Ausstellung "bauhaus*innen räume 1919-2019" Bonner Frauenmuseum läutet Jubiläumsjahr ein

Bonn · Das Bonner Frauenmuseum zeigt die spannende Schau „bauhaus*innen räume 1919-2019“ und klinkt sich damit ins Jubiläumsjahr ein

Frauen am Bauhaus – das ist eine Geschichte, in der man von beeindruckenden Erfolgen erzählen darf, aber auch von erheblichen Benachteiligungen berichten muss. Im Jahr 2019, in dem allerorten der 100. Geburtstag der Bauhaus-Schule gefeiert wird, sickert die Tatsache gründlich ins Bewusstsein, dass es Frauen dort – Avantgarde hin oder her – äußerst schwer hatten. Dabei hatte die Geschichte der Frauen am Bauhaus eigentlich hoffnungsvoll begonnen. Ermutigt von der Verfassung der neuen Weimarer Republik, die den Frauen uneingeschränkte Lernfreiheit zusicherte, schrieben sich im Sommersemester 1919 84 Studentinnen und 79 Studenten an der frisch gegründeten Hochschule in Weimar ein.

Direktor Walter Gropius war die starke weibliche Beteiligung an seiner auf Fortschritt und moderne Werte ausgerichteten Institution allerdings bald nicht mehr recht. Er befürchtete, dass die große Anzahl von Frauen dem Image der Schule schaden könnte. Mit der anfangs propagierten Gleichberechtigung war dann auch schnell Schluss. Standen den Frauen zu Beginn noch alle Werkbereiche offen, wurden sie bald systematisch in die Textilwerkstatt abgedrängt.

Oskar Schlemmers spöttischer Spruch „Wo Wolle ist, ist auch ein Weib, das webt, und sei es nur zum Zeitvertreib“, gibt einen Hinweis darauf, wie schwer es für die Frauen war, sich aus den fest zementierten traditionellen Rollenbildern der Zeit zu lösen. So blieb die Weberin Gunta Stölzl die einzige je in den Meisterstand erhobene Frau am Bauhaus. Auch Marianne Brandt konnte sich gegen Widerstände durchsetzen und leitete für ein Jahr kommissarisch die Metallwerkstatt in Dessau. Zumeist aber fanden sich die Studentinnen in der misslichen Situation wieder, dass ihr freigeistiger Lebensstil von weiten Teilen der bürgerlichen Gesellschaft empört abgelehnt wurde, sie in der Realität der Avantgarde-Institution selbst aber im Schatten der Männer blieben.

Wissenschaftliche Forschung

Mittlerweile wird den kreativen Frauen am Bauhaus in der wissenschaftlichen Forschung und medialen Berichterstattung die Würdigung zuteil, die sie verdient haben. Nun hat sich auch das Bonner Frauenmuseum dem Thema angenommen und das passt bestens, gehört doch die Aufdeckung und Sichtbarmachung historischer Benachteiligung von Frauen zur Kernkompetenz von Marianne Pitzen und ihrem Team. Entstanden ist die spannende Ausstellung „bauhaus*innen räume 1919-2019“, die das Thema von etlichen Seiten beleuchtet und damit die gesamte erste Etage des Hauses füllt. Im historischen Bereich begegnet man den Biografien bekannter Bauhäuslerinnen wie Anni Albers, Ise Gropius oder Lucia Moholy. Aber auch wenig beachtete Frauen wie Else Mögelin und Maria Rasch, auf deren Vermittlung zur elterlichen Tapetenfabrik die ersten seriellen „bauhaus-tapeten“ produziert wurden, werden vorgestellt. 1923 wirkte Rasch an der Innenausstattung des Musterhauses „Am Horn“ in Weimar mit, in dem Gropius die Einheit von Kunst und Technik demonstrieren wollte.

Der Grundriss ist nun etwas verkleinert am Boden des Ausstellungsraumes eingezeichnet und könnte praxistaugliche Anregungen für heutige Bauvorhaben geben. Architektinnen sollten Frauen am Bauhaus nicht werden, weshalb sich viele Studentinnen der Gestaltung von Innenräumen zuwandten. Eine Phalanx zeitgenössischer Architektinnen von Weltrang, die in Text und Videobeiträgen vorgestellt werden, belegen nun in der Ausstellung das Gegenteil (falls es dessen überhaupt bedarf). Hier geht es auch um neue Formen des Zusammenlebens, öffentliches Bauen und damit verbundene soziale Fragen. Nachdenklich stimmt ein Projekt, in dem Studierende der Detmolder Schule für Architektur und Innenarchitektur untersucht haben, ob Möbelstücke ethisches Handeln bewirken können. Und schließlich kommt auch die freie Kunst, inspiriert von Bauhaus-Ideen, zum Zuge.

Hier gibt es raumgreifende Objekte aus Beton und Metall von Kirsten Arndt, ein meterhohes Buchhaus von Sidika Kordes und den schwebenden Marcel-Breuer-Sessel von Judith Wanzer zu sehen. Rita Rohlfing zeigt ihre poetisch-konkreten Wandobjekte, Jutta Schmitt hat ausgestopfte Krawattenobjekte aufgehängt und auch die kleinen verspielten, streng geometrischen Fadenobjekte von Anneke Klein Kranenbarg dürfen in dieser im besten Sinne ausufernden Ausstellung nicht untergehen.

Frauenmuseum, Im Krausfeld 10; bis 22. November, Di-Sa 14-18, So 11-18 Uhr. Ein Katalog erscheint im Juli. Öffentliche Führungen an jedem ersten Sonntag im Monat um 13 Uhr.

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