Würdigung des Kunstsammlers Peter Ludwig Köln zum Kunstglück gezwungen

Wie der vor 20 Jahren gestorbene Peter Ludwig Museumsgeschichte schrieb. Seiner Kunstleidenschaft hat die Stadt Köln viel zu verdanken.

 Wie gemalt: Peter Ludwig auf einem undatierten Foto neben Andy Warhols Ludwig-Porträt.

Wie gemalt: Peter Ludwig auf einem undatierten Foto neben Andy Warhols Ludwig-Porträt.

Foto: stachowski

Das Museum Ludwig feiert in diesem Jahr dreifach Jubiläum: 1946 legte die Sammlung Haubrich den wichtigen Grundstein, 1976 unterzeichneten Peter und Irene Ludwig ihren ersten großen Schenkungsvertrag, und zehn Jahre später wurde der Neubau eröffnet. Aber wie fing sie eigentlich an, die bewegte Zeit mit dem vor 20 Jahren gestorbenen Großsammler?

Gewiss mit der Kunstleidenschaft des Aachener Schokoladenfabrikanten, der über „Das Menschenbild Picassos“ promoviert hatte. 1965 sah er in New York die ersten Pop-Art-Originale und gab seiner zuvor auf die Vergangenheit gerichteten Sammelleidenschaft eine neue Richtung. Bald war er geschätzter Großkunde in amerikanischen Galerien und gern gesehener Gast in den Ateliers von Roy Lichtenstein & Co..

„In fünf Jahren wird kein Museumsdirektor mehr Ruhe haben, wenn er nicht ein paar von diesen Dingern hängen hat.“ Damit meinte er 1969 die Pop-Art-Großformate, die er gerade als Dauerleihgabe ans Wallraf-Richartz-Museum (WRM) gegeben hatte. Dass dort nun Rauschenberg, Johns und Warhol neben Lochner, Rubens und Dürer hingen, war nicht zuletzt Wolfgang Hahn zu verdanken: Als Chefrestaurator des WRM und Sammlerkollege warb er für Köln als Ausstellungsort, während Ludwig zunächst Aachen bevorzugt hatte. Als „Panthersprung in die Gegenwart“ rühmte die „Kölnische Rundschau“ damals die Standortwahl.

Dieser Initialzündung folgte sieben Jahre später die zweite Stufe: Nachdem ihn Köln 1975 zum Ehrenbürger machte, setzte Ludwig der Stadt die Spendierpistole auf die Brust: Schenkung der auf 350 Werke angewachsenen Sammlung – aber nur für ein neu zu errichtendes Museum, das auch den Namen des Stifterpaars tragen sollte.

Kein Zweifel, mit dem von Peter Busmann und Godfrid Haberer gebauten Doppelmuseum samt Philharmonie hatte Ludwig Köln zum Kunstglück gezwungen. Und 1980 ploppten noch größere Pläne auf: Köln als Sitz einer „Stiftung Ludwig“ und somit Drehscheibe der damals auf 17 Museen verteilten Schätze des Kunstmoguls. Im Gegenzug würde das geplante Museum am Dom allein der „Weltkunst des 20. Jahrhunderts“ geweiht. In die von Bund, Land, Stadt und Stifterpaar getragene Stiftung sollten auch jene 120 mittelalterlichen Handschriften eingehen, deren Wert man auf mindestens 100 Millionen Mark taxierte.

Die Geburt der Stiftung freilich verzögerte sich quälend lange, und als die öffentlichen Geldgeber schließlich doch einig waren, wollte Ludwig nicht mehr.

Und Köln sah die Kehrseite der Gönnermedaille: Sitz der nun privat betriebenen Stiftung wurde Aachen, das Kapital lieferte der Verkauf der von Schnütgen-Experten erforschten Handschriften ans Getty-Museum. „Hoffnungen sind Hoffnungen, die ich erfüllen kann oder nicht“, schrieb Ludwig den düpierten Kölnern kühl ins Stammbuch.

Das roch nach Scheidung, zumal der gebürtige Koblenzer sein von Havanna bis St. Petersburg reichendes Kunstimperium stets nach dem Motto „Teile und herrsche“ regierte. Doch die Ehe zwischen Stadt und Sammler schien nach Stürmen sogar besser zu werden. Sie überstand auch Ludwigs Gram darüber, dass „sein“ Museum (unter dem Direktor Siegfried Gohr) die von ihm gekaufte Ostkunst lange verschmähte.

„Allein für Köln hätte es sich gelohnt zu leben“, zog der Stifter 1990 an seinem 65. Geburtstag Bilanz. Und vier Jahre später startete er eine weitere Schenkungsoffensive mit 90 Picassos plus einem Konvolut zeitgenössischer Kunst. Auch dies war kein Akt des puren Altruismus, sondern an den Wallraf-Auszug aus dem Doppelmuseum gekoppelt, das dann allein Ludwigs Kunst gewidmet wäre. Die Stadt rang sich schließlich zum WRM-Neubau am Gürzenich durch – und war vom Multimäzen wieder eine Treppenstufe auf dem Weg zur Weltkunstmetropole hinaufgeschubst worden. Peter Ludwigs überraschender Tod am 22. Juli 1996 hat diese Entwicklung nicht gekappt, denn seine Witwe Irene blieb bis zu ihrem Ableben äußerst spendabel. Und die Peter und Irene Ludwig Stiftung hat von ihren Namensgebern durchaus das Faible für Köln geerbt.

Es gibt also vielfachen Grund zum Dank, und so wird am Grab von Peter Ludwig in der Alten Kirche von St. Aldegund an der Mosel ein Blumengebinde mit Aufschrift abgelegt: „Unserem Ehrenbürger Peter Ludwig zum 20. Todestag – Die Oberbürgermeisterin der Stadt Köln“.

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