Contra-Kreis-Theater Bonn Komödie "Brandheiß" feiert Premiere

Bonn · Ein bisschen Verruchtheit darf sein: „Brandheiß – gelöscht wird später“ hatte Premiere im Contra-Kreis. Die Inszenierung von Andreas Werth fackelt in rund zweieinviertel Stunden munter allerhand Pointen ab.

 Viel Bewegung im Contra-Kreis: Szene aus „Brandheiß“.

Viel Bewegung im Contra-Kreis: Szene aus „Brandheiß“.

Foto: Theater

Der Titel passte zur Außentemperatur am Premierentag. Aber keine Sorge: Das Contra-Kreis Theater verfügt über eine solide Klimaanlage, so dass auch eine heiße Bühnenshow nicht gleich den Kreislauf gefährdet. Für einen guten Zweck reduzierte Bekleidung ist seit der britischen Filmkomödie „Ganz oder gar nicht“ und Theaterstücken wie „Ganze Kerle“ zudem ein Erfolgsrezept. Ein bisschen Verruchtheit darf sein, damit die Kasse wieder stimmt. Hier geht’s um die Finanzen der freiwilligen Feuerwehr von Drottelfeld, einem idyllischen Dorf in Schleswig-Holstein.

Die Komödie „Brandheiß – gelöscht wird später“ stammt von der bisher nicht in Erscheinung getretenen Jette Findeisen. Eine heiße Spur zu der Autorin führt ans Neue Theater Hannover unter der künstlerischen Leitung von Florian Battermann, wo das Stück Anfang 2019 uraufgeführt wurde und nun als Koproduktion mit dem Contra-Kreis in Bonn zu erleben ist.

Beim Klatschmarsch zu Beginn ließ sich das Publikum im gut gefüllten Theater keineswegs lumpen und gern von Brandmeister Hans Hansen als Feuerwehrchor dirigieren. Contra-Kreis-Urgestein Stephan Schleberger, dem Haus seit 1990 treu, verkörpert überzeugend den Chef des gemeinnützigen Vereins, im Hauptberuf Metzgermeister. Hans hat echte Probleme, seitdem das einzige Löschfahrzeug ausgebrannt ist. Bei einem insofern recht effizienten Einsatz seiner beiden verbliebenen Kollegen Claas und Klaus, also dem kompletten Verein, der für seine wichtigen Bevölkerungsschutzaufgaben (inklusive brennende Storchennester und Rettung verirrter Schmusekatzen) dringend neue Mitglieder braucht.

Michael Jäger spielt den zierlichen Bioladen-Betreiber Klaus, der unter seiner üppigen Lockenmähne eine ziemlich bescheidene Intelligenz verbirgt. Florian Wilke ist der gutmütige Hüne Claas, der sein Geld als Angestellter im Spaßbad von Knülldorf verdient. Zusammen sind die reifen Junggesellen komödiantisch freilich unschlagbar. Ausgerechnet aus Knülldorf, das das freie Drottelfeld mit der Eingemeindung bedroht, kommt auch noch der smarte Ben, als supercooler Typ präsentiert von Andreas Heßling. Wie nicht anders zu erwarten, fängt er schnell Feuer bei Annika.

Jenny Klippel (tatsächlich eine versierte Akrobatin) spielt Hansens aufgewecktes Töchterchen, das vom Landei heimlich zum Poledance-Star an der Reeperbahn mutierte. Und weil im Mannschaftshauptquartier (Bühne: Gertie Trautvetter, Uli Wolff) die Stangen ja schon da sind, liegt nichts näher, als es einfach mal damit zu versuchen. Immerhin hat sich diese Tanzform längst vom leicht anrüchigen Animationsmilieu zur anerkannten Sportart emanzipiert.

Und die energische Annika kriegt die Jungs perfekt in den Griff mit laszivem Warmreiben an der Stange (an einigen Sixpacks kann man noch arbeiten) und sexy Fotoshootings für Werbepostkarten: voll krasse Mega-Firefighters, ohne zu viel nackte Haut kess kostümiert von Anne Gerhardt und Lisa Edelmann, die es mit allen Bränden zwischen New York und Seattle aufnehmen können und vermutlich dem Verein ordentlichen ehrenamtlichen Zuwachs (plus in ein paar Jahren vielleicht natürlichen) bescheren.

Die Inszenierung von Andreas Werth fackelt in rund zweieinviertel Stunden (einschließlich Pause) munter allerhand Pointen ab. Hauptsache: „Make Feuerwache Great Again“. Zur Not mit „Poledanz op de Deel“, denn der Zweck heiligt zumindest alle klassischen Provinzschwankmittel und TV-Albernheitem.

Jauchzen, Klatschen, Standing Ovations für das tapfere Lösch-Team, das hitzigen Applaus gern genießt. Bis die Feuerwehr kommt…

Nächste Vorstellungen fast täglich bis zum 28. Juli um 20 Uhr, sonntags um 18 Uhr. Karten gibt es bei ga.de/tickets.

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