Kritik zum Schweizer Tatort "Freitod" Von freiwilligen und unfreiwilligen Toten

Bonn · Im Schweizer Tatort "Freitod" ermitteln Liz Ritschard und Reto Flückiger in der Sterbehilfeszene. Eine Sterbebegleiterin wurde erschlagen und erstickt. Wir verraten, ob das Thema spannend umgesetzt wurde.

 Martin Aichinger (Martin Butzke) behauptet, seine Mutter habe sich nicht freiwillig zum Sterben in die Schweiz begeben.

Martin Aichinger (Martin Butzke) behauptet, seine Mutter habe sich nicht freiwillig zum Sterben in die Schweiz begeben.

Foto: ARD/DANIEL WINKLER

Freiwillig oder unfreiwillig tot, das ist die zentrale Frage des Schweizer Tatort "Freitod". Hier stehen Sterbehelfer und deren religiös motivierten Widersacher einander gegenüber. Lautstark und gewalttätig kämpft man um die Deutungshoheit bei der letzten Ruhe. Beide Seiten reklamieren für sich uneigennützige Motive, beide sind nicht ohne Egoismen.

Die deutsche Gisela Aichinger (Barbara Ahren) ist unheilbar krank und fährt zum Sterben in die Schweiz. Dort hilft ihr Helen Mathys (Ruth Schwegler) mit einem Giftcocktail aus dem Leben. Am gleichen Abend wird die Sterbebegleiterin niedergeschlagen und mit einer Plastiktüte erstickt. Das Ermittlerduo Liz Ritschard (Delia Mayer) und Reto Flückiger (Stefan Gubser) müssen schnell die naheliegenden Fragen klären, bevor ein weiteres Opfer in die Mühlen der widerstreitenden Weltanschauung gerät. Wer kommt für den Mord infrage?

Aichingers Sohn, der den Todeswunsch seiner Mutter bezweifelt und seine Schwester Daniela (Susanne-Marie Wrage) der Erbschleicherei bezichtigt? Er besorgt sich die Adressen weiterer Sterbehelfer und taucht unter. Es ist Gefahr in Verzug. Parallel macht sich Josef Thommen (Martin Rapold) verdächtig. Er ist der charismatische Chef von Pro Vita, jener Organisation, die lautstark gegen die Sterbebegleitung demonstriert. Schnell zeigt sich, dass er selbst keineswegs so ethisch einwandfrei handelt, wie er glauben zu machen versucht.

Regisseurin Sabine Boss setzt das Drehbuch von Josy Meier und Eveline Stähelin in teils zu langatmigem und theatralischen Erzählton um. Das Thema hätte mehr Tiefe verdient.

ARD, Sonntag, 20.15 Uhr.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort