Talentierter Sohn eines berühmten Vaters

Konstantin Schenk dirigiert in Bonn

  Konstantin Schenk  kommt mit der "Wiener Johann Strauß Gala" nach Bonn.

Konstantin Schenk kommt mit der "Wiener Johann Strauß Gala" nach Bonn.

Foto: PR

Bonn. "Der Groß-Pavian passt schon auf, dass der kleine Pavian nicht zu groß wird." Konstantin Schenk schmunzelt. Keine bittere Ironie, doch ganz frei von leidgeprüfter Erfahrung dünkt seine humorvolle Betrachtung aus dem "Schenk''schen Tierleben" nicht. Söhne berühmter Väter haben''s eben schwer - um so mehr, wer als Spross des Wiener Publikumslieblings und Theaterlegende Otto Schenk selbst in Österreichs Hauptstadt lebt.

Ja, gesteht der 38-Jährige, früher habe er schon darüber nachgedacht, sich einen anderen Namen zu nehmen, um diesem Zusatz "Sohn des..." zu entfliehen. Doch mittlerweile ist das kein Thema mehr, hat der Dirigent sich selbst einen Namen gemacht, gastiert in den Opernhäusern von Wien bis Pretoria. Und kommt jetzt mit der "Wiener Johann Strauß Gala" nach Bonn.

Das Talent, Unterhaltung und ernste Klassik zu verbinden, teilt Konstantin Schenk nicht nur mit seinem Vater, sondern auch mit der Strauß-Dynastie. Nicht, dass der Mann mit den dunklen Locken sein Handwerk nicht gelernt hätte: Natürlich hat Schenk an der Wiener Musikhochschule studiert, bei Taktstock-Legenden wie Herbert von Karajan ("vom Technischen her war er der begnadetste Dirigent unserer Zeit") und Claudio Abbado assistiert, umfasst sein Repertoire heute mehr als 50 Opern.

Doch mehr noch sieht er sich "in der Tradition von Strauß", möchte "Menschen im besten Sinne unterhalten". Und nachdem er vor ein paar Jahren bei einem Neujahrskonzert im italienischen Bari aus dem Stand heraus mit ein paar Anekdoten und unterhaltsamen Moderationen 800 Kinder als mucksmäuschenstille Zuhörer gewann, war ihm auch klar: Das kann ich.

Kein Wunder bei dem erzkomödiantischen Vater, mag da mancher denken. Doch in der Familie hielt sich der väterliche Humor in Grenzen. Sicher, manchmal habe er ihn daheim schon "blödeln" erlebt, erinnert sich Schenk junior - doch neun Monate im Jahr sei der mindestens ebenso begnadete Melancholiker auf Theaterreisen gewesen.

Und so wuchs Konstantin vor allem in der Obhut eines "ganz lieben" Kindermädchen und der italienischen Großmutter auf: "Das war der liebste Mensch, den ich hatte." Ob Otto Schenk seinen Sohn jemals wirklich kennen gelernt hat? Seine Erziehung habe er jedenfalls kaum beeinflusst. "Durch seine langen Abwesenheiten fehlte da auch die Basis, das hätte nicht funktioniert."

Immerhin hat bei den Schenks der Papa mit seinen Opern-Freikarten selbst den Keim für des Sohnes Liebe zur Musik geleg, denn nach den zahlreichen Opernbesuchen seiner Kindheit stand für Konstantin früh fest: "Die Oper ist das Höchste in der Kunst." Nur mit dem modernen Regietheaters und den Regisseuren kann er nichts anfangen: "Das ist einer der Berufe, die man ganz offensichtlich nicht gelernt haben muss ..."

Erstaunlich, sucht doch der Wiener selbst in der Klassik nach neuen Wegen der Vermittlung, unternimmt in eigenen Kompositionen und Programmen mit der Sängerin Tamara Trojani auch den Brückenschlag zum Pop. Nennt Leonard Bernstein und Danny Kaye als Vorbilder und bewundert André Rieu, "wie der seine Walzer-Show abzieht".

Die Musiker seines Johann Strauß Orchesters, die vor allem aus dem benachbarten Bratislava stammen, hat er denn auch bereits eingemeindet: "Das ist ja fast ein Wiener Bezirk, viele musizieren in Wiener Orchestern." Was für das Tournee-Programm von Vorteil ist, denn "die wissen wie man Walzer spielt." Nicht stur den Dreivierteltakt, sondern "Eins, zwei - und, vielleicht, drei. . ." Und mag eben dies kleine schlamperte Moment auch wieder an den Vater erinnern: Zumindest auf dieser Tour spielt der große Pavian noch nicht mal eine Nebenrolle.

Bonn, 18. Dezember, 20 Uhr, Beethovenhalle

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