Rock-Konzert Gianna Nannini bei ihrem Auftritt in Düsseldorf gefeiert

Düsseldorf · Die italienische Rockröhre liefert in der Düsseldorfer Mitsubishi Electric Halle eine Show voller Energie.

 Sie liebt theatralische Refrains: Gianna Nannini.

Sie liebt theatralische Refrains: Gianna Nannini.

Foto: Thomas Brill

Nicht italienische Lässigkeit, sondern deutsche Pünktlichkeit gilt beim Konzert von Gianna Nannini, die exakt um 20 Uhr auf die Bühne der Düsseldorfer Mitsubishi Electric Hallestürmt. Die italienische Raukehle aus Siena, deren Frisur ausnahmsweise einmal nicht so aussieht, als wäre sie im offenen Cabrio gerade durch die Waschstraße gefahren, macht von Beginn an Tempo.

Beim Klassiker „Latin Lover“ reagieren die rund 1500 Fans auf italienische Art, viele strömen zum Bühnenrand, und es herrscht eine Hochstimmung, wie sie ansonsten erst bei den Zugaben erwartet worden wäre. Bei „Fenomenale“, dem Titelstück ihres im vergangenen Jahr veröffentlichten jüngsten Albums, nimmt die 63-jährige Ikone der italienischen Popmusik, wieder etwas Druck heraus, was die Begeisterung insbesondere unter den vielen italienischen Fans nicht schmälert.

Kratzige Rockröhre kann auch "Schmalz"

Meist legt sie besonderes Augenmerk auf ebenso eingängige wie theatralisch arrangierte Refrains. Doch auch mit dem musikalisch etwas aus dieser typischen Nannini-Stilistik fallenden „Piccoli particolari“, gleichfalls vom neuen Album, kann der Temperamentsbolzen im weißen Hosenanzug punkten. Dass ihr hierzulande entschieden weniger Publikum als in der Heimat zujubelt, scheint sie nicht erkennbar zu stören. Im Gegenteil, mit „I maschi“ gibt die kratzige Rockröhre vom Dienst weiterhin ordentlich Gas und selbst der schmalzige Italo-Gassenhauer „Volare“ bekommt mit krachend hardrockigen Gitarrenriffs eine musikalische Lederjacke verpasst.

Dramaturgisch geschickt wechselt sie zwischen romantischen Balladen wie „Profumo“ oder „Pensami“, bei denen ausnahmsweise zwei akustische Gitarren die Begleitung übernehmen, fröhlichem Disco-Pop als immergrüne Urlaubsreminiszenz und entfesseltem Rock, bei dem sie wie eine Mischung aus Patti Smith und Janis Joplin klingt. „Bravo Gianna“ ist immer wieder aus dem Publikum, das diese abwechslungsreiche Party in vollen Zügen genießt, zu hören. Nannini muss nur kurz „Bello“ ins Mikro röcheln, und schon fällt mit „é impossibile“ der beeindruckende Fanchor ein.

Auch wenn die junge Mutter, sie hat 2010 eine Tochter zur Welt gebracht, aufgrund eines Steuerstrafverfahrens um hinterzogene 3,75 Millionen Euro, wohl noch etwas Geld verdienen muss, so ist ihr Konzert doch alles andere als eine lästige Pflichtübung. Solange sie mit dieser unglaublichen Energie sowie neuen guten musikalischen Ideen zur Sache geht, wird die „Amore gigante“ zwischen ihr und den Fans, wie sie sich im frenetischen Schlussapplaus äußert, fortbestehen. Certo!

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