Meister der tiefen Emotionen Eddie Vedder gibt intimes Konzert in Düsseldorf

Düsseldorf · Eddie Vedder ist solo in Düsseldorf aufgetreten. Sein Versprechen, ein intimes Konzert zu präsentieren, hat der Künstler auf souveräne Art und Weise eingehalten.

 Intime Zwiesprache: Eddie Vedder in Düsseldorf.

Intime Zwiesprache: Eddie Vedder in Düsseldorf.

Foto: Thomas Brill

Als Frontmann der Grunge-Vorzeigeband Pearl Jam weiß Eddie Vedder genau, wie mittels rauer Stimme und expressiver Sounds Emotionen ausgedrückt werden müssen, dass sie als Identifikationsmuster für eine bis heute riesiger Fangemeinde wirken. Dass diese musikalische Intensität auch solo, mit überwiegend akustischen Instrumenten, erzeugt werden kann, bewies der 54-jährige Musiker bei seinem bestuhlten, ausverkauften Solokonzert in der Düsseldorfer Mitsubishi Electric Halle, bei dem ihm rund 4500 Fans begeistert zujubelten. So ganz allein war Vedder, der die Benutzung von Handys, iPads und Tablets verboten hatte, um die Intimität des Konzerts zu wahren, jedoch nicht. Glänzende musikalische Unterstützung erhielt er sowohl vom Red Limo String Quartet aus Amsterdam sowie vom alten Weggefährten Glen Hansard, der auch das Vorprogramm bestritten hatte.

Sein Versprechen, ein intimes Konzert zu präsentieren, hält Vedder auf souveräne Art und Weise, wenngleich es seine Fans immer wieder von den Sitzen reißt und nicht selten ein entfesselt mitsingender Chor das kollektive Hochgefühl einer Stadion-Atmosphäre beschwört. Vedder gelingt die Übertragung von Grunge-Heftigkeit in eine Singer/Songwriter-Intimität perfekt. Insgesamt 15 Pearl-Jam-Klassiker, drei Songs seines Soloalbums „Into the Wild“ sowie acht Coversongs, darunter Tom Pettys „Won't Back Down“, John Lennons „Imagine“ sowie Chris Cornells „Seasons“ als Zugabe, präsentiert er in akustischem Gewandr und berührt die Gefühlswelt von Menschen, die ansonsten gewohnt sind, erst ab höherer Dezibelwerte zuzuhören.

Bei irrwitzigen Schrammel-Duellen mit Hansard, etwa bei dessen „Song of Good Hope“ oder bei „Society“ von Jerry Hannan, entsteht der Eindruck, als wollten Warentester die Reißfestigkeit von Gitarrensaiten unter die Lupe nehmen. Immer wieder äußert sich Vedder auch politisch. Bei einer Anmerkung ruft ihm ein Fan ein wütendes „Donald Trump“ entgegen und Vedder reagiert mit einer rhetorischen Pirouette. Einerseits wolle er seine Einlassungen allgemein verstanden wissen, andererseits hätte er aber einen konkreten Menschen, nämlich doch Trump, gemeint.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Salman Rushdie im vergangenen November im
Salman Rushdies Antwort auf den Hass
„Knife“: Das Buch über die MesserattackeSalman Rushdies Antwort auf den Hass
Aus dem Ressort