Klavierwettbewerb in Bonn Chinese gewinnt Telekom Beethoven Competition

Bonn · Mit Beethovens drittem Klavierkonzert überzeugt Cunmo Yin die Wettbewerbsjury der „International Telekom-Beethoven-Competition“. Das Publikum entscheidet sich hingegen für den Japaner Yuto Takezawa.

Ein zweiter Lang Lang? Cunmo Yin überzeugte im Finale mit Beethovens Klavierkonzert Nr. 3.

Ein zweiter Lang Lang? Cunmo Yin überzeugte im Finale mit Beethovens Klavierkonzert Nr. 3.

Foto: Dan hannen/Dan Hannen

Dass der erste Preis bei der diesjährigen „International Telekom-Beethoven-Competition“ nach Fernost gehen würde, stand schon vor Beginn des Finales fest. Schließlich hatten sich mit Cunmo Yin, Shihyun Lee und Yuto Takezawa drei junge Künstler aus Asien für die Endrunde qualifiziert. Das ist allerdings eine ähnlich unscharfe Beschreibung als wenn man einen Pianisten als aus Europa stammend ankündigt. Wie auch immer: das Rennen an diesem Abend im vollbesetzten Telekom-Campus machte Cunmo Yin.

Der 26-jährige, aus China stammende und zurzeit in Hannover studierende Pianist, überzeugte die Jury mit einer umwerfend sicheren und ausgereiften Darbietung von Beethovens drittem Klavierkonzert in c-Moll. Sein Spiel entwickelte eine wunderbare Sogkraft und vereinte Opulenz, rauschhafte Virtuosität und zarte Poesie. Vom satten Klang der figurativen Passagen konnte man sich begeistern lassen wie ein Autoliebhaber vom Sound seiner noblen Bentley-Luxuskarosse. Von selbstgefälliger Kraftmeierei hielt sich Yin allerdings zurück, zeigte stattdessen, etwa im zweiten Satz (nolens volens begleitet von einer unerbittlich ihren Dienst versehenden Lüftungsanlage), wie duftig und beinahe entrückt er zu spielen vermag. Einwände? Vielleicht, dass Yins Interpretation eine Spur zu mainstreamig, zu vorhersehbar daherkam. Er wolle „einfach schöne Musik“ machen, gab er bei der Preisverleihung zu Protokoll.

Das Competition-Finale war bei dieser achten Ausgabe des Wettbewerbs erstmals zweiteilig angelegt: am Freitagabend bereits hatten sich die drei Finalisten der Jury mit je einem zeitgenössischen Stück und in einem Klaviertrio von Beethoven präsentiert. Ihre Partner waren Mikhail Ovrutsky, Violine, und Grigory Alumyan, Cello, beide Mitglieder des Beethoven Orchesters Bonn (BOB). Auch hier wurden bereits Preise vergeben: Den „Sonderpreis Kammermusik“ erhielt Cunmo Yin, der „Sonderpreis zeitgenössisches Werk“ ging an Shihyun Lee.

Der zweite Preis am  Samstagabend ging an Yuto Takezawa aus Japan, der sich für Beethovens viertes Klavierkonzert entschieden hatte. Alle Ohren richten sich hier zu Beginn auf den Solisten. Takezawa verlieh dem kontemplativen Thema einen eigenen, nicht durchweg kantablen, sondern dezent sprechenden Charakter. Sein Spiel war insgesamt feinsinnig und von großer Delikatesse, was sich etwa in der Kadenz im zweiten Satz zeigte. Die ging er quasi improvisatorisch an und ließ die Läufe wunderbar perlen. Auch das berühmte „Streitgespräch“ zwischen Klavier und Orchester gelang ihm sehr berührend.

Zum Auftakt des von Daniel Finkernagel sympathisch moderierten zweiten Finalabends gab es ein Grußwort von Timotheus Höttges, Vorstandsvorsitzender der Deutschen Telekom. Das Finale der Competition wertete er als Auftakt zum Beethoven-Jubiläumsjahr. Von dem solle „eine Dynamik für Bonn“ ausgehen, die die Bürger zu „Botschaftern“ Bonns mache. Weitere Grußworte sprachen Bonns Oberbürgermeister Ashok Sridharan und NRW-Kultur- und Wissenschaftsministerin Isabel Preiffer-Poensgen.

Den dritten Preis erhielt Shihyun Lee aus Südkorea, die derzeit an der Universität der Künste in Berlin studiert. In Beethovens fünftem Klavierkonzert zeigte auch sie tiefes musikalisches Empfinden und ausgeprägte Gestaltungskunst. Trotzdem blieb das Spiel der 28-jährigen insgesamt etwas matt und entwickelte nicht die Präsenz eines Cunmo Yin. Einen Kraftakt absolvierte an diesem Abend das Beethoven Orchester  unter Generalmusikdirektor Dirk Kaftan. Mit ungemein konzentriertem, aber auch wunderbar farbigem Spiel war es allen Finalisten ein würdiger Partner.

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