Alicia von Rittberg in der TV-Serie "Charité" Smarte Schwester im berühmten Krankenhaus

BONN · Am Dienstag ist die TV-Serie „Charité“ von Sönke Wortmann mit starken Quoten in der ARD gestartet. Im Interview spricht Hauptdarstellerin Alicia von Rittberg (23) über ihre Rolle, den Dreh der Zeit um 1888 und ihre vorherige Zusammenarbeit mit Brad Pitt.

 Die Berliner Charité Ende des 19. Jahrhunderts: die mittellose Waise Ida (Alicia von Rittberg) wird als Patientin an der Charité operiert und muss anschließend als Hilfsschwester ihre Behandlungskosten abarbeiten. Dabei entdeckt sie ihre große Leidenschaft für die Medizin.

Die Berliner Charité Ende des 19. Jahrhunderts: die mittellose Waise Ida (Alicia von Rittberg) wird als Patientin an der Charité operiert und muss anschließend als Hilfsschwester ihre Behandlungskosten abarbeiten. Dabei entdeckt sie ihre große Leidenschaft für die Medizin.

Foto: ARD/Nik Konietzny

Mit ihren 23 Jahren darf man Alicia von Rittberg durchaus als erfahrene Schauspielerin bezeichnen. Die Tochter aus adeligem Münchener Haus begann als Kinderdarstellerin beim Sender Kika. Mittlerweile arbeitet sie aber auch international, etwa an der Seite von Brad Pitt oder Ewan McGregor. In der ARD-Serie "Charité", die am Dienstag gestartet ist, spielt Alicia von Rittberg die Hauptrolle der jungen Ida, die aus ärmlichen Verhältnissen stammt und unbedingt Medizin studieren will.

Regisseur Sönke Wortmann („Das Wunder von Bern“) erzählt in seinem Sechsteiler, der im Jahr 1888 angesiedelt ist, gleichsam eine Geschichte über bahnbrechende medizinische Forschungen und von drei Nobelpreisträgern am berühmten Berliner Krankenhaus. Mit Alicia von Rittberg sprach Eric Leimann.

Frau von Rittberg, Hatten Sie Bedenken, als junge Schauspielerin eine so wichtige Serie tragen zu müssen?
Alicia von Rittberg: "Charité" muss nicht getragen werden, weil Das Drehbuch toll geschrieben ist. Die Serie trägt sich selbst. Außerdem gibt es in der Geschichte viele Hauptcharaktere.

Was war das Anspruchsvollste an dieser Arbeit?
Von Rittberg: Die Orientierung, weil ich drei Monate lang sechs Folgen durcheinander drehte. Es wird nicht chronologisch gedreht, das wäre ineffizient. Insofern muss man emotional immer wissen, an welcher Stelle der Geschichte man sich gerade befindet.

Was hat Ihnen dabei geholfen?
Von Rittberg: Zum Beispiel die Tatsache, dass wir die Serie fast komplett auf einem Gelände in Prag gedreht haben. Man musste dort nie länger als fünf Gehminuten von Motiv zu Motiv zurücklegen. Es war wie ein eigenes Filmstudio. Nur dass es eben keine Kulissen, sondern echte Gebäude waren. Das Set-Gelände wurde unser Zuhause. Weil alles dort Patina hatte, fühlte man sich allein deshalb schon in eine andere Zeit versetzt.

Fängt man dabei an, in dieser Zeit zu leben?
Von Rittberg: Mir ging es nicht so. Ich fand es schon befreiend, abends nach Drehschluss alles fallenzulassen. Und das meine ich wörtlich.

Wieso wörtlich?
Von Rittberg: Wir drehten in sehr authentischen, alten Kostümen. Der Kostümbildnerin war es wichtig, dass wir echte Korsagen trugen. Am Anfang habe ich fast geweint, so eng waren die. Aber mit der Zeit gewöhnte man sich daran. Dann wollten wir die Korsage sogar extra enger haben. Es ist seltsam, man fühlt sich irgendwann tatsächlich gestützt dadurch. Und es war das Signal an Körper und Geist, dass ich jetzt in der Rolle bin.

