Vergnüglicher Abend mit Parodist Freitag im T-Mobile-Forum
Prägnante Politiker-Zitate und rhetorische Spitzenleistungen
Bonn. Mit manchem Politiker-Zitat, und sei es noch so irrelevant, lässt sich eine erkleckliche Summe Geld verdienen. Der damalige Bundeskanzler Gerhard Schröder trug etwa bei einer Autogrammstunde mit knorriger Stimme einem Jugendlichen auf: "Ho' mir ma' 'ne Flasche Bier, sons' streik' ich hier und schreib' nich' weiter."
TV-Entertainer Stefan Raab produzierte aus diesem Audio-Schnipsel eine erfolgreiche Musik-Single. Autor Jürgen Roth hat die prägnantesten Zitate sowie rhetorische Spitzenleistungen aus sechs Jahrzehnten Bundespolitik zusammengetragen, darunter auch Schröders Bierbestellung. Kabarettist und Parodist Thomas Freitag präsentierte im T-Mobile-Forum in einer audio-visuellen Lesung eine äußerst vergnügliche, manchmal ergreifende und bisweilen auch bestürzende Revue.
Vergnüglich, wenn etwa der unverkennbar stark angetrunkene FDP-Bundestagsabgeordnete Detlef Kleinert mit bleischwerer Zunge um mehr Aufmerksamkeit im Plenum bittet oder Herbert Wehner, der "Holzer und Königskrakeeler" (Roth), einem zwischenrufenden Parlamentarier empfiehlt: "Junger Mann, regen Sie sich hier doch nicht auf; regen Sie sich auf, wenn Sie ins Bett gehen." Bestürzend: Tonaufnahmen aus der ersten Legislaturperiode des Bundestages, in dem laut Roth ein "blindwütiger, antikommunistischer Kurs" gefahren wurde und Altnazis und Neofaschisten gegen die Anerkennung der Oder-Neiße-Grenze brüllten.
Jürgen Roth: Mit Verlaub, Herr Präsident. Verlag Antje Kunstmann (Hörkunst), 2 CDs, 155 Min., 19,90 Euro.