13 Songs in 45 Minuten Kurzer Auftritt von Lily Allen in der Live Music Hall

Köln · Die englische Popsängerin Lily Allen gibt ein kurzes Konzert im Rahmen ihrer „No Shame“-Tour in der Live Music Hall in Köln. Ihre Songs bleiben Popmusik ohne tieferen Nachhall.

 13 Songs in 45 Minuten: Lily Allen in der Live Music Hall. FOTO: THOMAS BRILL

13 Songs in 45 Minuten: Lily Allen in der Live Music Hall. FOTO: THOMAS BRILL

Foto: Thomas Brill

Beim Konzert im Rahmen ihrer „No Shame“-Tour lässt Lily Allen ihre 600 Fans in der nur zu Hälfte gefüllten Live Music Hall in Köln zunächst warten. Doch der Grund sind weniger Starallüren, denn die hat die trotz früherer Erfolge und Partyexzesse bodenständig gebliebene Engländerin nicht, als vielmehr der psychologische Effekt, dass kürzere Konzerte am Ende einfach als länger empfunden werden.

Dafür legt die 33-jährige Sängerin, die ihre Songs auch überwiegend selbst schreibt, mit „Come On Then“ bereits zum Start alle Karten auf den Tisch und erklärt, warum es bis zur Veröffentlichung des aktuellen Albums „No Shame“ über vier Jahre gedauert hat.

Das Londoner Partygirl hat der Metropole Goodbye gesagt, ist mit Mann Sam Cooper aufs Land gezogen, hat zwei Töchter geboren, bis es dann zur rosenkriegerischen Scheidung kam. Geschämt hat sie sich nie und empfindet es auch nicht als Schande, wenn sie musikalisch mit ihrem Ex abrechnet. Verbal zieht sie einen deutlichen Schlussstrich, bekennt sich zu ihrer Verantwortung als alleinerziehende Mutter, läuft jedoch musikalisch bereits wieder im Partymodus.

Tanzlaune von Anfang an

Keyboarder Kevin und Keyboard-Kollege Alex, der aber auch schon mal einige fette Basssounds zupft, sorgen gleich zu Beginn für reggae-rhythmisierte Tanzlaune. Ansonsten werden die Songs im Drei-Minuten-Rhythmus der Radiotauglichkeit gespielt, für Spontaneität ist da kein Platz, wenn man einmal von der üblichen Begrüßung „Hallo Cologne, no Köllen“ absieht. In rekordverdächtigen 45 Minuten schafft sie es, 13 Songs abzuspulen.

Neben neuem Material wie „Waste“, einer weiteren Abrechnung mit ihrer jüngsten Vergangenheit, oder dem noch unveröffentlichten Song „Party Line“ singt sie natürlich auch die bejubelten Hits wie „Smile“ oder „Not Fair“. Titel wie „Knock 'Em Out“, bei dem sie sich ansatzweise rappend versucht, oder „Deep End“, einem beseelt intoniertem Cover von Lykke Li, erweitern das musikalische Spektrum. Bei „Three“, beschreibt sie ihren Drei-Frauen-Haushalt aus dem Blickwinkel einer ihrer Töchter. Die vermisst ihre Mutter allzu häufig, weil die gerade mal wieder, wie jetzt in Köln, auf Tour ist.

Dies sind Momente, da hält sie kurz inne, aber es sind wenige. Ihre Songs bleiben Popmusik, die ohne tieferen Nachhall zum alsbaldigen Verbrauch bestimmt sind. Die Technik bietet soundmäßig reichlich Optionen, die auch genutzt werden, und auch deshalb ähnelt das Konzert einer Karaoke-Show, in der sich eine zugegeben sehr talentierte Frau an Lily-Allen-Songs versucht. Das finale „Fuck You“ zum Thema Brexit ist daher auch kaum mehr als die Pose eines älter und auch reifer gewordenen Mädchens, das noch immer für böse gehalten werden will.

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