"Charité" ist kein Kostümfilm zum Wohlfühlen. Es geht um Krankheit, Dreck und Tod. Natürlich auch um den medizinischen Fortschritt. Hat Sie etwas an dieser Zeit besonders fasziniert?
Von Rittberg: Mich hat fasziniert, wie normiert unsere Gesellschaft noch vor 130 Jahren war. Alles und jeder hatte seinen festen Platz. Es gab kaum Spielraum, die eigene Position zu verändern. Vor allem Frauen besaßen keinerlei Entwicklungs- oder Entscheidungsmöglichkeiten. Wenn man drei Monate in dieser Welt lebt, ist man umso dankbarer für das, was sich seitdem getan hat.

Auch für Sie hat sich mit erst 23 Jahren eine Menge getan. Wie kam es zur Rolle in dem US-Film „Herz aus Stahl“?
Von Rittberg: Die Produzenten suchten eine Deutsche in meinem Alter. Sie hatten bei den Agenturen recherchiert und sind so auf mich gekommen. Dann wurde ich zum Casting eingeladen.

Star des Films war Brad Pitt. Wie war die Zusammenarbeit?
Von Rittberg: Mir hat dieser Starkult nie viel bedeutet. Insofern war ich einigermaßen bei Sinnen. Gut war, dass ich Brad Pitt schon vorher bei einer Leseprobe kennengelernt hatte. Wir saßen zwei Stunden im Ensemble zusammen und lasen das Drehbuch. Auch großartige Schauspieler sind ganz normale Kollegen, die zusammen an einem Film arbeiten.

Und wie war die konkrete Arbeit mit Brad Pitt?
Von Rittberg: Sehr spannend, ich sprach sogar etwas Deutsch mit ihm. Er musste für die Rolle ein bisschen Deutsch lernen. Seit diesem Film bin ich in einer englischen Agentur. So hatte ich das Glück, einen weiteren internationalen Film zu drehen, den Spionagethriller "Verräter wie wir" mit Ewan McGregor. Aber wenn man international drehen will, merkt man schon, dass das Geschäft noch härter ist. Da sind dann nicht nur deutsche Frauen im Pool, sondern junge Schauspielerinnen aus aller Welt, die Englisch können.

TV-Serie "Charité"
7 Bilder

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Wäre eine internationale Karriere reizvoll für Sie?
Von Rittberg: Ich sehe das relativ entspannt. Mich zieht es dahin, wo die schönsten Rollen zu finden sind. "Charité" zeigt doch, dass man auch hier tolle Sachen machen kann. Ich bin in Deutschland groß geworden und liebe dieses Land. Warum sollte ich nur nach dem suchen, was woanders zu finden ist?

Sie drehen seit Kindertagen, entstammen jedoch keiner Schauspielerfamilie. Wie kommt’s?
Von Rittberg: Als ich klein war, wollte ich Popstar werden, obwohl ich nie richtig gut singen konnte. Britney Spears war mein Vorbild. Später durfte ich einen Schauspielkurs belegen. Ich wurde zu einem Casting eingeladen. Ich bekam die Rolle zwar nicht, hatte aber Blut geleckt und mir in München eine Kinderagentur gesucht. Es kamen weitere Castings und erste Rollen. Insgesamt empfand ich das als ziemlich organisch. Nichts passierte Hals über Kopf.

Und nebenbei studieren Sie noch?
Von Rittberg: Genau, ich habe nur noch ein knappes halbes Jahr. Dann bin ich fertig mit meinem Wirtschaftsstudium an der Zeppelin-Universität in Friedrichshafen. Ich lebe auch dort – in einer Studenten-WG.

Wie bekommen Sie alles unter einen Hut?
Von Rittberg: Es geht, wenn man sich gut organisiert. Meine Uni war sehr kooperativ. Ich schrieb meine Prüfungen an der Uni in Prag, zeitgleich mit meinen Kommilitonen in Deutschland.

So einfach ist das?
Von Rittberg: Es waren schon ausgefüllte Tage. Morgens um sechs Uhr ging es in die Maske, es folgte der Drehtag. Gegen 18 oder 19 Uhr war ich zu Hause, dann musste ich noch mal an den Schreibtisch. Das verlangt viel Disziplin, die ich nicht immer habe. Aber da musste es halt mal sein. Ich brauche den Druck, um zur Form aufzulaufen.

Was machen Sie nach dem Studium?
Von Rittberg: Ich werde mich erst mal auf die Schauspielerei konzentrieren. Ich hätte aber auch Lust, selbst mal eine Geschäftsidee zu verwirklichen. An meiner Uni wird Gründungsgeist stark unterstützt. Es gibt Workshops dazu, viele meiner Kommilitonen probieren auch schon etwas im wahren Leben aus.

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