Lockerungen in der Corona-Krise Museen in Bonn stehen vor dem Neustart

Bonn · Die Museen in Bonn stehen vor dem Neustart: Bundeskunsthalle und Kunstmuseum eröffnen kommende Woche, das Haus der Geschichte startet am 19. Mai. Probleme gibt es aber beim Landesmuseum.

 Sicherheit geht vor: Seit Donnerstag empfängt das Deutsche Museum Bonn wieder Besucher.

Sicherheit geht vor: Seit Donnerstag empfängt das Deutsche Museum Bonn wieder Besucher.

Foto: Benjamin Westhoff

Schon vor dem Eingang mahnen Aufkleber auf dem Boden zum Abstandhalten, die Tür zum Deutschen Museum Bonn öffnet sich automatisch, der Desinfektionsmittelspender steht bereit. Im Entree trägt nicht nur Ottmar Hörls Beethoven Mundschutz, auch der Mann hinterm Kassentresen und der Plexiglasscheibe ist mit Maske geschützt, trägt außerdem einen Spuckschutz.

Seit Wochen schon tüfteln Museumschefin Andrea Niehaus und ihr Team an einem Sicherheits- und Hygienekonzept, das schließlich mit dem Mutterhaus in München abgesprochen werden musste. Am Donnerstag hat das Deutsche Museum wieder fürs Publikum geöffnet. Mit dem Frauenmuseum und dem Stadtmuseum Siegburg gehört das Haus an der Ahrstraße zu den Pionieren in Bonn und der Region.

Keine Führungen und Workshops

Weitere Häuser werden ab der kommenden Woche folgen. Oberbürgermeister Ashok Sridharan kündigte am Donnerstag an, dass das städtische Kunstmuseum am kommenden Dienstag, das Stadtmuseum zwei Tage darauf wiedereröffnet würden. „Keine Führungen, keine Workshops, nicht zu viele Menschen gleichzeitig, darauf werden wir achten müssen“, sagte der OB. Das Beethoven-Haus öffnet am 15. Mai wieder. Ungeklärt ist die Situation beim Beethoven Orchester und im Schauspiel, deren Mitarbeiter in Kurzarbeit sind. Szenarien für den Wiedereinstieg seien „noch mitten in der Prüfung“, sagte Sridharan.

Am kommenden Dienstag, 12. Mai, ist auch die Bundeskunsthalle wieder geöffnet. Und sie steigt auf der Homepage gleich mit einem Werbeblock ein und preist die Schau „Wir Kapitalisten. Von Anfang bis Turbo“ an, die „aktueller kaum sein könnte! Denn die Corona-Krise ist auch ein Lehrstück über das Funktionieren unserer Gesellschafts- und Wirtschaftsordnung.“ Einen knappen Tag vor dem Lockdown war die anregende Schau eröffnet worden.

Die Bundeskunsthalle hat die Ausstellung bis zum 30. August verlängert. Die Wiedereröffnung vollziehe sich natürlich nach einem besonderen Schutz- und Hygienekonzept nach den Vorgaben der Corona-Schutzverordnung des Landes NRW, heißt es. Das bedeutet: Mund-Nasen-Schutz in allen öffentlichen Bereichen, Beachtung des Mindestabstands von 1,5 Metern, Begrenzung der gleichzeitigen Besucherzahl (Regel: eine Person pro zehn Quadratmeter) und die Beachtung besonderer Hygieneregeln.

Baustelle LVR-Landesmuseum

Ab Montag können Besucher über Bonnticket.de print@home-Tickets mit Zeitfenster erwerben, mit denen man ohne Stopp an der Kasse direkt in die Ausstellung gelangt. Führungen und Veranstaltungen werden bis auf Weiteres nicht angeboten, die Bibliothek bleibt weiterhin geschlossen.

Mit einem ähnlich ausgefeilten Hygienekonzept geht eine Woche später, am 19. Mai, das Haus der Geschichte an den Start. Der Landschaftsverband Rheinland (LVR) öffnet seine Häuser stufenweise, wie dessen Kulturdezernentin Milena Karabaic ankündigte: In einer ersten Welle startete am Dienstag unter anderem das Brühler Max-Ernst-Museum. Das LVR-Landesmuseum bleibe vorerst geschlossen, sagte Pressesprecherin Stephanie Müller auf Anfrage.

Das habe auch mit der schwierigen Umsetzung der Hygienemaßnahmen zu tun – seit geraumer Zeit ist unter anderem das Entree des Hauses Baustelle. Wegen der coronabedingten Unterbrechung internationaler Lieferketten beim Umbau habe sich der Baufortschritt verzögert, teilte die LVR-Verwaltung mit. Die Feierlichkeiten Mitte Mai anlässlich der Gründung vor 200 Jahren können nicht stattfinden.

Auch für die Bonner Universitätsmuseen sowie das Arp Museum in Rolandseck gibt es noch keinen Termin für eine Wiedereröffnung. Erst am 1. Juni soll das Museum August Macke Haus voraussichtlich wieder für Besucher geöffnet sein.

Nur zehn Besucher in der Game-Schau

Was eine Wiedereröffnung konkret bedeutet, lässt sich beim Deutschen Museum Bonn exemplarisch beobachten. Überall stehen Desinfektionsmittelspender (lange Lieferzeiten) auf Ständern, die von der Haustechnik hergestellt wurden. Nur hundert Besucher dürfen sich in der 1400 Quadratmeter großen Dauerausstellung gleichzeitig aufhalten. „Wir testen das gerade“, sagt Niehaus, „und fahren auf Sicht“. Rahmenprogramme wurden verschoben, Bildungsformate „umgestrickt“.

Nur zehn Besucher dürfen sich gleichzeitig in der aktuellen, hochinteressanten Schau über 75 Jahre Computerspiele aufhalten. Schwierige Zeiten. Am 24. März sollte die Schau eröffnet werden. Mitten im Corona-Lockdown.

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