Ausstellung im Bonner Landesmuseum Zipora Rafaelov: Gezeichnetes Licht

Bonn · Die Preisträgerin des Rheinischen Kunstpreises Zipora Rafaelov stellt im Landesmuseum aus

 Zipora Rafaelov, Ami we Tami, 2013.

Zipora Rafaelov, Ami we Tami, 2013.

Foto: Landesmuseum

Bei der Beurteilung des künstlerischen Werkes von Zipora Rafaelov kommt die subjektive Geschmacksfrage recht früh ins Spiel. Das ist in der Kunst natürlich ab einem gewissen Punkt immer der Fall, aber manchmal trennen sich die Betrachter ziemlich schnell in solche, die in Bewunderung den Arbeiten immer tiefere Interpretationen abgewinnen können und jene, die gelangweilt mit den Schultern zucken. Will sagen, für die Einen ist Zipora Rafaelovs Werk die pure Poesie, für die Anderen nicht viel mehr als überzuckerte Banalität. Zur ersten Gruppe gehört mit Sicherheit die Jury des Rheinischen Kunstpreises des Rhein-Sieg-Kreises, die den mit 20.000 Euro dotierten Preis alle zwei Jahre verleiht und Zipora Rafaelov 2014 aus fast 400 Bewerbungen als Gewinnerin ermittelte.

Die ebenfalls dazugehörige Ausstellung für die Preisträgerin ist derzeit im LVR Landesmuseum unter dem Titel „Gezeichnetes Licht“ zu sehen. Seit über 30 Jahren lebt die 1954 in Israel geborene Künstlerin in Düsseldorf, wo sie an der dortigen Kunstakademie studiert hatte. Wesentlicher Bestandteil ihrer installativen Arbeiten sind kleine, aus Holzplatten ausgesägte und weiß bemalte Formen, die Dinge oder Tiere darstellen, denen wir größtenteils im Alltag begegnen – von der Badewanne oder dem Segelboot, einer Katze und einer Windmühle bis hin zum Stück Schweizer Käse. Diese Einzelbilder ordnet Rafaelov auf große Wandplatten, zeigt die ausgesägten Negativformen als Fries oder verknüpft die kleinen Einzelbilder mit Fäden zu stehenden „Lichtsäulen“ oder vor dem wechselnden Tageslicht eines Fensters. Dabei wird die jeweilige nachbarschaftliche Nähe der Formenvielfalt rein zufällig bestimmt. Die Künstlerin gibt also keinen narrativen Kontext vor sondern überlässt es dem Betrachter, welche Assoziationen ihm in den Sinn kommen. So mag man, unterstützt von meist dramatisierender Beleuchtung, in eine gewisse Chagall’sche Schwerelosigkeit der Formen eintauchen und den im Innern aufsteigenden Geschichten und Erinnerungen lauschen.

Oder man wird angesichts dieser Gefühlsduselei, die das Gleiche immer wieder anders und aufdringlich in Szene setzt, eher peinlich als innig berührt. Die Grenze zum Edelkitsch wird, zumindest für den unbeeindruckten Betrachter, von den ornamentalen Scherenschnitten touchiert und bei den Papierarbeiten aus Spitzendeckchen unter Käseglocken endgültig überschritten. Der unbarmherzige Gottfried Benn und sein „Kunst ist das Gegenteil von gut gemeint“ kommt einem in den Sinn. Eine Geschmackssache eben, in der jeder sich ein eigenes Urteil bilde.

LVR-Landesmuseum, Colmantstraße 14-16, bis 12. Juni. Di–Fr und So 11-18, Sa 13-18 Uhr, Katalog 19,90 Euro

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