Zu viel Weichspüler John Legends Auftritt im Kölner Palladium überzeugt nicht

Köln · Der Einstieg verspricht mehr, als das Konzert hält: John Legend kann im Kölner Palladium die Erwartungen nicht erfüllen.

 Eine Stimme wie Samt und Seide: John Legend, eingerahmt von zwei Backgroundsängerinnen.

Eine Stimme wie Samt und Seide: John Legend, eingerahmt von zwei Backgroundsängerinnen.

Foto: Thomas Brill

Die ersten gehen schon um 22.15 Uhr. Ab 22.30 Uhr setzt ein Massenexodus ein. Noch während John Legend alias John Roger Stephens gegen 22.45 Uhr seine letzte Zugabe bringt, leert sich das Palladium zügig. Das mag zum Teil daran gelegen haben, dass Konzerte an Sonntagen, die erst um 21 Uhr beginnen, denen, die montags früh rausmüssen (und möglicherweise noch eine lange Heimreise vor sich haben), nicht unbedingt entgegenkommen. Aber auch mit der Spannungskurve hat es deutlich gehapert.

Der 38-Jährige, seine drei Backgroundsängerinnen und sieben Musiker bieten einen fulminanten Einstieg. Das groved und funkelt von der ersten Sekunde an und hat eine unglaubliche Dynamik. 3600 Fans lassen sich davon mitreißen, die ganze Halle ist ein einziges Wiegen und Wogen. Wer bei Stücken vom jüngsten Album, darunter „Penthouse Floor“ und das rasante Titelstück „Darkness And Light“, stillstehen kann, ist im falschen Konzert. Weil er weder Soul noch R & B noch Jazziges mag. Elektrisierende Percussion, der Hintergrundgesang in bester Supremes-Manier, die rasant aufblitzenden Bläsersätze – all das gepaart mit Legends Stimme, die schimmert wie Seide und so weich ist wie Samt.

Auch beim Meghan-Trainor-Cover „Like I'm Gonna Lose You” bleibt das Tempo flott, die „Young Lady“, die sich der Mann aus Springfield, Ohio, danach als Tanzpartnerin auf die Bühne holt, gibt alles, und Curtis Mayfields „Superfly“ knallt der hingerissenen Fangemeinde eine geballte Ladung Funk um die Ohren. Der Applaus danach ist sensationell. Jetzt könnte es mit „Wake Up Everybody“ eigentlich erst richtig losgehen. Denkt man sich. Aber leider irrt man da. Nun gibt es jede Menge Schmusesongs. Zwar kann Legend dabei auch zeigen, dass seine Stimme ohne jede Bandunterstützung keinerlei Anlass für Tadel gibt, aber irgendwann rudert man hilflos in so viel Weichspüler hin und her und droht ermattet darin zu versinken. Die Stücke wirken austauschbar, ihre glatt gebügelte Gleichförmigkeit macht müde.

Auch die Chance, beim letzten Titel vor den Zugaben („So High“) noch einmal das Ruder herumzureißen und erneut zu Hochform aufzulaufen, wird vertan. Ein furioses Finale geht anders. Zumal die Bandvorstellung im Schnelldurchgang mal eben abgehakt wird. Die Jungs und Mädels hätten Besseres verdient.

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