Hip-Hop in der Lanxess-Arena 13.000 Besucher feiern die Beginner

Köln · Die Beginner sind Kumpel mit Haltung. Ihre Show hat Klasse und Geschwindigkeit. Augen und Ohren bekommen was geboten. Im Publikum: Mutti mit dem Kleinen, Alt 68er und Leute, die in den 90ern geboren wurden.

Die Beginner zeigten gestern 13.000 Zuschauern, was Hip-Hop ist

Die Beginner zeigten gestern 13.000 Zuschauern, was Hip-Hop ist

Foto: dpa

Grelle Laserstrahlen erleuchten Bühne und Arena. Jan Delay und Denyo laufen lässig ein. Jan gibt das Startzeichen an Publikum und DJ Mad: „Lass abfeuern den Scheiß hier!“. Guido Weiß, alias DJ Mad, thront mit seinem Pult auf einer leuchtenden Showtreppe und legt mit ordentlichem Gedröhne los. „Ich komm' mit großem Herz und Pauken und Trompeten, für die Obernerds und die saufenden Proleten, die Messdiener, Crackdealer, Alt-68er. Alle sind happy“, rappt Jan Delay.

Ein Blick in die Arena bestätigt den illlustren Kreis der Beginner-Freunde: Nerds aus den Anfangszeiten treffen auf ein paar Alt-68er. Neben ihnen wippen junge Fans, die erst zu einer Zeit geboren wurden, als „Hammerhart“ vom 98er Album „Bambule“ ein Hit wurde. Auch Mutti mit ihrem Kleinen ist gekommen.

LED-Treppe wird zur Showtreppe

„Ahnma", aktuelle Single des Beginner-Comeback-Albums „Advanced Chemistry“, ist Hamburger Slang und bedeutet so viel wie „Alter“. Der Unterton ist entspannt. „Hey Alter, lass gut sein Alter“. Die Beginner sind Kumpel mit Haltung, lassen die Kirche im Dorf. Message ja, Belehrung nein. Dicke Eier, muss sein, aber bloß kein Geprotze! Ihre Show nimmt ungeniert Anleihen bei amerikanischen Vorbildern. Das hat Klasse und Geschwindigkeit. Augen und Ohren bekommen was geboten. Die anfangs eher unscheinbare LED-Treppe wird immer mehr zur einer Showtreppe, auf der neben zwei Background-Sängerinnen alle singen und swingen.

Dreizehn Jahre liegt ihr letztes Album „Blast Action Heroes“ zurück. Vielleicht zu lange, um noch ernsthaft im Geschäft mitmischen zu können. Oder - wie nicht wohlmeinende Kritiker meinen - genau so lange, um sich als angestaubter Hip-Hop-Act dem Verdacht auszusetzen, mit einer unzeitgemäßen Reunion noch mal Kohle zu machen.

"Liebeslied", "Schelle" und HipHop-Geschichtsunterricht

Theorien, die sich im Lauf des Abends in Luft auflösen. Die Zeitreise zwischen alten Stücken wie „Füchse“ oder „Liebeslied“ und dem neuen Material gelingt mit leichter Hand. Nostalgiegefühle? Warum nicht. Aber im Zentrum steht das Neue, das an aktuelle musikalische Entwicklungen ohne Verkrampfung locker anzudocken weiß.

Spätestens bei „Schelle“ vom aktuellen Longplayer bleibt niemand mehr in der Arena auf seinem Sitz. Ausgelassene Stimmung bereits nach 20 Minuten. Beim Nena-Cover „Irgendwie, irgendwo, irgendwann“ singen Jung und Alt textsicher mit. Es folgt ein wenig Hip-Hop-Geschichtsunterricht mit der Frage, mit wem alles begann – jedenfalls für die Beginner. Torch, der Mann mit dem richtigen Flow, kommt aus Heidelberg. Der Geehrte geht so lässig wie möglich mit der Huldigung um. Die Baggi-Hose schlabbert wie eh und je. Die Stimme ist fest. „Wir waren mal Stars“ singen sie zusammen. Ein großer Moment für alle.

Das Konzert steigert sich immer mehr zu einem besonderen Hip-Hop-Ereignis. Die Beginner wissen, wie man mit Licht- und Visualeffekten Momente für das Langzeitgedächtnis schafft. Das ist professionell kalkuliert, trägt viel von Jan Delays Handschrift. Er weiß Technik für große Gefühle zu nutzen. Wenn die Beginner sich am Ende für das überwältigende Erlebnis in der Lanxess-Arena bedanken, klingt ein Satz wie „Das war die geilste Show, die wir bisher erlebt haben!“ echt.

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