Ringen um Genehmigung Streit um geplantes Konzert von Ed Sheeran in Düsseldorf

DÜSSELDORF · Popstar Ed Sheeran soll am 22. Juli in Düsseldorf vor 84.000 Zuschauern auftreten. Eine Genehmigung für das Konzert fehlt allerdings noch. Gegner und Anwohner machen mobil.

In Düsseldorf kann man aktuell zwei Realitäten beobachten: die von Michael Brill und den Befürwortern des Konzerts der Superlative, das Ed Sheeran am 22. Juli in der Landeshauptstadt geben soll. Brill, Chef der städtischen Veranstaltungsgesellschaft, soll große Namen in die Landeshauptstadt holen - und hat mit Ed Sheeran seinen größten Coup gelandet. Er sagt, es sei nur noch ein Routinevorgang, bis die Genehmigung für das ausverkaufte Konzert vor 84.000 Zuschauern vorliegt.

Die Gegner und Skeptiker erzählen eine ganz andere Geschichte. Für sie ist acht Wochen vor dem Termin noch nichts entschieden. Für das Konzert soll ein Parkplatz auf dem Messegelände in ein Open-Air-Gelände umgewandelt werden. Umweltschützer kritisieren, dass dafür 104 Bäume gefällt werden sollen und lassen sich durch 300 Neupflanzungen an anderer Stelle nicht besänftigen. Anwohner wollen den Lärm nicht hinnehmen. Kürzlich haben die Gruppen gemeinsam demonstriert.

Die Genehmigung ist nach wie vor nicht da. Am 13. Juni soll ein Fachausschuss des Stadtrats zur entscheidenden Sitzung zusammenkommen. Ausgang: ungewiss. Wenn es nicht gelingt, in Düsseldorf ein Rekord-Konzertgelände zu schaffen, dann nirgendwo in NRW, heißt es von Kennern der Branche.

Für Ed Sheeran bedeutet der Auftritt seit Monaten eine Zitterpartie. Der Sänger hatte es zwar schnell geschafft, seine Zuschauer zu finden. Die Suche nach einem Gelände erweist sich als komplizierter - nicht erst in Düsseldorf.

Naturschützer drohten mit Klage

Zunächst sollte das Konzert auf dem Flughafen Essen/Mülheim stattfinden. Naturschützer drohten dort aber mit einer Klage wegen der stark gefährdeten Feldlerche. Dazu kam die Sorge vor Blindgängern. Als der Veranstalter vom Gelände in Düsseldorf las, das eigentlich erst 2019 eingeweiht werden sollte, entschied er sich zum Umzug. Ein Geschenk, meint Brill, angeblich ohne Risiko: Wenn es keine Genehmigung gibt, muss die Stadt keine Strafe zahlen, heißt es.

Düsseldorfs Stadtspitze sieht das Konzert als Chance, den Ruf als Veranstaltungs-Hochburg zu festigen. Dass immer wieder große Events wie der Eurovision Song Contest 2011 zu Gast sind, gehört fast zum Selbstverständnis der Landeshauptstadt. Die Stadt brüstet sich mit großer Kompetenz in der Organisation, die sich nun zeigen muss. Sie prüft unter Hochdruck den Bauantrag. Sieben Ämter sind beteiligt, wie zu hören ist, arbeiten mehrere Abteilungen an der Belastungsgrenze. Man beteuert, es werde keine Gefälligkeiten geben.

Die Stadtmitarbeiter können derzeit lebhaft erfahren, welche Verantwortung sie tragen: In diesen Tagen läuft der Prozess zum Unglück bei der Duisburger Loveparade 2010. Sechs Mitarbeiter der Duisburger Stadtverwaltung sind wegen fahrlässiger Tötung angeklagt, es geht auch um die Frage, ob damals das Konzept durchgewinkt wurde.

Das Gelände sei ein "Monster"

An das mahnende Beispiel haben auch die Düsseldorfer Grünen erinnert. Auf diese Fraktion - in einem Bündnis mit SPD und FDP - kommt es nun an. Die Grünen sind zwiegespalten. Man will Gewissheit, dass das Gelände dauerhaft genutzt wird. Das ist noch nicht sicher, nötig ist ein weiteres Verfahren. "Wir haben uns noch nicht entschieden. Vorher haben wir sehr viele Fragen", sagt Fraktionssprecher Norbert Czerwinski.

Falls die Grünen ablehnen, käme es auf die CDU-Opposition an. Die aber hat im Norden der Stadt, wo viele Anwohner skeptisch sind, eine Hochburg. Ein Ratsherr, der mitstimmen wird, hat seine Position bei Facebook schon klargemacht. Er nennt das Gelände ein "Monster".

Wird das Konzert wirklich gestoppt? Die Veranstaltungsgesellschaft um Michael Brill zeigt sich weiter zuversichtlich - und befasst sich mit der ferneren Zukunft. Ein großes Festival soll interessiert sein. Auf einer Internetseite wirbt die Stadttochter bereits um weitere Veranstalter - mit optimistischen Aussagen: "Das Gelände bietet künftig Raum für Großkonzerte und Festivals", heißt es da.

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