Beethovenfest Das Signum saxophone quartet in Siegburg

Bonn · Konzert des Signum saxophone quartet in der Siegburger Rhein-Sieg-Halle: Die vier Herren des Quartetts verstehen es, bekanntes Repertoire gekonnt in ein anderes – und cooleres – Klanggewand zu hüllen

 Das Signum saxophone quartet beim Gastspiel in Siegburg.

Das Signum saxophone quartet beim Gastspiel in Siegburg.

Foto: Barbara Frommann

An sich ist es ein weit verbreitetes Problem, dass sich das Publikum bei klassischen Konzerten in der Regel aus der Altersgruppe 50+ zusammensetzt und sich die Veranstalter die Haare raufen, wie man auch jüngere Gruppen gewinnen kann. Nicht so beim Konzert des Signum saxophone quartet in der Rhein-Sieg-Halle, das am vergangenen Sonntag im Rahmen des Beethovenfestes stattfand. Hier war die Altersstruktur erfreulich durchmischt und auch zahlreiche Familien und ganze Gruppen Jugendlicher waren zu entdecken. Kein Wunder, denn die vier Herren des Signum saxophone quartets verstehen es, bekanntes Repertoire gekonnt in ein anderes – und cooleres – Klanggewand zu hüllen. So auch an diesem Abend, der mit einer Bearbeitung von Mussorgskys „Bildern einer Ausstellung“ begann: Ein erstes Highlight war bereits die „Promenade“, alleine schon wegen des Wiedererkennungseffekts.

Den vier Musikern an Sopran-, Alt-, Tenor- und Baritonsaxofon gelang es, das variiert wiederkehrende Stück auf die abwechslungsreichste Weise zu interpretieren, mal majestätisch und mit vollem Klang und dann wiederum zart und mit feinsten dynamischen Nuancen. Dass das Ensemble in dieser Besetzung seit elf Jahren zusammenspielt, ist ihm anzuhören: die Rollen wechseln, jeder darf mal im Vordergrund stehen und die Klangbalance ist schlicht hervorragend.

So gelang es den Musikern auch mühelos, die „Bilder einer Ausstellung“ vor dem inneren Auge entstehen zu lassen: Unheimlich eingeleitet vom Baritonsaxofon war „Das alte Schloss“ zu hören, tänzerisch-grazil das „Ballett der Küken“, wirbelnd das Treiben auf dem „Marktplatz von Limoges“.

Großartiger Abschluss des Werks war „Das große Tor von Kiew“, bei dem man gar nicht mehr den Eindruck hatte, es nur mit vier Leuten auf der Bühne zu tun zu haben. Für sinfonische Klangfülle sorgte im Anschluss auch der Pianist Michael Lifits, der sich in Rimsky-Korsakows sinfonischer Dichtung „Scheherazade“ zum Quartett gesellte. Er fügte sich problemlos in das Ensemble ein.

Nach der Pause widmete sich das Signum saxophone quartet zunächst einem Werk, das ursprünglich für Streichquartett geschrieben wurde, Samuel Barbers Adagio op. 11. Trotz zusätzlich abgedunkelten Saals und der an sich auch berührenden Interpretation des Ensembles, stellte sich die eigentlich im Werk angelegte Ruhe und Tiefe nicht ganz ein – zu viele Störelemente (Stühle-Rücken im Foyer, hochgezogene Rotznasen, Handyklingeln sowie die rappelnde Klimaanlage) machten den Zauber zunichte. Mit einer eigenen Bearbeitung beendete das Quartett den begeisternden Konzertabend: der „Rhapsody in Blue“ von George Gershwin. Hier durfte Michael Lifits am Klavier noch einmal brillieren, dem hier die wichtigste Rolle zufiel. Euphorischer Applaus nach diesem ganz besonderen Kammermusikabend.

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