Westfalenhalle 12.000 Fans pilgerten zu Black Sabbath nach Dortmund

DORTMUND · Am Nachmittag, in den Katakomben der Westfalenhalle, wirkte der Fürst der Finsternis sehr müde. Fahrig und einsilbig nuschelte John Michael "Ozzy" Osbourne, Sänger der Hardrock-Legende Black Sabbath, bei der Pressekonferenz Plattitüden wie, dass der Rock'n'Roll sein Leben sei, ja, es immer noch Spaß mache, auf der Bühne zu stehen, nein, es gäbe keine Pläne für Nachfolger des aktuellen Erfolgsalbums "!3", bei dem Erfolgsproduzent Rick Rubin die Band in die richtige Richtung lotste.

 Er hat's noch drauf: Ozzy Osbourne in Dortmund.

Er hat's noch drauf: Ozzy Osbourne in Dortmund.

Foto: Brill

"My name is Lucifer, please take my hand, oh yeah" singt er wenige Stunden später bei "N.I.B." und 12.000 Fans lassen sich begeistert in die Welt der hardrockenden Düsternis entführen. Auf der Bühne der ausverkauften Halle ist nichts mehr von der kurz zuvor noch empfundenen morbiden Lethargie zu spüren.

Der Sänger, der traditionell auf Wasserkühlung - dafür stehen zwei gefüllte Eimer bereit - steht, überrascht mit einer bemerkenswerten Vitalität. Nach dem Opener "War Pigs" legt der Düstermann, der morgen 65 wird, seinen langen schwarzen Mantel ab, tippelt unablässig die Bühne entlang, und fordert seine Anhänger immer wieder auf, ihre Begeisterung lärmend zu zeigen.

Seine treue Gefolgschaft, darunter längst ergraute Alt-Metaller, junge Fans, die eine Band sehen wollen, die ein ganzes Genre maßgeblich beeinflusst hat, Kuttenträger aller Art sowie zahlreiche Väter, die ihren Söhnen ihre rockenden Helden von einst präsentieren wollen, strecken entfesselt ihre Arme in die Höhe. Der "Mad Man", der einst während einer Show einer Fledermaus den Kopf abgebissen hat, lächelt selig und wirft sogar Kusshände Richtung tobender Menge.

Auch die Band präsentiert sich in Bestform. Gitarrist Tony Iommi schichtet ein krachendes Riff über das nächste, kombiniert wuchtige Brachialität mit schneidenden Motorsägen-Sounds. Bassist Terry "Geezer" Butler wirkt nur äußerlich entspannt, seine Finger arbeiten umso flinker und bilden mit Tommy Clufetos, ein Kampfhund an den Drums, ein explosives Rhythmusgemisch.

Im Repertoire sind maßgeblich Klassiker der Frühzeit wie das verregnet-depressive Klangspektakel "Black Sabbath", das heftig rollende "Fairies Wear Boots" oder das schwermütige "Iron Man". Aber auch neue Songs wie "End of the Beginning" oder das herzzerreißende "God is Dead?" werden frenetisch umjubelt, nehmen sie doch perfekt Stil und Atmosphäre der Frühzeit Ende der Sechziger auf. Nach zwei Stunden inklusive Zugaben, darunter der Klassiker "Paranoid" ist Schluss. Vorerst, denn Black Sabbath verlängern ihre Welttournee bis 2014 und kommen am 27. Juni ins Stadion Essen.

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