Neu im Kino "Johnny English" kann nicht überzeugen

Die Krimi-Klamotte „Johnny English – Man lebt nur dreimal“ kann nicht überzeugen. Rowan Atkinson befindet sich auf den Spuren von James Bond.

 Der Schauspieler Rowan Atkinson als Johnny English in dem Film "Johnny English - Man lebt nur dreimal"

Der Schauspieler Rowan Atkinson als Johnny English in dem Film "Johnny English - Man lebt nur dreimal"

Foto: epd

Es gibt nur noch wenige Komiker, die mit vollem Körpereinsatz versuchen, ihr Publikum zum Lachen zu bringen, so wie es einst Charlie Chaplin, Buster Keaton oder Jacques Tati getan haben. Dazu gehört auf jeden Fall der Brite Rowan Atkinson. Der schlaksige Körperbau und das gummiartige Gesicht waren stets sein komödiantisches Kapital. Atkinsons bekannteste Filmfigur, Mr. Bean, kam sogar fast ohne Worte aus. Achtzehn Jahre lang hielt er den sonderlichen Tollpatsch am Leben – ein Image, das er nicht mehr abschütteln konnte. Die Angebote für konventionellere Rollen blieben bescheiden.

Wenn Atkinson nun mit „Johnny English – Man lebt nur dreimal“ zu seinem zweiten Franchise-Erfolg zurückkehrt, steckt darin auch ein Stück Kapitulation vor der eigenen Stigmatisierung. Seine komödiantische Spannkraft bezieht die James-Bond-Verballhornung aus der Diskrepanz zwischen dem übermächtigen Selbstbewusstsein und der totalen Inkompetenz seines Helden.

Im Bann der schönen Agentin

Regisseur David Kerr treibt die Asynchronität zwischen Held und Umwelt noch ein Stück weiter, indem er den bekennenden Old-School-Agenten in Konfrontation mit der digitalen Moderne bringt. Als im MI7 durch einen Cyber-Angriff alle Agenten auffliegen, sollen der suspendierte English und sein früherer Partner Bough (Ben Miller) den Hacker ausmachen, der mit immer neuen Attacken das öffentliche Leben des Vereinigten Königreichs sabotiert. Beim rituellen Besuch in der Forschungs- und Entwicklungsabteilung bekommt English statt der geliebten Gadgets nur ein Smartphone überreicht, das der überzeugte Analog-Spion entschieden zurückweist. Hinten im Schrank findet sich dann doch noch eine gute, alte Knarre und in der Tiefgarage ein betagter Aston Martin. Damit geht es erst einmal ins südfranzösische Antibes, wo eine Yacht, vollgepackt mit krimineller Server-Technik, vor Anker liegt und eine schöne russische Agentin (Olga Kurylenko) ihren Dienst verrichtet.

Dahinter steckt ein Milliardär aus dem Silikon Valley im Zuckerberg-Format (Jake Lacey). Kerr und sein Drehbuchautor William Davis setzen in ihrer konventionell parodistischen Strategie strikt auf klassische Genrezutaten.

Dazu gehört auch eine Slapstick-Einlage im Nobelrestaurant, in der English und sein Partner als Kellner verkleidet ihr Unwesen treiben. Was beim Flambieren alles schief gehen kann, geht hier genauso schief, wie es in zahllosen anderen Komödien schon schief gegangen ist. „Johnny English – Man lebt nur dreimal“ sieht seine Mission in der hundertprozentigen Erfüllung der Erwartungshaltung.

Das reicht gerade einmal für 88 Minuten moderate Familienunterhaltung aus, in der sich das komödiantische Geschehen wie hinter Glas abzuspielen scheint. Das sind dann doch eher die letzten Zuckungen eines Franchises als eine vielversprechende Wiederbelebung. ⋌Kinopolis

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