupten und das eigene Profil schärfen kann, legen sie einfach los.

Frisch und voller positiver Energie, die von Krise nichts ahnen lässt. Das gefällt gewiss nicht nur Dieter Nuhr, sondern auch dem Publikum, so dass diese "Füenf" gut und gern noch ein paar Zugaben hätten geben können.

Den Schlussakkord setzen Weber und Beckmann - ebenfalls mit Lust, Laune und Selbstironie. Wer da noch an Krisen dachte, war selbst schuld. An den Gästen dieses Abends lag es nicht.

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