Sinfoniekonzert beim Beethovenfest Generalmusikdirektor Dirk Kaftan vor dem Freitagskonzert

Bonn · Bonns neuer Generalmusikdirektor Dirk Kaftan gibt sein erstes Freitagskonzert mit dem Beethoven Orchester. Kaftan sieht sein Orchester als Bidneglied zwischen Stadt und Festival.

"Ich bin angekommen, hab gleich losgelegt mit der Arbeit, und da fühle ich mich eigentlich immer ganz wohl“, sagt Dirk Kaftan. Der neue Bonner Generalmusikdirektor hat in den ersten Tagen der neuen Saison in der Tat eine erstaunliche Präsenz an den Tag gelegt, begeisterte die Massen im Bayernzelt auf Pützchens Markt beim gemeinsamen Auftritt von Bläck Fööss und Beethoven Orchester, er mischte beim Theaterfest im Opernhaus kräftig mit, beim Beethovenfest begleitete er mit seinen Musikern Nike Wagners Eröffnungsmatinee und dirigierte Luigi Dallapiccolas „Il prigioniero“ (Der Gefangene) in der Kreuzkirche. Und das alles vor seinem mit Spannung erwarteten Debüt beim regulären Freitagskonzert, das er an diesem Freitag im Konzertsaal des WCCB gibt und das ebenfalls Teil im offiziellen Programm des Beethovenfests ist.

Die Präsenz im Festival ist Kaftan überaus wichtig. Er sieht das Orchester durchaus als wichtiges Bindeglied zwischen Stadt und Festival. Die Programme für die Konzerte entwickelt Kaftan in enger Absprache mit dem Beethovenfest, das ebenfalls Ideen einbringt. „Das Freitagskonzert haben wir zusammen entwickelt“, sagt Kaftan. „Ich wollte gern mit einer Beethoven-Sinfonie dabei sein. wir haben dann ein Programm entwickelt, das in sich eine Geschichte erzählt und auch auf das Motto eingeht.“ In der siebten Sinfonie Beethovens, mit der das Konzert beginnt, geht es seiner Überzeugung nach einerseits um Entstehungsprozesse („Der langsame Anfang wirkt, als ob man Beethoven beim Komponieren zusehen würde“), aber auch von Zerstörung und Apokalypse.“ Und fügt hinzu: „Letztlich auch von der Liebe.“ Kaftan ist sich natürlich bewusst darüber, dass diese Deutung eine Interpretation von mehreren möglichen ist. „Die Sinfonie hat ja kein Programm“, sagt er. aber in dem Cellokonzert von Henri Dutilleux (mit Miklós Perényi als Solisten) sieht er durchaus eine logische Weitererzählung der Siebten, insofern hier die schöpferische Kraft der Liebe eine weitere musikalische Ausdeutung erfährt. Und in dem am Schluss gespielten Orchesterwerk „La Valse“ erotisiere Maurice Ravel den Walzer und katapultiere ihn ins 20. Jahrhundert. „Einen Tanz auf dem Vulkan“ habe man den Walzer auch genannt, den Ravel unter dem Eindruck des Ersten Weltkriegs schrieb. Damit schlägt „La Valse“ den Bogen zur Siebten Beethovens, die Richard Wagner in seiner Analyse der Sinfonien Beethovens als die „Apotheose des Tanzes“ verstand. „Aber ich glaube auch, dass Beethoven hier noch weitergeht, als Wagner das ausgedrückt hat.“ Denn der wilde Czardas im letzten Satz sei so verrückt, so entstellt, dass man eine Verbindung zu „La Valse“ ziehen könne. „Es ist ein ins Extrem Treiben des Walzers mit einem, wie Ravel selbst sagte, Gemetzel am Ende.“ Beide Werke beschreiben eine Endzeit – „aber eine Endzeit als Ausgangspunkt für etwas Neues“.

Große Aufgeschlossenheit

Dass die Musikerinnen und Musiker des Beethoven Orchesters bei den anspruchsvollen Programmen zum Saisonbeginn so mitziehen, weiß Kaftan zu schätzen. Bei den Proben sei ihm eine große Aufgeschlossenheit begegnet. „Wir konnten schon sehr konstruktiv arbeiten“, sagt er über seine ersten Wochen in Bonn, wo er im Sommer noch vor der Saisoneröffnung mit seiner Frau und den beiden Kindern auch privat ein neues Heim gefunden hat.

Auch vom Publikum fühlt er sich gut angenommen. eines seiner Ziele in der ersten Saison ist es, einen guten Kontakt zu den Menschen in Bonn aufzubauen. Unter anderem mit einer neuen Reihe, die er „Im Spiegel“ nennt und regelmäßig am Sonntag nach den Freitagskonzerten gegeben werden. Premiere der Reihe ist allerdings erst am 12. November, nach dem zweiten Freitagskonzert (10.11.), das im Bonner Opernhaus stattfindet. Hier gibt es nochmals Highlights aus dem Freitagsprogramm und ein Gespräch mit den musikalischen Protagonisten. So wird bei dem ersten „Im Spiegel“-Konzert nicht nur das Violinkonzert von Peter Tschaikowsky noch einmal in voller Länger erklingen, sondern die Solistin Midori Goto auch im Gespräch zu erleben zu sein. Thema ist nicht nur die Musik, sondern auch ihr Engagement als Friedensbotschafterin der Vereinten Nationen.

Karten für das Konzert gibt es bei Bonnticket.

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