Kölner Philharmonie Nachdenkliche Töne zum Auftakt

Köln · Neujahrskonzert in der Kölner Philharmonie: Die Deutsche Kammerphilharmonie Bremen musiziert mit dem Mandolinenvirtuosen als Gast.

 Virtuoses Mandolinenspiel: Avi Avital in Köln.

Virtuoses Mandolinenspiel: Avi Avital in Köln.

Foto: Thomas Brill

Ziemlich ernst startete das Neujahrskonzert der Philharmonie. Schließlich fragt „The unanswered Question“ des US-Amerikaners Charles Ives nach den letzten Dingen unseres Lebens. Die Deutsche Kammerphilharmonie Bremen ließ diesem Musikstück noch viele Moll-Klänge folgen. Erst am Ende löste sich alles glücklich nach Dur auf, in Schuberts sechster Sinfonie und Rossinis Ouvertüre „Italienerin in Algier“ als Zugabe.

Nachdenklich und nicht wie die Wiener Philharmoniker mit schunkelndem Entertainment das neue Jahr zu begrüßen, mag zeitgemäß sein. Außerdem präsentierte man einen ungewöhnlichen Solisten, den israelische Mandolinenspieler Avi Avital (38). Er beherrscht das birnenförmige Lauteninstrument mit staunenswerter Technik und begeisternder Leidenschaft.

Ein spezielles Mandolinen-konzert hat er 2006 sogar mit dem israelischen Komponisten Avner Dorman entwickelt. Es erklang vor der Pause als Höhepunkt. Orientalische Melismen und der für die Mandoline typische Tremolo-Effekt – schnelle Zitterbewegungen mit dem Plektrum – werden darin vorgeführt.

In den von Avi Avital bearbeiteten Bach-Violinkonzerten (BWV 1041 und 1052R) überzeugte nicht nur die rasante Virtuosität des Echo-Klassik-Preisträgers. Auch sein Timing und die rhythmische Flexibilität waren klasse. Man hört, dass er auch in der Folklore zu Hause ist. Die Kammerphilharmonie war bei Bach ein prägnanter Dialogpartner, der die Musik dynamisch mitgestaltete. Bei Ives bewiesen vier im Raum platzierte Flötistinnen und ein Trompeter ihr Können. Ein feines Duo von Heitor Villa-Lobos („Bachianas Brasileiras“ Nr. 6) gab es außerdem mit Solo-Flötistin Bettina Wild und Solo-Fagottistin Rie Koyama.

Mit Schuberts italienisch schwungvoller sechster Sinfonie glitt der Abend freudig nach C-Dur. Doch wie schön den tiefen Streichern auch die rollenden Auftakte gelangen und wie souverän die Bremer das Werk ablieferten, ein wenig Routine schlich sich hier und da ein. Vielleicht fehlte aber auch nur der Dirigent in diesem von Konzertmeister Florian Donderer von der Violine aus geleiteten Programm. Es endete erst spät, denn wie in einem Neujahrskonzert wurde nach jedem Satz geklatscht.

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