James Blake 1400 Fans im Kölner E-Werk

KÖLN · Als Wunderkind wurde James Blake, der vor gut zwei Jahren mit seiner Mischung aus Dub-step, Elektrosounds und Singer-Songwriter-Beseeltheit die In-Szene zu geradezu euphorischen Jubel veranlasste, gern gehandelt.

 Musikalische Reife: Der 25-jährige Musiker James Blake.

Musikalische Reife: Der 25-jährige Musiker James Blake.

Foto: dpa

Doch hinter derartigen Wundern verbergen sich mitunter ehrgeizige Eltern und auf jeden Fall ganz viel Üben. Das unbestreitbare Talent des heute 25-jährigen Musikers aus London, der bereits früh von seinem Musiker-Vater, dem Gitarristen James Litherhand, an die Klang-Materie herangeführt wurde und später ein Popmusik-Studium am renommierten Goldsmiths College der London University besuchte, hat nichts mit einem Wunder zu tun. Oder fast nichts, denn vor rund 1400 Fans im Kölner E-Werk hat er eindrucksvoll unter Beweis gestellt, dass er sich auf jeden Fall auf wundervolle Musik versteht.

Mit brüchiger Intonation stimmt Blake "I Never Learnt to Share" an und sein Seelenleid zieht von Anbeginn das Publikum in seinen Bann. Er hatte das Glück, in unterschiedlichen Klangwelten groß zu werden.

Alles klingt bemerkenswert durchkomponiert, kein Ton ist ist Anbiederung oder bloße Staffage. Lediglich seine Vokoder-Stimme in "Lindisfarne I" und "Lindisfarne II" mutet mittlerweile etwas antiquiert an. In Schlagzeuger Ben Assiter sowie Gitarrist Robert McAndrews, der übrigens mit Airhead auch noch ein eigenes Projekt am Start hat, verfügt Blake über kongeniale Zuarbeiter. Frenetischer Beifall begrüßt den Titelsong seines aktuellen Album "Overgrown". Nicht ohne Stolz erklärt er, dass "Digital Lion" aus einer Kooperation mit Brian Eno entstanden ist. Dies ist die Liga, in der er mittlerweile angekommen ist. Dass er durchaus auf Augenhöhe mit seinen Idolen musiziert, zeigen auch seine beiden Cover-Versionen.

Eine wahrhaftige Offenbarung ist "A Case of You" aus dem 71er Album "Blue" von Joni Mitchell, und auch "Limit to Your Love" aus "The Reminder" von Feist beweist die bemerkenswerte musikalische Reife des jungen Engländers. Als Zugabe gibt es mit "Measurements" eine solistische Gospel-Darbietung von erregender Intensität. Auch mit gängigen Maßstäben hatte das zu Recht umjubelte Konzert nichts gemein.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Die Stunde der Sieger
Abschluss Deutscher Musikwettbewerb in Bonn Die Stunde der Sieger
Zum Thema
Aus dem Ressort