Abschied von Ludwigshafen So wird der letzte Fall für Kopper im Tatort

BONN · Nach 22 Jahren verlässt Andreas Hoppe den „Tatort“ – in einer Mafiageschichte, die schlicht nach seiner Figur benannt ist: "Kopper". Über allem steht die Frage, ob er diesen mitunter blutrünstigen Fall überlebt.

Ein letzter Griff zur Waffe: Mario Kopper (Andreas Hoppe) will einem Jugendfreund helfen – und findet sich im Fokus der Mafia wieder.

Ein letzter Griff zur Waffe: Mario Kopper (Andreas Hoppe) will einem Jugendfreund helfen – und findet sich im Fokus der Mafia wieder.

Foto: dpa

Wenn am Sonntag die 1042. „Tatort“-Folge in der ARD läuft, dann ist es eine Abschiedsvorstellung. Andreas Hoppe, als italienischstämmiger Kommissar Mario Kopper bekannt geworden, hört nach mehr als 20 Jahren auf. 1996 hatte ihn der damalige Südwestfunk der Ludwigshafener Ermittlerin Lena Odenthal (Ulrike Folkerts) an die Seite gestellt. Er war der launische, aber liebenswerte Brummbär, der manches Italien-Klischee erfüllte und sich doch immer als der korrekte Fernsehbeamte erwies. Sein 57. und finaler Auftritt ist schlicht mit „Kopper“ betitelt. Ulrike Folkerts, bereits seit 1989 am „Tatort“ und nach Dienstjahren Rekordhalterin der Krimireihe, macht ohne ihn weiter.

Lange bildeten Folkerts und Hoppe eines der beliebtesten Ermittlerteams, zeitweise bildeten sie im „Tatort“ sogar eine Wohngemeinschaft. Doch mit der Zeit lebte sich das Duo auseinander. Um frischen Wind ins Ludwigshafener Morddezernat zu bringen, installierte der SWR 2014 die aufstrebende, junge Kriminalistin Johanna Stern (Lisa Bitter). Generationenkonflikte sollten fortan für mehr Würze sorgen. In erster Linie profitierte Folkerts davon, da sich auf diese Weise das Älterwerden und die Probleme ihrer Figur Odenthal besser erzählen lassen. Kopper, der treue Weggefährte aus der rotweinseligen WG, wurde so langsam zum Auslaufmodell. Zuletzt, im umstrittenen Improvisations-Tatort „Babbeldasch“, war er zur Randfigur herabgesunken.

Abschied nicht ganz freiwillig

So war Koppers Abdankung nur folgerichtig. Im gegenseitigen Einvernehmen hätten er und der Sender das Aus beschlossen, sagt der Berliner Schauspieler Andreas Hoppe. Und lässt gleichzeitig durchblicken, dass er doch gern weitergemacht hätte. „Ich mochte die Figur sehr, deshalb habe ich sehr darum gekämpft und versucht, sie zu verteidigen und zu schützen.“ Doch beim SWR sei er mit seinen Ideen nicht durchgedrungen. Zum Abschied bekommt Hoppe aber noch einmal eine große Rolle. Kopper läuft in Ludwigshafen scheinbar zufällig seinem Jugendfreund Sandro (Michele Cuciuffo) über den Weg. Der ging einst nach Sizilien zurück, ließ sich mit der Mafia ein und will nun ins Zeugenschutzprogramm.

Kopper zwischen allen Stühlen

Leichtsinnig lässt sich Kopper in Sandros Machenschaften hineinziehen und macht sich selbst schuldig. Prompt sitzt er zwischen allen Stühlen: Einerseits will er dem Freund helfen, andererseits gerät er in Konflikt mit seinen Kolleginnen Odenthal und Stern, die selbst im Mafiamilieu ermitteln. Die Geschichte (Buch: Patrick Brunken) ist von Logiklöchern durchsetzt wie ein alter Fiat vom Rost. Was sie zusammenhält, sind Emotionen und die Frage, ob der Titelheld das Ende dieses mitunter blutrünstigen Falles überlebt.

Der auf TV-Events spezialisierte Regisseur Roland Suso Richter („Die Spiegel-Affäre“) erzählt dicht und temporeich. Unterm Strich ist es eine spannende Abschiedsfolge geworden, besser als die meisten „Tatorte“ der vergangenen Monate.

Im ersten Ludwigshafen-„Tatort“ nach Kopper wird übrigens wieder improvisiert. Die ohne Drehbuch entstandene Folge „Waldlust“ war bereits bei Filmfestivals zu sehen und kommt dieses Jahr ins Fernsehen. Wer schon „Babbeldasch“ hasste, wird auch daran keine Freude haben. Vor allem wird man dann eines sehen: Kopper fehlt.

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