Kritik an Bob Dylan Rebell Dylan ein Plagiator?

Literaturnobelpreisträger Bob Dylan soll für sein Rede bei einer Studentenplattform im Internet abgekupfert haben.

 Bob Dylan bei der Entgegennahme eines Musikpreises 2015 in Los Angeles.

Bob Dylan bei der Entgegennahme eines Musikpreises 2015 in Los Angeles.

Foto: AP

Hat Bob Dylan – vielleicht waren es auch seine Sekretärin oder sein Sekretär – wie ein unartiger Schüler unter Zeitnot seine Rede für die Nobelpreisakademie aus dem Internet zusammengestöpselt? So könnte es gewesen sein, folgt man der Autorin Andrea Pitzer, die 20 Übereinstimmungen zwischen Dylans Text über den Roman „Moby Dick“ und einschlägigen Passagen aus der Website „SparkNotes“ gefunden hat. Das Portal war 1999 von Harvard-Studenten eröffnet worden – für Zeitgenossen, die für Referate, Facharbeiten und dergleichen recherchieren. Ist der Literaturnobelpreisträger ein Plagiator?

Schnappatmung in Stockholm. Man kann sich gut vorstellen, dass die Nobelpreisjury abermals um Fassung ringt – über die Unbotmäßigkeit dieses unwürdigen Preisträgers Bob Dylan, der im Oktober 2016 zunächst schwieg, statt sich artig zu bedanken. Der zunächst nicht erschien, um sich seine Urkunde abzuholen, es dann doch mit mehr als drei Monaten Verzögerung tat. Dann ging es um das Preisgeld von umgerechnet 840 000 Euro und eine Frist für die Nobelvorlesung: 10. Juni. Dylan schickte besagten Text gerade noch rechtzeitig und ein Video mit seiner Rede und jazziger Klavierbegleitung. In Stockholm auftreten wird er nicht.

Ist Dylan ein ungehobelter Flegel? Andererseits: Was hat die Schwedische Akademie erwartet? Einen knorzigen Rebellen, der plötzlich zum smarten, dankbaren Preisträger mutiert, der Purzelbäume schlägt und der noblen Nobel-Gemeinde einen artigen, funkensprühenden Vortrag hält? Da hat man Dylan wohl nicht so richtig verstanden.

Was nun tun mit einer Rede, über der der Vorwurf des Plagiats schwebt, die aber vom Literaturnobelpreiskomitee als „außerordentlich“ und „eloquent“ gelobt, von deutschen Geistesgrößen spontan als „kleines Meisterwerk“, witzig, authentisch, mit tiefen Einblicken in Dylans Poesie garniert und eines Literaturnobelpreisträgers durchaus würdig geadelt wurde?

Hören Sie selbst auf nobelprize.org , wie schön, wie persönlich Dylan 27 Minuten lang zum Verhältnis seiner Songs zu Buddy Holly, zu Romanen wie „Moby Dick“ von Herman Melville und Erich Maria Remarques „Im Westen nichts Neues“ spricht. Das ist Poesie pur. In dem Zusammenhang über Plagiat zu nölen, ist ärmlich.

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