Konzert in der Harmonie Omer Klein Trio spielte beim Beethovenfest

Bonn · Pianist Omer Klein präsentiert beim Beethovenfest mit seinem Trio Kostproben aus seinem nächsten Album in der Endenicher Harmonie

Für den sympathischen israelischen Jazzpianisten Omer Klein war der Auftritt am Donnerstag in Bonn fast so etwas wie ein Heimspiel. Das dritte Mal in zwei Jahren war er da: beim Jazzfest, bei der Dottendorfer Jazznacht und jetzt auf Einladung des Beethovenfests in der Harmonie. „Ein toller Ort“, meinte er schwitzend im tropisch klimatisierten Saal – mit einem „Paralleluniversum draußen“, in dem es Luft und Bier gebe, wie er nach stürmischem Applaus und vor dem Zugabenteil anmerkte.

Da hatten er und sein Trio ein für alle Beteiligten auf und vor der Bühne schweißtreibendes Programm absolviert. Dabei war es kein Problem, dass er wie beim Jazzfest 2017 erneut zentrale Stücke seines schönen Albums „Sleepwalkers“ präsentierte. Die sind in der Zeit erstaunlich gereift, schneller, rhythmischer, aggressiver geworden. Klein legt ein irres Tempo vor, Haggai Cohen-Milo am Bass und Amir Bresler am Schlagzeug ziehen sichtlich begeistert und begeisternd mit.

Was ist passiert? Dass die Stücke von 2017 – in der Harmonie wurden unter anderem das schnelle, wilde, dem Künstler Blinky Palermo (dem das Kunstmuseum Bonn gerade einen Extraraum eingerichtet hat) gewidmete Stück „Blinky Palermo“, das mit Alarmtönen und Dissonanzen aufgeladene Titelstück „Sleepwalkers“ und „Wonder and Awe“ gespielt – plötzlich ganz anders, in Tempo und Rhythmus verändert klingen, hat vielleicht einen simplen Grund. Denn das Trio hat gerade die Aufnahmen zu einem neuen Album abgeschlossen, das demnächst auf den Markt kommen soll und bestimmt die Spielweise beeinflusst.

Mediterranes Flair

Der Titel der neuen CD lautet „Radio Mediterranee“, womit schon das hitzige Klima der Musik angedeutet ist. Dass das so ist, belegen etliche Kostproben, die am Donnerstag zu hören waren. So ist das Titelstück eine flotte, sehr rhythmische Latin-Nummer mit starkem iberischen Einschlag, unüberhörbaren andalusisch-maurischen Arabesken und einem Schlagzeug, das Kastagnettenklang evoziert. „Arak“, ein nach dem Anisschnaps benanntes weiteres Stück vom neuen Album, verbreitete ebenfalls mediterranes Flair. Eine Liebeserklärung an das Mittelmeer.

Dass unter dem Eindruck der neuen Stücke, das „Sleepwalker“-Material vom Trio neu gewichtet und bewertet wurde, liegt geradezu auf der Hand. Insbesondere die schnellen Lieder wurden an diesem Abend aufs schönste reaktiviert. Cool, hochkonzentriert und mit rasanten Läufen begeisterte Klein am Flügel. Souverän tauschte er Blicke mit seinen Mitspielern. Ein Lächeln – und schon ist das nächste Solo verabredet. Perfekte Interaktion und eine musikalische Beweglichkeit und Spielfreude, die ansteckend wirkten.

Auch die Freunde von Kleins langsamen, intensiven Stücken kamen auf ihre Kosten: „One Step At A Time“ und das herrliche „Joséphine“ gingen sehr ans Herz. Anhaltender Applaus für Omer Kleins Heimspiel.

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