Fringe Ensemble probiert einen neuen Spielort aus Deutsch-türkischer Austausch auf der Bühne

Bonn · Das Theater im Ballsaal weiht im Bad Godesberger Hansa-Haus eine neue Produktionsstätte ein. An diesem Freitag ist Premiere.

 Proben zu „Basecamp TR//DE“ In den Räumen des Bad Godesberger Hansa-Hauses.

Proben zu „Basecamp TR//DE“ In den Räumen des Bad Godesberger Hansa-Hauses.

Foto: Thomas Kölsch

Eine kleine Säulenhalle, angefüllt mit Podesten, Abgrenzungen, Spielräumen. „Das ist kein Lager“, erklärt Claudia Grönemeyer lachend, „das ist schon die Bühne für unser neues Stück 'Basecamp TR//DE'“. Und gleichzeitig der neue Probenraum des Theaters im Ballsaal, das dessen Pressesprecherin stolz präsentiert.

Hier, im Erdgeschoss des ehemaligen Hansa-Hauses in Bad Godesberg, hat das in Endenich beheimatete Theater nahezu ideale Bedingungen vorgefunden: Ausreichend Platz, um sich auszuprobieren, dazu ein kleines Lager und sogar ein Konferenzzimmer. „Wir waren schon lange auf der Suche nach einer zusätzlichen Werkstatt- und Probebühne“, erklärt Theaterchef Frank Heuel. „Wenn mehrere Produktionen parallel liefen, wurde es sonst immer schwierig, allen Ensembles gerecht zu werden. Hier steht uns nun ein Raum zur Verfügung, der viel erlaubt und der sogar als Spielstätte zugelassen ist, so dass wir ihn gelegentlich auch als Experimentierlabor für etwas ungewöhnlichere Formate nutzen können.“

Schauspieler suchten das Gespräch mit den Bürgern

Dazu gehört das besagte Stück „Basecamp TR//DE“, eine Mischung aus Performance, Installation, Konzert und Theater, die am 9. und 10. März zu sehen sein wird. „Genauer gesagt handelt es sich um den zweiten Teil einer Trilogie, die gewissermaßen ein Zwischenergebnis meiner inzwischen zweijährigen Stipendienzeit in Istanbul darstellt“, betont Heuel. „Vom 22. Januar bis 3. Februar diesen Jahres haben wir uns am Bosporus einer Bestandsaufnahme der türkischen Sicht auf Deutschland gewidmet, nun drehen wir die Perspektive um. Im Herbst soll es schließlich zum Gipfeltreffen kommen, bei dem die Klischees und Vorurteile, die es auf beiden Seiten gibt, aufeinanderprallen und diskutiert werden sollen.“ Sowohl in Istanbul als auch in Bonn sind dafür Schauspieler des Ensembles sowie Absolventen der Alanus-Hochschule auf die Straße gegangen, um mit Bürgern über ihre Erfahrungen, Erwartungen, Hoffnungen und Ängste bezüglich der jeweils anderen Kultur zu sprechen.

Die Inszenierung wird die gesammelten Geschichten aufnehmen und zum Teil parallel verarbeiten. „Das Publikum kann sich frei im Raum bewegen und wird sich mitunter entscheiden müssen, wo es zuhören möchte“, erklärt Heuel das Konzept. „Gleichzeitig werden unsere beiden Autoren Lothar Kittstein und Sami Özbudak aus einem Dialog heraus ein Theaterstück auf der Bühne schreiben, das die Schauspieler dann umsetzen werden. Außerdem planen wir eine Live-Schaltung ins Basislager 1, also nach Istanbul, wo das dortige Ensemble an den Geschehnissen in Bad Godesberg teilhaben und sie kommentieren kann. Wir sind schon sehr gespannt, was dabei alles passieren wird.“ Wenn dadurch zumindest einige Vorurteile auf beiden Seiten überwunden würden, wäre schließlich schon viel gewonnen.

Termine: 9. und 10. März, 20 Uhr, Hansa-Haus, Moltkestraße 41, Bad Godesberg. Karten erhalten Sie in den bonnticket-Shops der GA-Geschäftsstellen.

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