"Frechster Auftritt der Geschichte" Rekord-Deal in der "Höhle der Löwen" platzte

Bonn · In der neuesten Folge der "Höhle der Löwen" wurde zunächst Geschichte geschrieben – mit dem bislang "frechsten Auftritt" der Show. Doch der Deal platzte. Die anderen Pitches zeugten ebenfalls von Kreativität und Einzigartigkeit.

Für die Löwen Dagmar Wöhrl, Judith Williams, Frank Thelen, Ralf Dümmel und Carsten Maschmeyer wurde es am Dienstagabend spannend: Denn unter den fünf Pitches gab es eine breite und bunte Palette an Ideen und Produkten. Zwei der Start-ups gingen komplett leer aus, dafür konkurrierten gleich mehrere Löwen, als es um Männerkosmetik und Sicherheit im Straßenverkehr ging. Außerdem forderte eine Erfindung aus Dänemark die Investoren besonders heraus und schrieb zunächst Löwen-Geschichte.

Too Good To Go

Gleich mehrmals bewies das Team der "Too Good To Go"-App mit ihrem Auftritt Einzigartigkeit: Die fünf deutsch-dänischen Gründer aus Kopenhagen und Düsseldorf sind die ersten Teilnehmer der Staffel, deren Gründung außerhalb der Dachregion Deutschland, Österreich und der Schweiz stattgefunden hat. Mit ihrer Mission wollen sie die Lebensmittelverschwendung in Gastronomiebetrieben reduzieren. Denn laut Peter Wiedeking (45), Julian Stützer (31), Thomas Björn Momsen (25), Klaus Pedersen (26) und Stian Olesen (29) ist das Problem in Deutschland am größten, sodass sie hier ihren größten Markt sehen. Dafür forderten sie eine Millionen Euro und boten im Gegenzug fünf Prozent Unternehmensanteil an.

Mit ihrer Anwendung stehen die Gründer als Vermittler zwischen Gastronom und Kunde zur Verfügung. Über die App können Restaurants, Supermärkte und Co. ihr überschüssiges Essen am Ende des Tages für rund 60 bis 70 Prozent günstiger an Verbraucher verkaufen, anstatt dieses zu entsorgen. Wie die Gründer überzeugend erzählten, konnten so in den bisherigen eineinhalb Jahren bereits über eine Million Nutzer sowie über 2000 teilnehmende Unternehmer glücklich gemacht und dadurch mehr als 700.000 Mahlzeiten gerettet werden.

Die Angebote

Das gab es in der "Höhle der Löwen" noch nie: Denn zunächst waren alle Investoren ausgestiegen, bevor die Gründer ihren ganzen Kampfgeist bewiesen: Aus fünf Mal "Nein" wurde auf einmal fünf Mal "Ja". Denn mit einem Deal – 1,78 Prozent Anteil für 200.000 Euro pro Person – holte das Start-up-Team alle Löwen auf einmal ins Boot und schrieb damit "Löwen-Geschichte". Somit erhielten sie mit dem laut Frank Thelen "frechsten Auftritt in der Geschichte der Höhle der Löwen" den ersten Eine-Million-Euro-Deal der Folge – und gaben nur 4,9 Prozent mehr Anteil als geplant ab.

Der Deal platzte

So schien es. Doch der Deal platzte. Das bestätigte eine Unternehmens-Sprecherin auf GA-Anfrage. Der Grund, warum letztlich doch kein Deal mehr zustande kam, liege demnach am schnellen Wachstum des Unternehmens. Bereits im Februar wurde die Show aufgezeichnet, die Verhandlungen seien über den Sommer hinweg gelaufen. "Die Konditionen haben dann für beide Seiten nicht mehr gepasst", so die Sprecherin.

Wie Focus Online schreibt, hätten die Gründer gerne nur mit Carsten Maschmeyer weitergemacht und der Maschmeyer-Group eine Mail geschickt. Dies dementierte die Sprecherin: "Es gab keinen gesonderten Deal an Maschmeyer".

Es ist nicht das erste Mal, dass zugesagte Deals letztlich doch nicht zu Stande kommen. Das sind die Gründe.

Verkehrs-Sicherheit und Dating-App

Blinkerhandschuh

Als er seine lange berufliche Karriere beendete, dachte Harald Gerhard an alles, nur nicht an den Ruhestand. Denn ein Beinaheunfall mit dem Fahrrad brachte den 69-Jährigen auf eine Idee: Er entwarf den "Blinkerhandschuh", mit dem er für mehr Sicherheit im Straßenverkehr sorgen möchte. Drei Jahre tüftelten er als Geschäftsführer und sein Sohn als Inhaber bereits an dieser technischen Innovation und boten 20 Prozent Firmenanteil für eine finanzielle Unterstützung von 80.000 Euro an.

Jährlich verunglücken laut Harald Gerhard über 80.000 Radfahrer, davon rund 400 tödlich. Um den Straßenverkehr für alle Teilnehmer sicherer zu machen, möchte er ganz nach dem Motto "Blinker an der Hand – Gefahr gebannt" Unfälle reduzieren. Ein kleiner Blinker am Zeigefinger des Handschuhs, den es aktuell in drei Saison-Ausführungen und jeweils sechs Größen gibt, soll Fahrrad-, Skateboard- und Inliner-Fahrern, Schulkindern und Co. im Straßenverkehr mehr Aufmerksam und dadurch Sicherheit ermöglichen.

