Premiere der Graugnome und Rumpelwichte Junges Theater Bonn führt Ronja Räubertochter auf

Bonn · Bernard Niemeyer bringt „Ronja Räubertochter“ auf die Bühne des Jungen Theaters Bonn.

 Lindgrens Klassiker als Herausforderung: Aurel Bender (Birk) und Lotta Lurch (Ronja). FOTO: JTB

Lindgrens Klassiker als Herausforderung: Aurel Bender (Birk) und Lotta Lurch (Ronja). FOTO: JTB

Foto: Thomas Kölsch

"Potz Pestilenz“ – es hat ordentlich gekracht in der stürmischen Gewitternacht, als Ronja zur Welt kam. Und ein Blitz hat die Mattisburg in zwei Teile gespalten, was die Mattisfamilie aber nicht weiter störte, bis zwölf Jahre später der Räuber Borka mit seiner Bande in den anderen Teil der Burg zog. Genug Platz ist da, aber die beiden Räubersippen pflegen seit Langem eine innige Feindschaft und bekämpfen sich gegenseitig, wann immer sich die Gelegenheit bietet. Ronja und der gleichaltrige Borkasohn Birk haben dafür wenig Verständnis und erkunden lieber zusammen den Wald mit seinen geheimnisvollen Bewohnern.

Regisseur Bernard Niemeyer setzt in seiner neuen Inszenierung von Astrid Lindgrens beliebtem Kinderroman „Ronja Räubertochter“ trotz allerhand sprachlicher Ruppigkeiten (Räuber reden halt gern Klartext) auf die märchenhafte Poesie der Geschichte. In der Rolle des Glatzen-Peer erzählt JTB-Urgestein Giselheid Hoensch mit leichtem Augenzwinkern die aufregenden, oft auch komischen Ereignisse, die schließlich zur Versöhnung der beiden Familien führen.

Bühnenbildner Stefan A. Schulz hat einen Zauberwald aus riesigen Baumstämmen geschaffen, zwischen denen immer wieder Graugnome, Rumpelwichte und Wilddruden auftauchen. Mal munter tänzelnd, mal auch ein wenig bedrohlich, stets wunderbar fantasievoll verkleidet von Kostümbildnerin Brigitte Winter. Bei den Geistererscheinungen ist fast das ganze Erwachsenen-Ensemble im Einsatz. Bis auf Oliver Kastner, der schon als Räuber Hotzenplotz die JTB-Bühne rockte und jetzt mit Vollbart und wilder Mähne den väterlichen Räuberhauptmann Mattis verkörpert.

Krach im Liebesnest

Echt stolz ist er auf sein prächtiges Töchterchen Ronja. Die quirlige Lotta Lurch (Jahrgang 2006, alternierend mit der gleichaltrigen Lena Appel) spielt das mutige, eigenwillige Mädchen einfach hinreißend. Aurel Bender (alternierend mit Linus Moog) spielt höchst sympathisch den liebenswerten Jungen, der sich plötzlich auch der Verantwortung bewusst wird, die das Leben im Wald nach der gemeinsamen Flucht mit sich bringt. Zumal es nach einem glücklichen Sommer langsam kalt wird im Höhlenzelt und die kichernden Wichte alle Vorräte geklaut haben. Da kann’s im Liebesnest der kleinen Ausreißer auch schon mal krachen: Die Freiheit ist eben kein pures Zuckerschlecken, wenn die Sonne immer früher untergeht. Irgendwann ist die Zeit also reif für die Sehnsucht nach Geborgenheit.

Olja Artes, seit Kurzem fest am JTB engagiert, spielt Ronjas Mutter Lovis als sehr kluge Frau, die Mann und Kind genau begreift. Lukas David Maurer gibt den Borka als frechen Punk-Typen. Andrea Brunetti als seine tapfere Gattin Undis lässt sich von den Jungs nichts gefallen. Daniel Coninx glänzt als Pelle mit einer aparten Dialektmischung. Sandra Kernenbach überzeugt als braver Klein-Klipp. Papa Mattis (nicht ganz dem Heldenideal eines Robin Hood entsprechend) holt sein Kind nach Haus und gewinnt damit viel mehr. Nämlich Birk und das Vertrauen des Borkaclans.

Fast zu schön, um wahr zu sein, aber auf der sensiblen Klangspur mit ätherischen Geisterstimmen, komponiert und arrangiert von Christian Steinborn, ein ungetrübtes Vergnügen. Nach knapp zwei Stunden begeisterter Premierenbeifall vom ausverkauften Auditorium.

Nächste Familienvorstellungen am 4./5./12. Mai jeweils um 15 Uhr. Tickets gibt es online bei bonnticket.de, sowie bei allen Vorverkaufsstellen des GA.

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