"MTV Unplugged"-Tour Peter Maffay mit Stargästen in Köln

Köln · Peter Maffay hat am Samstagabend das Abschlusskonzert seiner "MTV Unplugged"-Tour in der Lanxess-Arena in Köln gegeben. Für die Besucher gab es so manchen Stargast als Überraschung.

Samstagabend, kurz nach 19 Uhr in der Straßenbahn nach Deutz. „Warum ist das denn so voll hier?“ fragt eine Frau und klingt dabei ziemlich empört. Es ist tatsächlich voll. Rappelvoll. „Vorher ist eine Bahn ausgefallen!“ Und: „Maffay spielt in der Lanxess-Arena“ bekommt sie zur Antwort. Die Frau zuckt mit den Achseln: „Dann wird´s an der Straßenbahn liegen – die wollen doch bestimmt nicht alle zu Maffay!“ Stimmt. Denn die meisten der 14.200 Menschen, die zu Maffay wollten, waren da längst schon vor Ort.

Noch immer, 48 Jahre, nachdem er als seelenvoll drein schauender Blondschopf mit den Zeilen „Du bist alles was ich habe auf der Welt, du bist alles, was ich will“ die Herzen von Millionen Frauen rührte, haftet dem Sänger bei Teilen der Bevölkerung der Nimbus eines Schlagerfuzzis an: „Den habe ich zuletzt in der ZDF-Hitparade gesehen.“

Aber gibt es tatsächlich Menschen, die die letzten fünf Dekaden musikalisch komplett verschlafen haben? Maffay hat sich längst auch als Komponist und Musikproduzent einen Namen gemacht. Er wandelte sich zu einem Vorzeige-Deutschrocker, bezog Stellung gegen den Krieg und den Ruck von Rechts, mit dem Rockmärchen „Tabaluga“ gelang ihm ein goldener Wurf. Und seine Band – in der unter anderem Bertram Engel den Gentleman am Schlagzeug gibt, Pascal Kravetz die Tasten veredelt und Carl Carlton zeigt, was man einer Gitarre so alles entlocken kann – ist so gut, dass die sogar Bruce Springsteen haben will.

Man hätte der Frau aus der Straßenbahn gegönnt, dabei zu sein. Samstagabend beim Abschlusskonzert von Maffays „MTV Unplugged“-Tour in der Arena. „Nach über 20 Konzerten immer noch ein Abenteuer“, kommentiert das der drahtige 68-Jährige, „wir sind immer noch auf dem Trip.“ Und das in dem Bewusstsein, „dass jeder Ton, der heute Abend hier gespielt wird, auf dieser Tour zum letzten Mal gespielt wird.“ Vermutlich ist es das, was den „Trip“ von drei Stunden so besonders intensiv macht. Und für die Menschen in der Arena darum so besonders kostbar.

Zahlreiche Stargäste

Was da abgeht, ist eine Art multimediale Riesen-Revue mit Videoeinspielungen, Bläsern und Band, Streichern und Backgroundsängern, Lichteffekten, leisen und lauten Momenten. Die, bei all dem, das unglaubliche Kunststück fertigbringt, nie überfrachtet und sogar gleichsam intim zu wirken. Vielleicht liegt es auch an den Gästen, die sich Maffay eingeladen hat. Gäste wie Gitarrist Frank Diez bei „Eiszeit“ („Er war der Erste in meiner Band“), ein Mann mit weißer Haarmähne und roten Apfelbäckchen, der sich hinterher verschämt wegdreht, damit keiner sieht, wie ihm die Rührung in die Augen steigt.

Sänger wie Johannes Oerding, der nicht nur bei „Über sieben Brücken musst du gehen“ glänzen darf („Der gehört fast schon zur Band“), Tony Carey, dessen „Room With A View“ noch einmal zu Ehren kommt („Wir haben so manche Flasche miteinander geleert“) oder BAP-Chef Wolfgang Niedecken, für dessen zweites Soloalbum ihm Maffay Teile seiner Band „pumpte“. Die Teile, die Springsteen dann für die Aufnahmen zu „Hungry Heart“ haben wollte. Logisch, dass es da dieses Stück sein muss. Gefolgt vom unvermeidlichen „Verdamp lang her“. Hier wird die ganze Arena zum Chor. Nur Maffay schaut mittendrin ein bisschen so, als sei er im falschen Film.

Kann man Niedecken auf einer Kölner Bühne noch toppen? Kann man. Mit der direkt aus London eingeflogenen Katie Melua. Passend in ein tabalugagrünes Seidenkleid gehüllt bezaubert sie im Duett mit dem Gastgeber. Und singt ihren Part bei „Ich wollte nie erwachsen sein (Nessaja)“ komplett auf deutsch. Das bezaubert sogar einen hartgesottenen Harleyfahrer.

Die alten Hits aus der übel beleumundeten „Es war Sommer“-Ära werden nicht ausgespart. Peter Maffay steht dazu. Und sein Publikum, bei dem sämtliche Generationen vertreten sind, mag das. Die Texte kennt jeder, Zeile für Zeile. Inzwischen sind sie Kult geworden.

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