Programm mit Mödern und Bienen Das bietet das Literaturhaus Bonn im Herbst

Bonn · Das Literaturhaus Bonn bietet attraktive Lesungen in seinem Herbstprogramm. Auch das Buchmessen-Gastland Norwegen stellt sich vor. Ein Überblick.

Marcel Beyer, Georg-Büchner-Preisträger 2016. FOTO: DPA

Marcel Beyer, Georg-Büchner-Preisträger 2016. FOTO: DPA

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Mit dem Herbst beginnt die Büchersaison, und das Bonner Literaturhaus hat erneut ein spannendes, vielfältiges Programm zusammengestellt. Zum Konzept zählen dabei wie gewohnt auch wechselnde Veranstaltungsorte – neben dem großen Saal im Haus der Bildung (Mülheimer Platz 1) schlägt das Literaturhaus-Team um Leiterin Almuth Voß immer wieder Brücken zu inhabergeführten Buchhandlungen in den Stadtteilen.

Den Auftakt macht Wolfgang Kaes, Chefreporter des General-Anzeigers, mit seinem neuen Roman „Endstation“ (Montag, 2. September, 19.30 Uhr im Haus der Bildung). Seit 2003 verarbeitet der mehrfach ausgezeichnete Journalist seine investigativen Recherchen erfolgreich zu Romanen. Im Gespräch mit Holger Schwab stellt Kaes nun „Endstation“ vor: Neun Schulfreunde besuchen eine Diskothek in Bad Hombach, zwei Wochen später wird einer von ihnen tot aus dem Rhein geborgen. Da die Rechtsmedizin keine Hinweise auf ein Fremdverschulden finden kann, gehen die Ermittler von Selbstmord aus – die Akte wird geschlossen. LKA-Zielfahnder Thomas Mohr schaltet sich in den mysteriösen Fall ein.

Unter dem Motto „Porträt, Pose, Selfie – Schriftstellerinnen im Fokus“ steht das Podiumsgespräch zwischen der Bonner Autorin und Literaturdozentin Judith Merchant und dem Fotograf, Kurator und Berater Rolf Sachsse (Freitag, 13. September, 19.30 Uhr im Haus der Bildung). Eine Frage des Abends: Wie hat sich die Inszenierung von Schriftstellerinnen im fotografischen Porträt gewandelt – und wie geht eine Autorin heute mit den Ansprüchen um, die Verlage, Presse und Leserschaft an sie stellen?

In der Reihe „LiteraTour d'Europe“ ist die finnische Schriftstellerin Selja Ahava zu Gast, um ihren zuletzt auf deutsch veröffentlichten Roman „Dinge, die vom Himmel fallen“ zu präsentieren (Montag, 16. September, 19.30 Uhr im Haus der Bildung). Ahava erhielt 2016 den Literaturpreis der Europäischen Union; ihre Werke wurden bislang in 17 Sprachen übersetzt. Für die Veranstaltungsreihe „KlasseBuch“ wurde David Diop eingeladen (Donnerstag, 19. September, 19.30 Uhr in der Aula des Clara-Schumann-Gymnasiums). Diop wurde 1966 in Paris geboren, wuchs im Senegal auf und unterrichtet inzwischen französischsprachige afrikanische Literatur an der Universität von Pau. In Bonn liest er aus seinem zweiten Roman „Nachts ist unser Blut schwarz“, in dem er sich mit dem Ersten Weltkrieg beschäftigt. Aufbauend auf Projektarbeit und Lektüre im Unterricht, wird diese öffentliche Lesung für die Schülerschaft zu einem Live-Erlebnis, an dem sie aktiv beteiligt sind.

Von Dänemark nach Ägypten

Norbert Scheuer spricht mit Holger Schwab über seinen aktuellen Roman „Winterbienen“ (Mittwoch, 25. September, 20 Uhr im Buchladen 46). Protagonist Egidius Arimond, Epileptiker und frühpensionierter Lehrer, bringt sich im Januar 1944 in der Eifel in Gefahr, indem er Junden in präparierten Bienenstöcken ins besetzte Belgien schmuggeln will. Mit Vertrauen und Verantwortung, Schutz und Herrschaft hat sich Nora Bossong in ihrem neuestem Werk „Schutzzone“ auseinandergesetzt, das sie im Gespräch mit Thomas Weiler vorstellen wird (Montag, 7. Oktober, 19.30 Uhr im Haus der Bildung).

Fester Bestandteil des Literaturhaus-Kalenders ist der Vorabend der Frankfurter Buchmesse, an dem die Literaturszene des jeweiligen Gastlandes beleuchtet wird - in diesem Jahr Norwegen (Montag, 14. Oktober, 19 Uhr in der Bundeskunsthalle). Moderator Hinrich Schmidt-Henkel begrüßt die Autorin, Journalistin und Historikerin Lotta Elstad (Jahrgang 1982), den bildenden Künstler und Autor Matias Faldbakken (Jahrgang 1973) sowie den Schriftsteller und Journalist Lars Mytting (Jahrgang 1968).

Anknüpfend an den Norwegen-Abend in der Bundeskunsthalle begrüßt Thomas Fechner-Smarsly einen der bedeutendsten Lyriker des skandinavischen Königreiches, Knut Ødegård (Dienstag, 15. Oktober, 19 Uhr in der Röttgener Buchhandlung). Im Mittelpunkt steht sein Lyrikband „Die Zeit ist gekommen“. Auf den zu Norwegen gehörenden Lofoten wurde die Kosmopolitin Ida Hegazi Høyer geboren, sie stammt aus einer dänisch-ägyptischen Familie und lebt in Oslo. „Trost“ ist ihr zweiter Roman, der in deutscher Übersetzung vorliegt (Mittwoch, 23. Oktober, 20 Uhr im Buchladen 46).

Der weltberühmte Polarforscher Roald Amundsen spielt eine wichtige Rolle im aktuellen Roman „Kap Herzstein“ des norwegischen Autors Espen Ytreberg (Mittwoch, 6. November, 19.30 Uhr in der Buchhandlung Jost). Marcel Beyer (Büchner-Preisträger 2016) arbeitet derzeit als Thomas-Kling-Poetikdozent an der Bonner Universität und diskutiert mit Thomas Fechner-Smarsly über Lyrik und seinen großen Essay „Das blindgeweinte Jahrhundert“ (Montag, 25. November, 20 Uhr in der Buchhandlung Böttger). Und Stefanie de Velasco stellt im Gespräch mit Judith Merchant ihren Roman „Kein Teil der Welt“ vor, in dem es um das verborgene Wirken der Zeugen Jehovas geht (Mittwoch, 4. Dezember, 19.30 Uhr im Haus der Bildung).

Gezielt jüngeres Publikum soll die Literaturshow „Import/Export“ mit Moderator Dorian Steinhoff ansprechen: Die beiden Veranstaltungen der Saison präsentieren die Autorinnen Theresa Lachner (Mittwoch, 18. September, 20 Uhr in der Fabrik 45) und Karen Köhler (Mittwoch, 20. November, 20 Uhr im Namenlos).

Weitere Infos unter www.literaturhaus-bonn.de

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