Bonner Pianistin Susanne Kessel So steht es um das Projekt "250 Piano Pieces for Beethoven"

Bonn · Zum 250. Geburtstag von Ludwig van Beethoven im Jahr 2020 startete die Bonner Pianistin Susanne Kessel bereits 2013 das internationale Kompositionsprojekt "250 Piano Pieces for Beethoven". Über den Stand des Projekts sprach Bernhard Hartmann mit der Pianistin.

 Projekt für Beethoven: Pianistin Susanne Kessel

Projekt für Beethoven: Pianistin Susanne Kessel

Foto: David Kremser

Aus Anlass des 250. Geburtstags von Ludwig van Beethoven im Jahr 2020 startete die Bonner Pianistin Susanne Kessel bereits 2013 das internationale Kompositionsprojekt "250 Piano Pieces for Beethoven". Die Idee ist, dass bis zum Stichtag 250 Komponisten jeweils ein kurzes, auf Beethovens Leben und Werk bezogenes Klavierstück schreiben. Kessel erteilt alle Kompositionsaufträge selbst und bringt die Stücke auch selbst zur Uraufführung. Über den Stand des Projekts sprach Bernhard Hartmann mit der Pianistin.

Wie viele Kompositionen haben Sie jetzt schon beisammen?

Susanne Kessel: Es sind mittlerweile 223 Klavierstücke eingetroffen. Ich habe ja insgesamt 250 Komponisten und Komponistinnen aus 47 Ländern zu dem Projekt eingeladen und deren Zusage erhalten. Ich weiß daher, dass alle ein Stück abgeben werden. Nur nicht so ganz genau, wann. Ich schätze, bis Februar müssten sie alle eingetroffen sein. Natürlich gibt es für alle Komponisten bereits seit 2013 dieselbe Deadline, nämlich Dezember 2019.

Da feiert Beethoven ja erst seinen 249. Geburtstag...

Kessel: Ich habe die Frist bewusst so früh gesetzt, weil ich für die Fertigstellung eines Notenbandes bis zur Drucklegung inklusiver aller Korrekturvorgänge ungefähr drei Monate brauche. Und es müssen jetzt noch drei Notenbände veröffentlicht werden. Bis zum Jubiläum im Dezember 2020 werden wir aber fertig.

Wird jedes der "250 Piano Pieces" im Druck erscheinen?

Kessel: Ja. Die zehnbändige Notenedition ist für mich der wichtigste Aspekt, denn sie dokumentiert das Projekt und wird auch in der Zukunft auf den Notenpulten von Pianisten liegen, die die Stücke dadurch noch in Jahrhunderten in Konzerten spielen können. Der kulturelle Wert dieser Edition ist auch den mitwirkenden Komponisten bewusst und sie ist sicherlich der Hauptgrund, warum sie ihre Klavierstücke honorarfrei komponieren und dem Projekt zur Verfügung stellen. Der nächste Band erscheint übrigens im Dezember und enthält die Werke der jüngsten Komponisten des Projektes, die zum Zeitpunkt der Abgabe ihrer Stücke zwischen zehn und 17 Jahre alt waren.

Sie spielen ja auch selbst die Uraufführung jedes einzelnen der Klavierstücke.

Kessel: Das ist für mich als Pianistin natürlich eine große Aufgabe und Freude, und allein in 2020 habe ich noch ca. 20 Uraufführungskonzerte in Bonn vor mir. Dass ich die Uraufführungen innerhalb dieses Projektes spiele, ist darüberhinaus aber auch notwendig, denn man kann die Noten eines Klavierstücks nur dann verlegen, wenn die Partitur zuvor einmal von einem Pianisten gewissenhaft einstudiert wurde. Die Komponisten, besonders diejenigen aus anderen Ländern, empfinden es zudem als Ehre, dass ihre Beethoven-Stücke in Beethovens Geburtsstadt Bonn uraufgeführt werden. Sie reisen sogar auf eigene Kosten zu den Konzerten nach Bonn. Ebenso nehme ich die Stücke auf und plane eine CD- und Download-Edition, damit die Stücke auch klingend überliefert werden. Das geht nicht mit allen, weil es einige wenige Stücke mit mehr oder minder starken theatralen Elementen gibt. Aber die meisten werde ich aufnehmen.

Ihr Projekt erhält auch ehrenamtliche Unterstützung und Spenden. Zum Beispiel in Form von Notenpatenschaften, die man für den Druck eines Stücks übernehmen kann. Gibt es etwas Ähnliches auch für die CDs?

Kessel: Nein, leider noch nicht. Für die Finanzierung der CDs fehlen noch Sponsoren mit der nötigen Liebe zur Musik. Aber ich bin zuversichtlich. Denn die Reichweite der Musik wird auch über 2020 hinaus erhalten bleiben. Die Aufnahmekosten sind mittlerweile gedeckt und ich habe derzeit bereits über 180 der Stücke unter besten Bedingungen im Studio einspielen können. Es wäre natürlich großartig, wenn jetzt auch die Kosten der CD-Veröffentlichungen durch Sponsoren ermöglicht würden. Der überragende Teil des Projektes wird übrigens unentgeltlich gestemmt. Würden alle so geleisteten Aktivitäten des Projektes finanziell auf einem niedrig angesetzten Level honoriert, läge die Summe mittlerweile bei über 1,8 Millionen Euro.

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