Lanxess-Arena Kings of Leon rocken trotz Sound-Problemen

Köln · 15000 Fans jubeln der US-Band beim Europatourauftakt in Köln zu

 Charismatische Stimme: Caleb Followill, Frontmann der Kings of Leon, begeistert die Fans in Köln.

Charismatische Stimme: Caleb Followill, Frontmann der Kings of Leon, begeistert die Fans in Köln.

Foto: Thomas Brill

Das Licht erlischt. Der Vorhang hebt sich. Jubel. Freude. Erster Akt. Alternative Rock erschallt von der wahlweise in rotem oder blauem Licht ertränkten Bühne, auf der ein paar Schattengestalten in sich selbst versunken sind, die frenetische Menge ignorierend, den blechernen Klang aus den Boxen auch. Ein majestätischer Auftritt sieht anders aus – dennoch feiern die gut 15 000 Besucher der Lanxess-Arena die Kings of Leon zum Auftakt ihrer Europatournee so wie immer. Menschen springen, Arme winken, glänzende Augen und noch glänzendere Handys sind Richtung Bühne gerichtet, den Nebel und die Distanz zu überwinden versuchend, die die drei Brüder Followill und ihr Cousin gleichen Nachnamens nahezu vehement aufrechterhalten.

Andererseits, warum sollten sie etwas ändern? Die Begeisterung des Publikums, die sich ebenso auf die Klassiker des Debütalbums „Youth and Young Manhood“ wie auf die noch recht frischen Songs des im Oktober veröffentlichten siebten Albums „Walls“ erstreckt und die während dieses ersten Aktes in einem ausgelassenen Mitsing-Part bei „Sex on Fire“ kulminiert, ist der Beweis dafür, dass Abgebrühtheit und ein gewisser Abstand dem Erfolg nicht abträglich sein müssen. Wenn nur die Musik stimmt. Oder zumindest die Idee derselben.

Dennoch, mit dem Ton können weder die Vorband Wild Nothing noch die Kings zufrieden sein. Vor allem die Stimme von Frontmann Caleb, der einen Tag zuvor seinen 35. Geburtstag feierte, schallt entweder ziemlich grell aus den Boxen oder ertrinkt unter der ungezügelten Wucht der Instrumente. Traurig, denn eigentlich ist das charmant-kratzige Organ des Sängers zu weitaus mehr in der Lage. Und als sich dann endlich der Vorhang senkt und der zweite, leider nur als Intermezzo dienende Akt beginnt, wird dies auch offenbar. Caleb solo, mit einer Akustikgitarre ausgestattet, ganz ohne Bombast und Klangteppiche. Herrlich. Diese eher erdige, rurale Spielart des Southern Rock steht ihm hervorragend, ebenso wie den anderen Followills, die bei „Comeback Story“ hinzukommen, nur um dann wieder zu verschwinden und unsichtbar spielend den Grundstein für den letzten Akt legen.

„When the walls come down“, singt Caleb zunächst dezent im Storyteller-Modus und immer explosiver werdend, während sich gleichzeitig erneut der Vorhang hebt (ein amüsanter Widerspruch) und die Band wieder aus allen Rohren feuert. Die Klimax ist erreicht. Lichtbatterien fluten die Halle, Rock-Phrasen lassen sie erbeben, irgendwie vorhersehbar und doch zumindest deutlich differenzierter als noch zu Beginn des Konzerts.

Ohnehin scheinen die Kings of Leon nun weitaus abwechslungsreicher zu sein. Hymnen wie „On Call“ stehen neben Titeln wie „Closer“, die sich eher am New Wave orientieren, dann wieder kommt harter Rock in Form von „Crawl“, bei dem endlich auch mal der sonst sträflich vernachlässigte Gitarrist Matthew ein kleines Solo präsentieren kann. Und natürlich das dreifach Grammy-prämierte „Use Somebody“, in das unweigerlich die gesamte Halle einstimmt.

Klar, das Publikum ist ohnehin unbeirrt auf Seiten der Könige aus Tennessee, badet in den Tönen, die jetzt nur noch gelegentlich jene breiige Konsistenz annehmen, die noch bei Uralt-Songs wie „Molly's Chambers“ oder dem repetitiven „Over“ vorherrschten. Alle haben offenbar endlich Betriebstemperatur erreicht, die Techniker, die Musiker, die Fans sowieso. Sogar ein paar warme Worte sind in Richtung Menge gerichtet worden, Floskeln zwar, aber immerhin ein Zeichen von Anerkennung. So versöhnt der dritte Akt des Abends letztlich alle miteinander.

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