Rock mit Pomp und Posen Aerosmith begeistert in der Lanxess-Arena

45 Jahre Bandgeschichte in zwei Stunden: Die Band Aerosmith macht in der Kölner Lanxess-Arena 13.500 Fans glücklich.

 Ständig in Bewegung: Aerosmith-Sänger Steven Tyler . FOTO: THOMAS BRILL

Ständig in Bewegung: Aerosmith-Sänger Steven Tyler . FOTO: THOMAS BRILL

Foto: Thomas Brill

Das Motto der Tour der Band Aerosmith klingt wie ein Abschied und soll eigentlich auch einer sein – „Aero-Vederci, Baby“ steht auf den Tickets der rund 13 500 Besucher in der Lanxess-Arena, die zum womöglich letzten Konzert der US-Amerikaner auf deutschem Boden gekommen waren.

Laut Musikpresse sind sich die Rocker um Sänger Steven Tyler aber mittlerweile dann wohl doch nicht mehr so sicher, ob sie wirklich aufhören wollen. Der Grund: Es mache so viel Spaß, und bei der Tour habe man noch einmal Blut geleckt. Wie viel Energie solche Motivation freisetzen kann, bewies Aerosmith dann auch bei ihrem Konzert in Köln.

Sofort ist klar, wer im Ring das Sagen hat

Nachdem die Blues-Rock-Combo Tyler Bryant & The Shakedown aus Nashville die bis unter das Dach gefüllte Arena angewärmt hatte, nahm das Spektakel seinen Lauf. Zwischen Wänden aus bunt zusammengewürfelten Gitarrenverstärkern, die wohl ein gewisses Proberaumfeeling versprühen sollten, prangte eine Videoleinwand.

Auf dieser wurde eingangs die mehr als 45 Jahre andauernde Bandgeschichte anhand von Liedschnipseln, Fotos und Plattencovern erzählt, bevor Tyler und Co. nach einer Ansage wie in einem Boxkampf zu „Let The Music Do The Talking“ auf die Bühne stürmten.

Und sofort war klar, wer im Ring das Sagen hat – Tyler und sein Lead-Gitarrist Joe Perry nahmen sofort den 20 Meter langen Steg in Beschlag, der von der Bühne zu den Fans im Innenraum führte, und warfen sich vor laufenden Ventilatoren mit wehenden Haaren in Pose. Was zunächst unter dem Zeichen des Bombasts zu stehen schien, entpuppte sich jedoch als bodenständige Rockshow. Während seiner gesamten Dauer kam das Konzert fast ganz ohne Pyrotechnik aus, stattdessen wurde auf klassische Lichteffekte gesetzt.

Nach ihrem fulminanten Start, bei dem sich die Band in musikalischer Bestform präsentierte, setzte sie mit einem fast zwei Stunden andauernden Hitfeuerwerk nach. Mit dabei waren unter anderem „Crying“, „Crazy“, „Living On The Edge“, „Dream On“ und natürlich das durch den Film „Armageddon“ berühmt gewordene „I Don’t Want To Miss A Thing“. Bei „Dude (Looks Like A Lady)“ sang die ganze Halle mit, und die Ränge schaukelten spürbar.

Wo früher Feuerzeuge leuchteten, sorgen heute eingeschaltete Smartphonebildschirme für Stimmung – bei „Dream On“, das Tyler auf einem weißen Flügel begleitete, tauchten Hunderte Handys die Arena in ein fahles Dämmerlicht.

Darüber hinaus stimmten ein Einspieler, der Perry vor dem Kölner Dom zeigte, Coverversionen von Fleetwood Mac und den Beatles sowie ein Finale mit „Walk This Way“ und Konfettiregen die Besucher glückselig.

Eine perfekt durchgeplante Performance

Aerosmith lieferten im Prinzip genau das, was die Fans wollten und was man erwartet, wenn man sich Karten für ein Konzert der Rocktitanen kauft: eine perfekt durchgeplante Performance, einen wild umherspringenden Steven Tyler, einen posenden Joe Perry und eine Menge Pomp.

Doch trotz aller Perfektion blieb ein komisches Bauchgefühl, wenn die sichtlich in die Jahre gekommene Band in knallengen Glitzer- und Leopardenhemden über die Bühne zu fegen versuchte und man den Protagonisten so manche Pose einfach nicht mehr abkaufte. Unweigerlich wurden Erinnerungen an Konzerte anderer Großmeister des Rock wie zum Beispiel Deep Purple und Black Sabbath wach, die um einiges würdevoller gealtert zu sein scheinen.

Vielleicht sollten es sich Tyler und seine Mannen noch einmal genauer überlegen, ob es nicht doch Zeit ist für den Fall des letzten Vorhangs.

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