11. Wet Painting in Königswinterer 39 Künstler füllen kreativ ihre Leinwände

KÖNIGSWINTER · Zu Hause in seinem Atelier zu malen, wo höchstens seine Familie hin und wieder einen Blick auf die entstehenden Kunstwerke wirft, war er bislang gewohnt. Doch vor unbekanntem Publikum zu malen, das hatte sich Andreas Royé aus Grevenbroich nie wirklich getraut - zu kritisch könnten die Blicke sein, zu herablassend die Kommentare.

Und mit dieser Angst war er bei Weitem nicht alleine: So wie ihm ging es auch vielen anderen Kunstbegeisterten, die am vergangenen Wochenende beim Wet Painting die Königswinterer Altstadt in ein einziges Atelier verwandelten. Nach fünf Stunden hatten sie dabei vor allem eines gelernt: Unter freiem Himmel vor interessierten Beobachtern Leinwände zu füllen, macht oft sogar doppelt so viel Spaß.

Das "nasse Malen" wurde in diesem Jahr bereits zum elften Mal in Folge von der lokalen Agenda 21 veranstaltet. Die Aktion habe sich über die Jahre fest etabliert und sei bereits nicht mehr wegzudenken, lobte der stellvertretende Bürgermeister Sokratis Theodoridis das Konzept in seiner Eröffnungsansprache. Bei der Planung half auch diesmal der Geschäftsbereich Vorstandsbüro und Kultur der Stadt Königswinter mit.

"Uns ist Ungezwungenheit besonders wichtig", erklärte Organisator Heinz Zöller von der Agenda das Konzept. "Jeder, der möchte, kann mitmachen und jeder kann malen, wie, womit und was er will. Es sind außer der Beschränkung auf maximal zwei Werke keine Grenzen gesetzt." Die Idee des Wet Paintings stamme übrigens ursprünglich aus den USA und sei von Kurt Volkert, dem Inhaber des Ateliers Meerkatze, nach Königswinter "importiert" worden.

Von Samstagvormittag bis in den späten Nachmittag hinein ließen die 39 Teilnehmer überall auf den Straßen der Altstadt und sogar im Park von Schloss Drachenburg bis zu zwei Eigenkreationen pro Person entstehen.

Der Clou daran: Die bei der fünfstündigen Aktion angefertigten Werke wurden anschließend am gestrigen Sonntag öffentlich versteigert. Der Großteil war noch nicht vollständig getrocknet, sodass sie "nass" den Besitzer wechselten, daher der Name der Veranstaltung; die eine Hälfte des Erlöses geht an die Künstler, die andere kommt dem Kunstforum Am Palastweiher zugute. Wer beim Wet Painting malte, hatte also nicht nur ordentlich Spaß und konnte sich kreativ austoben, sondern tat dies gleichzeitig auch noch für den guten Zweck.

So auch Charlotte Toma. Sie war mit gerade einmal 19 Jahren die jüngste Künstlerin, stand den Älteren jedoch in keinerlei Hinsicht nach: Ihre Kreation, eine farbenfrohe Interpretation des Eselsbrunnens, zog zahlreiche Blicke auf sich.

Dieses Laufpublikum hatte sie im Vorfeld nicht abgeschreckt, ganz im Gegenteil. Im Gegensatz zu einigen ihrer Mitstreiter sah sie es nicht als Barriere, sondern als Bereicherung: "Es ist natürlich schon komisch und vor allem ungewohnt, wenn man mir zusieht", so die junge Bonnerin. "Aber ich sehe das als Bestätigung. Wenn jemand stehen bleibt, um mir beim Malen zuzuschauen, dann muss ihm irgendetwas an meinem Bild gefallen."

Auch Andreas Royé musste letzlich eingestehen, dass seine Bedenken unbegründet gewesen waren: Er hatte seine Scheu vor Zuschauern beim Malen in Angriff genommen und, wenn auch nicht besiegt, immerhin gemildert. Die Gemeinschaft mit Gleichgesinnten, insbesondere in einer solch schönen Atmosphäre wie in Königswinter, sei ein tolles Erlebnis gewesen, zog er sein Fazit. Und etwas, wozu er auch noch einmal in die Drachenfelsstadt reisen würde.

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