Bonner Sommerkino Cineastische Leckerbissen bei den Bonner Stummfilmtagen

Bonn · Das 33. Bonner Sommerkino: Die Internationalen Stummfilmtage bieten bis zum 20. August Klassiker und Raritäten im Arkadenhof der Uni und im LVR-Landesmuseum

 Das Publikum der Internationalen Stummfilmtage erfreut sich an einem Charle-Chaplin-Film.

Das Publikum der Internationalen Stummfilmtage erfreut sich an einem Charle-Chaplin-Film.

Foto: Thomas Kölsch

In gewisser Weise ist es schon Tradition, dass mindestens ein Abend der Internationalen Stummfilmtage verregnet ist. Vor allem der Auftakt wird gerne mal nass und ungemütlich – doch obwohl auch am vergangenen Donnerstag zunächst alle Zeichen darauf hindeuteten, dass sich das Premierenpublikum mit der „Schönheit der Regentropfen“ (Festivalleiterin Sigrid Limprecht) würde auseinandersetzen müssen, konnte dieses pünktlich zu Beginn des ersten Films ihre Schirme einpacken.

War schon schöner so. So erfreuten sich die treuen Fans des Bonner Sommerkinos, die leider nur rund ein Viertel der Plätze im Arkadenhof der Universität belegten, zumindest ohne Sichteinschränkungen an dem Charlie-Chaplin-Streifen „A Day's Pleasure“ und an einem der letzten österreichischen Stummfilme namens „Die kleine Veronika“.

Dennoch dürfte das Wetter ruhig noch ein bisschen besser werden, damit wie auch in den vergangenen Jahren zwischen 20 000 und 25 000 Zuschauer die Kleinode der Stummfilm-Ära in vollen Zügen genießen dürfen und den Arkadenhof vollständig füllen. Das Programm biete auf jeden Fall wieder einige cineastische Leckerbissen sowie die gewohnte Mischung aus „Unbekanntem und ganz Unbekanntem“, betonte der Kurator und Künstlerische Leiter der Stummfilmtage, Stefan Drößler, mit einem Augenzwinkern.

Neben Klassikern mit Stars wie Buster Keaton („Buster in Nöten“, 19.8.), Pola Negri („Eine Frau von Welt“, 11.8.) oder Douglas Fairbanks („Die Eiserne Maske“, 20.8.) zeigt der Förderverein Filmkultur Bonn auch 3D-Aufnahmen über den Ersten Weltkrieg (20.8., 17 Uhr, LVR-Landesmuseum), den ersten erhaltenen chinesischen Stummfilm „Romanze eines Obsthändlers“ (17.8.) oder auch den schwedischen Dokumentarfilm „Hexen“ (16.8.). Vor allem für Bonn besonders ist zudem die Filmbiographie „Beethoven“ von Hans Otto Löwenstein mit Fritz Kortner in der Hauptrolle – dessen Leistung gilt als eine der überzeugendsten Darstellungen des großen Komponisten.

Früher "Frankenstein" in restaurierter Fassung

Einige Werke sind darüber hinaus in ihrer restaurierten Fassung noch nie zuvor gezeigt worden, darunter die von J. Searne Dawley und Thomas Alva Edison produzierte erste Adaption von Mary Shelleys Roman „Frankenstein“ (16.8.) sowie ein Fragment des ersten „Golem“-Films von Paul Wegener (13.8., 18 Uhr, LVR-Landesmuseum). Auch das spricht für die Stummfilmtage, die längst bundesweit als erfolgreiches Beispiel angeführt werden, um das Filmerbe dem Publikum nahezubringen.

Nicht umsonst kommen Cineasten aus der ganzen Republik und dem benachbarten Ausland nach Bonn, um die hier gezeigten Werke mit Live-Musik-Begleitung zu bestaunen. Bei einem Empfang im Alten Rathaus lobte Bürgermeisterin Gabriele Klingmüller denn auch das Sommerkino, das „in dieser Form in Deutschland einzigartig ist“.

Neben der erstklassigen Auswahl an Meisterwerken der Filmgeschichte bestechen die Stummfilmtage auch durch die hochkarätige instrumentale Untermalung. Musiker wie Joachim Bärenz (der am ersten Abend mit begeistertem Applaus begrüßt wurde), Neil Brand, Günter A. Buchwald und Stephen Horne sind schon lange Publikumslieblinge, zu denen sich in den vergangen Jahren Richard Siedhoff und der Perkussionist Frank Bockius gesellt haben.

Erstmals dabei ist der Oboist Mykyta Sierov, der zusammen mit Siedhoff den opulenten sowjetischen Science-Fiction-Film „Der Flug zum Mars“ vertonen wird. Alle Filme werden derart begleitet – bis auf den letzten. Zum Finale zeigen die Internationalen Stummfilmtage „Die eiserne Maske“ mitsamt jener Tonsequenzen, die kurz vor der Premiere am 21. Februar 1929 in den Mantel-und-Degen-Klassiker eingefügt wurden.

Noch bis zum 20. August im Innenhof der Universität sowie im LVR Landesmuseum . Der Eintritt ist frei, um Spenden wird jedoch gebeten. Programm: www.internationale-stummfilmtage.de.

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