Ralf Schmitz im Interview Zu Gast bei Freunden

BONN · Der Komiker Ralf Schmitz hat die deutsche Unterhaltungsbranche fest im Griff. Nach seiner Erfolgsshow „Take Me Out“ wirkt er derzeit in der TV-Sendung „Genial daneben“ mit. Sein aktuelles Tourneeprogramm „Schmitzenklasse“ zeigt er unter anderem in Bonn.

 Ralf Schmitz: „Ja, ich bin in den Bonner Raum gezogen; jetzt kann ich schön in die Weite gucken, wenn ich aus dem Fenster schaue“

Ralf Schmitz: „Ja, ich bin in den Bonner Raum gezogen; jetzt kann ich schön in die Weite gucken, wenn ich aus dem Fenster schaue“

Foto: copyright by Robert Recker

Die vierte Staffel der RTL-Show „Take Me Out“ ist gerade ausgestrahlt worden, eine fünfte in Aussicht. Schmitz wirbelt jetzt in der Rate-Show „Genial daneben“ mit. Er synchronisiert im Nebenjob Fische und befindet sich im zarten Alter von 42 Jahren auf einer „Never Ending Tour“. Viele Termine sind ausverkauft. Wer sicher gehen will: Karten gibt es noch für Siegburg am 21. April – allerdings 2018. Mit Ralf Schmitz sprach Heinz Dietl.

GA: Herr Schmitz, Ihre RTL-Show „Take Me Out“ hat mächtig Quote gemacht. War es anstrengend, in jeder Runde 30 Mädels unter Kontrolle zu halten?

Schmitz: Ich finde das Format reizvoll, weil ich als Moderator einiges zu tun habe und im Idealfall zwei Menschen zusammenbringe. Außerdem ist mein Humor gefordert. Also strengt es mich nicht an.

GA: Haben Sie mal ausgerechnet, wie viele Kilometer Sie pro Sendung zurücklegen?

Schmitz: Es müssen mehrere hundert Meter sein. Ich bin sportlich, also nehme ich lange Wegstrecken nicht wahr. Ich bewege mich mitunter sogar auf der Stelle sehr viel. Nur sieht man das nicht so, weil die Entfernungen in diesem Fall kürzer sind. Geschwindigkeit ist eh relativ.

GA: Wie meinen Sie das?

Schmitz: Ich empfinde mich nicht als schnell, sondern die anderen als langsam.

GA: Wird es weitere Staffeln von „Take Me Out“ geben?

Schmitz: Ich bin ziemlich sicher, der Erfolg ist nicht ohne. Was auch an den Kandidaten liegt. Einige sind etwas verrückt, andere sind Typen wie du und ich.

GA: Wie kommen Sie an diese Kandidaten?

Schmitz: Mittlerweile bewerben sich Zuschauer unter anderem über die sozialen Medien. Das sind mehr als 10 000 Bewerbungen pro Sendung.

GA: Oft fällt sogar Ihnen die Kinnlade runter – etwa wenn eine Kandidatin den Rückzieher macht, nur weil sich der Traummann gut mit seiner Schwester versteht. Verrückt, oder?

Schmitz: Zugegeben, da fällt auch mir nichts mehr ein. In der ersten Staffel fand eine Kandidatin den männlichen Bewerber ganz toll, wollte ihn aber nicht treffen – weil er rote Schuhe trug.

GA: Nun gehen Sie zurück zu Ihren Wurzeln und wirken bei „Genial daneben“ mit. Feiern Sie damit die Wiederauferstehung eines genialen Formats?

Schmitz: Das sehe ich so. Du gehst da hin und weißt nicht, was kommt. Für mich ist das ein kleines Stück Zuhause. „Genial daneben“ macht mir den Kopf frei.

GA: Wie sind die Reaktionendes Publikums?

Schmitz: Die Quoten sind gut, die Rückmeldungen in den sozialen Medien ebenfalls. Viele Zuschauer schreiben, sie hätten die Show vermisst. Ich denke, die Sendung sollte ihren Platz im Programm behalten, meinetwegen auf ewig.

GA: Liegt der Reiz auch an den anspruchsvollen Rätselfragen?

Schmitz: Genau. Entscheidend ist, über den Humor auf die Lösung zu kommen. In einer Folge musste ich als Erster antworten und habe einen recht kühnen Lösungsvorschlag gemacht. Hugo Egon Balder meinte nur: „Richtige Antwort, danke schön.“

GA: Spontaneität lässt sich lernen. Genau das haben Sie einst getan: Welche Erinnerungen haben Sie an Ihre Zeit bei den Bonner Springmäusen?