Die Angebote

Nicht nur die Innovation und das Potenzial von Haralds Produkten, sondern besonders sein Charme und seine Persönlichkeit wickelten gleich zwei Löwen um den Finger. Dagmar Wöhrl und Ralf Dümmel wollten beide den Deal eingehen. Der 69-Jährige konnte seine Entscheidung schnell treffen, denn in Ralf Dümmel sah er von Anfang an den idealen Investor und Partner.

Sqyle

Gründerin Wanda Egger (43) hat ihr Leben komplett auf den Kopf gestellt: Die gebürtige Französin hat nach der Trennung von ihrem Mann ihr Heimatland verlassen, um in München ein neues Leben aufzubauen. Die Gründung ihrer App "Sqyle" spielte dabei eine bedeutende Rolle. Um ihre Erfindung auf dem Markt populär zu machen, wünschte sie sich 120.000 Euro Unterstützung und bot dafür zehn Prozent Geschäftsanteil.

Mit "Sqyle", der App, die für Style mit Qualität steht, möchte die 43-Jährige in eine neue Ära des edlen Datings übergehen und die Nummer Eins auf dem Markt werden. Wanda nennt ihre Erfindung das "iPhone unter den Dating-Apps", denn diese verbindet ihrer Meinung nach die besten Komponenten aller bereits bestehenden Dating-Apps in ihrem exklusiven Produkt. Neben einer Anti-Fake-Funktion bietet Sqyle einen Pool weiterer Dienstleistungen im Bereich Dating wie beispielsweise eines Concierge-Services oder Date-Location-Vorschlägen um die Welt der Dating-Szene schöner und bequemer zu gestalten.

Trotz ihres authentischen Auftrittes konnte Wanda Egger keinen der fünf Löwen mit ihrer App überzeugen. Die Investoren bemängelten das fehlende Geschäftsmodell sowie das Alleinstellungsmerkmal auf dem Markt. Die tapfere Französin muss somit weiter auf Kapitalsuche gehen.

Männerkosmetik und Torten-Versand

IntHim

Italiener und Jung-Gründer Francesco Indirli brachte mit seiner Erfindung ein Tabu-Thema in die "Höhle der Löwen": Mit dem weltweit ersten Intimpflegeset für den Mann möchte der 33-Jährige die Welt der Männer-Kosmetik revolutionieren. Für sein Geschäftsmodell "IntHim", das aktuell aus einer Waschlotion und einem Komfort-Gel aus hochwertigen, effektiven und natürlichen Inhaltsstoffen besteht, sieht er auf dem boomenden Markt großes Potenzial. Um den Schritt aus dem Online- in den Einzelhandel zu schaffen, benötigte er eine Unterstützung von 100.000 Euro und bietet dafür 20 Prozent.

Sein Intimpfelgeset für den Mann vermarktet er mit einer provokativen Kampagne und sorgte damit auch für viele Diskussion in den Reihen der Investoren. Nach dem Motto "Live dirty, feel clean" möchte er in der Männerwelt als Original auffallen und eine Marktlücke schließen. Denn laut des Jung-Gründers ist die Pflege und Erfrischung des männlichen Intimbereichs an der Tagesordnung. Durch seinen Auftritt wollte er "einen Löwen mit ins Boot holen und die Rakete starten lassen".

Die Angebote

Obwohl Francescos "IntHim" zunächst auf viel Skepsis stieß, äußerten im Endeffekt gleich drei Löwen ihr Interesse. Jedoch wollten sowohl Dagmar Wöhrl als auch Ralf Dümmel und Judith Williams sich nur für 40 Prozent Geschäftsanteil auf den Deal einlassen. Trotz verlockender Angebote und viel Euphorie für sein Produkt aus der Dümmel-Riege entschied sich der Jung-Gründer für seine Wunschlöwin: Er entschied sich für Judith Williams als Investorin, die mit der Erweiterung der Produkt-Palette und ihrem Kosmetik-Know-How überzeugte.

Biskitty

Die Unternehmer und besten Freunde Flavio Cuoni (33) und Othmar Müller (40) wollen "Torten wieder zu dem machen, was sie einmal waren: Dem bunten Hingucker auf einem Kindergeburtstag oder einfach dem persönlichen Geschenk für einen liebevollen Menschen." Mit ihrem Start-up möchten sie die berühmten Wiener Torten in die ganze Welt versenden und verbreiten. Um ihre Pläne zu verwirklichen und den Durchbruch zu schaffen, forderten sie am Dienstagabend 100.000 Euro von den Investoren und boten im Gegenzug einen Geschäftsanteil von 25 Prozent an.

Getreu ihrem Credo "Sag's mit Torten statt mit Worten" verleihen sie ihrem Start-up "Biskitty" mit einem innovativen Twist ein Alleinstellungsmerkmal: Der Verkauf findet über einen Online-Shop statt, wo Kunden mittels eines weltweit einzigartigen 3D-Torten-Konfigurators aus über 600 Möglichkeiten ihre individuelle Torte entwerfen können – von Durchmesser, Geschmack und Farbe bis hin zu Muster, Verzierung, Aufschrift und Topper. Sicher verpackt in einer gekühlten Box erhält der Torten-Besteller seine Kreation zum Wunschtermin.

Geschmacklich könnten die Torten die Löwen überzeugen – vor allem Judith Williams und Ralf Dümmel bekamen nicht genug von den süßen Verführungen. Dennoch ließen sich weder die beiden Naschkatzen noch die drei anderen Löwen auf den Deal ein, so dass Flavio Cuoni und Othmar Müller die "Höhle der Löwen" mit leeren Händen verlassen mussten. Hauptgrund für die Investoren war die Kombination zweier Konzepte – Manufaktur und Online-Handel – die nicht erfolgreich zu vereinbaren ist. Die Torten überzeugten, der Business-Case nicht.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort