Ausstellung Bonner Arithmeum zeigt Kunst der Mondrian-Nachfolge

Bonn · Anlass für die neue Kunstpräsentation ist der 100. Jahrestag der Gründung der niederländischen Kunstbewegung „De Stijl“

 Blick in die Ausstellung: Jo Niemeyers „Spirale“.

Blick in die Ausstellung: Jo Niemeyers „Spirale“.

Foto: Schoenbeck

Piet Mondrian soll Jazz geliebt und bis ins hohe Alter gerne getanzt haben. In den USA, wohin er 1940 emigrierte, entdeckte er auch den Boogie Woogie und begeisterte sich für den neuen Musikstil. Grund genug für Ina Prinz, Direktorin des Arithmeums und Museumschefin, zur Eröffnung der neuen Kunstausstellung am Samstag einen musikalischen Rahmen mit „Boogie Woogie à la Mondrian“ zu setzen.

Anlass für diese jüngste Kunstpräsentation auf mehreren Etagen hinter der gläsernen Haut des Arithmeums ist der 100. Jahrestag der Gründung einer radikal gedachten Kunstbewegung, die so viel mehr wollte, als nur künstlerischer Stil zu sein. „De Stijl“ hieß zunächst eine Zeitschrift, die Theo van Doesburg 1917 in Leiden gründete, mit dem Wunsch nach Erneuerung in allen künstlerischen Disziplinen, was sich nicht zuletzt auf das Leben der Menschen positiv auswirken sollte.

Auch Piet Mondrian, Georges Vantongerloo und Gerrit Rietveld gehörten bald zum engeren Kern dieser Kunstrichtung, die Abstraktion, gerade Linien und geometrische Grundformen propagierte, in Verbindung mit den Primärfarben rot, blau und gelb, dazu schwarz, weiß und grau – das Rüstzeug für die Gestaltung der gesamten Lebensumgebung.

Auch wenn De Stijl als Bewegung nur ein paar Jahre hielt und ihre Mitglieder zerstritten waren, kann ihr Einfluss auf das zwei Jahre später gegründete Bauhaus und bis hin zu unseren heutigen Sehgewohnheiten kaum hoch genug eingeschätzt werden. Das lässt sich bei einem Rundgang durch die Ausstellung „De Stijl und die Nachfolge“ anhand von über 60 Arbeiten bestens verfolgen. Leihgaben gibt es keine darunter, denn Ina Prinz kann aus der hauseigenen Sammlung geometrisch-konstruktiver Kunst, die zu den größten ihrer Art im deutschsprachigen Raum gehört, aus dem Vollen schöpfen.

Passender Neuzugang und gleichzeitig das älteste Werk in der Ausstellung ist ein farbiges Glasfenster, das Theo van Doesburg 1918 für ein Wohnungsbauprojekt in Rotterdam entworfen hat. Es ist eines von drei noch erhaltenen der ursprünglich acht verschieden gestalteten Fenster. In der Nachfolge von De Stijl entwickelt sich die geometrisch-abstrakte Position in die unterschiedlichsten Richtungen. Das Spektrum ist groß. Während Vantongerloo in seiner „Composition Nr. 83“ das Verhältnis der beiden Farben rot und grün als lineare Gleichung ausdrückt, gehen spätere Generationen freier und spielerischer mit der Geometrie um und stellen etwa rechte Winkel und strenge Farbgebung zur Disposition. Warum auch nicht, denn in der Kunst macht jeder Künstler seine eigenen Regeln. Die Idee, auf die sich diese individuellen Konzepte beziehen, bleibt trotzdem immer erkennbar.

Bis hin zu unseren Zeitgenossen Beat Zoderer, Imre Bak und Jo Niemeyer mit ihren stringenten und klaren Kompositionen. De Stijl als künstlerische Bewegung überdauerte nur wenige Jahre, aber als Idee war sie echte Avantgarde und reicht bis in die Gegenwart.

Arithmeum, Lennéstraße 2, bis 25. Februar 2018, Di-So 11-18 Uhr. Die Ausstellung „De Stijl und die Nachfolge“ wird am 6. Mai um 11 Uhr eröffnet, mit Musik „Boogie Woogie à la Mondrian“. Um 15 Uhr wird ein Kinderprogramm geboten. Jeden Sonntag ab 15 Uhr findet eine Kunstführung statt.

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