Schmitz: Nur die allerbesten, ganz ehrlich. Ich habe damals Improvisation richtig gelernt, ein Geschenk.

GA: Wie verlief der Einstieg?

Schmitz: Das Casting hat geklappt, doch die erste Vorstellung war schrecklich. Man muss sich vorstellen: Als Schauspieler haben Sie immer einen Text, und jetzt kommen Sie mit nichts auf die Bühne. Trotzdem war mir in der Pause klar: Das ist es!

GA: Wann wird diese spezielle Schauspieltechnik zur Routine?

Schmitz: Man lernt, man übt – und überlässt sich irgendwann dem eigenen Talent und dem Spaß, den man dabei hat. Die Springmaus war eine Initialzündung.

GA: Zehren Sie heute noch von diesen Erfahrungen?

Schmitz: Ja, ich habe auch in meinen aktuellen Programmen regelmäßig improvisierte Nummern. Manchmal vertut man sich jedoch dabei.

GA: Zum Beispiel?

Schmitz: Ich singe in einer Nummer versehentlich „Einkaufsmythen“ statt „Einkaufstüten“. Dann reagiere ich schnell – und mache ein Gedicht draus.

GA: Sie überraschen immer wieder mit diesen Schnellsprechnummern, die Sie aus der Hüfte schießen. Was ist die Idee?

Schmitz: Ich mag das Spiel mit der Sprache. Und das schnelle Sprechen, weil man dabei mehr unterbekommt. Wer viel zu sagen hat, muss schneller reden.

GA: Diese Nummern klingen oft wie durchkomponierter Jazz. Muss man das proben?

Schmitz: Musiker verstehen tatsächlich sofort, was da passiert. Entscheidend ist das Timing – die richtige Pause vor der Pointe, die Länge eines Satzes. Oft feilt man daran und überlegt, ob man bei festen Nummern das „und“ in einem Satz noch benötigt. Auf der Bühne passiert das dann intuitiv.

GA: Wie ist das aktuelle Programm aufgebaut?

Schmitz: „Schmitzenklasse“ ist ein Mix aus festen und improvisierten Nummern, eingebettet in das Thema Schule. Beispiel: Die Zuschauer sind die Schüler, ich der Religionslehrer. Es geht um die biblische Geschichte – komplett, aber in wenigen Minuten. Wir zappen uns durch das Buch der Bücher, wie im Fernsehen. Ich spiele Adam und Eva mit den Geissens. Das funktioniert auch mit „Wer wird Millionär“.

GA: Wie das?

Schmitz: Frage bei Günther Jauch: Wohin ist Jesus nach der Auferstehung gefahren? – A In den Himmel oder B In den Körper von Xavier Naidoo.

GA: Sie synchronisieren gern Filme. Was reizt Sie?

Schmitz: Ich liebe es, diesen kleinen animierten Figuren eine Seele einzuhauchen. Aktuell habe ich „Kuschelflosse“ synchronisiert, da spreche ich alle möglichen Fischsorten.

GA: Empfinden Sie einen Auftritt etwa im Brückenforum Bonn-Beuel als Heimspiel?

Schmitz: Na klar. Die Stimmung ist fantastisch. Rheinland sowieso. Man ist zu Gast bei Freunden. Ich komme ja aus Leverkusen.

GA: Und, wie lebt es sich damit?

Schmitz: Ha! Leverkusen, der Parkplatz von Köln. Hübsch ist die Stadt nicht, die Menschen sind in Ordnung. Geschadet hat mir das nicht. Auch Wilfried Schmickler kommt aus Leverkusen. Wir haben dieselben Kopfschmerzen.

GA: Bayer?

Schmitz: Vielleicht. Aspirin liegt in der Luft. (Schmitz singt)

GA: Stimmt es, dass Sie nicht mehr in Leverkusen leben?

Schmitz: Ja, ich bin in den Bonner Raum gezogen. Genauer möchte ich das jedoch nicht verorten, sonst bekomme ich dauernd Besuch.

GA: Eher oben als unten?

Schmitz: Ja, richtig.

GA: Also mehr Siebengebirge?

Schmitz: Kann man so sagen. Ich habe vorher schön gewohnt, hatte aber den Beton satt. Wenn man ständig in Hallen und Studios unterwegs ist, braucht man einen Ausgleich. Jetzt kann ich schön in die Weite gucken, wenn ich aus dem Fenster schaue.

GA: Fangfrage: Sehen Sie dabei einen Fluss?

Schmitz: Nicht direkt.

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