Rheinische Archiv für Künstlernachlässe Kulturelles Erbe in Bundeskunsthalle vorgestellt

Bonn · Das Rheinische Archiv für Künstlernachlässe in Bonn hat Neuzugänge und die Ergebnisse des internationalen Symposiums "European Heritage" in der Bundeskunsthalle vorgestellt.

Archivchef Daniel Schütz bei seinem Vortrag.

Archivchef Daniel Schütz bei seinem Vortrag.

Foto: Beilfuß

Das sind Begriffe, die hängenbleiben: kulturelle Nachhaltigkeit, Gedächtnispakt, historische Verantwortung und kulturelles Gedächtnis. Auch Gedanken wie „seine Wertschätzung ist der erste Anstoß für den Aufschub des Verschwindens und die Grundlage für späteres Bewahren“, bei denen es um den Sammler an sich geht, faszinieren. Aleida Assmann, Literaturwissenschaftlerin und Friedenspreisträgerin, hat sich mit diese Begriffen und Gedanken in eine Debatte eingebracht, die 2016 im Forum der Bundeskunsthalle stattfand. Der Titel des zweitägigen internationalen Symposiums lautete „European Heritage – Künstlernachlässe als Kulturgut“. Veranstaltet hatte es Daniel Schütz vom Rheinischen Archiv für Künstlernachlässe mit Sitz in Bonn.

Mehr als ein Dutzend Experten und Kenner der Szene und der Problematik waren nach Bonn gekommen. Die Tagung war sehr gut besucht. Damit die Ergebnisse festgehalten werden, hat Schütz die Beiträge von der Begrüßung durch den Intendanten der Bundeskunsthalle Rein Wolfs über den Eröffnungsvortrag von der Konstanzer Professorin Assmann bis zu den spannenden Erfahrungsberichten aus Zürich und Wien, Los Angeles und Zürich, London und Paris publiziert. Gerade sind die Texte auf Englisch und Deutsch im Heft 6 der Zeitschrift „annoRAK – Mitteilungen aus dem Rheinischen Archiv für Künstlernachlässe“ erschienen.

„Es muss gehandelt werden, bevor es zu spät ist“

Aufschlussreich sind etwa die Berichte über das 1970 gegründete Archiv der Tate in London, über das Adrian Glew sprach, oder das exzellent ausgestattete Archiv des Getty Research Institute in Los Angeles, von dem Thomas Gaehtgens Interessantes zu erzählen hatte. „Nachlässe sind prekär“, sagte Assmann, „mit ihnen öffnet sich ein Zeitfenster, in dem die Uhr tickt. Es beginnt ein Wettlauf gegen das Fallbeil der Zeit, es muss gehandelt werden, bevor es zu spät ist.“

In „annoRAK 6“ berichtet Schütz auch über Neuzugänge des Archivs, die als Vor- oder Nachlässe ins Haus kamen. Darunter zählen Archivalien von Tremezza von Brentano, die in Köln lebt und immer wieder in den USA unterwegs war. Ferner erhielt das RAK den Nachlass des 2011 gestorbenen Malers Norbert Tadeusz, Meisterschüler von Joseph Beuys. Zu den weiteren Zugängen zählen Archivalien des in Münster und Berlin lebenden Konkret-Künstlers Bernd Damke, des Landart-Künstlers Herman Prigann, der Aachener Benno Werth, Hubert Werden, Hans Pastor und Herbert Bardenheuer. Der Nachlass von Theo Lambertin dürfte sehr ergiebig sein: Der Maler und „kölsche Jung“, 2016 gestorben, war in den 1970er und 1980er Jahren fester Bestandteil der im Kölner Nachtclub Roxy verkehrenden Künstlerszene. Auch der Nachlass des Bonner Künstlers Leo Breuer (1893-1975) dürfte interessant sein: Der Maler der Neuen Sachlichkeit ging 1933 ins Exil, wurde interniert, tauchte bei Widerstandskämpfern unter, lebte dann in Paris, wo er sich der Abstraktion zuwandte.

Ein weiterer Bonner, Hans (Juan) Dotterweich, ist nun ebenfalls im RAK vertreten. Bonner Wurzeln hatte auch der Maler Helmut Lankhorst. Historisch aufschlussreich dürfte der Nachlass des Werner Peiner sein, der unter anderem Gobelins für die Neue Reichskanzlei in Berlin (die Entwürfe sind im LVR-Landesmuseum in Bonn zu sehen) schuf und in der Zeit des Nationalsozialismus von Adolf Hitler in die „Gottbegnadeten“-Liste aufgenommen wurde. Insbesondere die Dokumente über die Meisterschule Kronenburg in der Eifel dürften von Bedeutung sein. Die Schule unterstand später Hermann Göring, unter anderem Hitlers Oberbefehlshaber der Luftwaffe, und nannte sich dann „Hermann-Göring-Meisterschule für Malerei“. Peiner war deren Leiter.

Schließlich hat das RAK noch zwei Nachlässe von Künstlerpaaren an Land gezogen: Günther und Edith Oellers-Teuber sowie Werner Schriefers und Margret Schriefers-Imhof.

„annoRAK 6“. Mitteilungen aus dem Rheinischen Archiv für Künstlernachlässe. Zu beziehen über die Geschäftsstelle, Floßweg 55, Bonn. Internet: www.rak-bonn.de

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