"Ne bergische Jung" erhält 21. Morenhovener Lupe

Willibert Pauels Preisträger der kulturellen Auszeichnung: Diakon und Büttenredner verbindet Glauben mit Witz

"Ne bergische Jung" erhält 21. Morenhovener Lupe
Foto: Holger Arndt

Swisttal-Morenhoven. Der Auftritt hat es in sich. Zu den Klängen von Tochter Zion betritt ein Mann die Bütt, der zum schwarzen Birett auf dem Kopf eine feuerrote Pappnase trägt.

Und der erst einmal ein paar Runden auf der Bühne dreht, bevor er seinen Schäfchen in Sachen Humor die Leviten liest. Nicht umsonst ist der "bergische Jung" im wahren Leben Diakon und ist dieser Berufung bis November 2006 auch hauptamtlich gefolgt. Heute nennt sich Willibert Pauels "hauptberuflicher Diaclown mit Nebenberuf Diakon" und zeigt, dass Religion und Lachen beileibe keine Gegensätze sein müssen.

Ganz im Gegenteil: "Im Garten des Lebens ist Humor der beste Dung", lautet die Maxime des Mannes, der mit dem für ihn so typischen Augenzwinkern im Dienste des Herrn auch die Herzen der Jury von KuSS (Kultur und Spektakel im Swisttal) erobert hat.

Am 31.Oktober 2008 wird Pauels mit der Morenhovener Lupe 2008 ausgezeichnet und gibt damit gleichzeitig den Startschuss für die 21. Morenhovener Kabarett-Tage - mit Segen von oben, versteht sich.

"Tach zusammen" begrüßt der Diakon im Subsidiardienst jeden Samstag um 11.11 Uhr seine Zuhörer vom Domradio. Und wen der Stil beim ersten Zuhören ein wenig an Jürgen Beckers herzlich-derbe Lästereien mit einer guten Portion rheinischem Charme erinnert, liegt gar nicht so falsch. Dabei stammt der Mann, wie sein Künstlername schon sagt, aus dem Bergischen. Geboren wurde er am 19. November 1954 als Wilhelm-Albert (Willibert) Pauels in Wipperfürth.

Als Kind, so erzählt er heute gern, habe er beim Anblick des Priesters im barocken Messgewand am Hochaltar spontan beschlossen, Geistlicher zu werden. Ein Zirkusbesuch wenig später weckte den Wunsch, ein Clown zu sein, und nach seinem Studium der katholischen Theologie stand für ihn fest, dass er Priester werden wollte.

Er schon, "aber meine Hormone nicht", wie Willibert Pauels es scherzhaft auf den Punkt bringt. Oder wie "ne echte Bergische Jung" zu sagen pflegt: "Diakone dürfen heiraten, Priester brauchen nicht." Er selbst hat's 1986 gewagt und lebt heute mit Ehefrau Irene und Tochter Franziska in seiner bergischen Heimat.

Statt Priester zu werden, absolvierte Pauels eine Ausbildung zum Freizeit-Pädagogen an der Kölner Fachschule für Sozialpädagogik, war von 1978 bis 1982 Religionslehrer und leistete 1983 seinen Wehrdienst als Assistent des katholischen Standortpfarrers in Verden.

Anschließend arbeitete er bis 1985 in einem Sägewerk in Wipperfürth-Klüppelberg und war von 1986 bis 1998 Direktor und Betreuer der Internatsschüler im Erzbischöflichen Collegium Marianum in Neuss.

Zum Diakon geweiht wurde er am 8. Mai 1993. "Ein Diakon", erklärt Pauels allen Besuchern seiner Homepage, "hat fast die gleichen Aufgaben wie ein Priester. Dazu gehören Trauungen, Taufen, Gottesdienste, Predigten und auch Beerdigungen, aber leider nicht die Beichte." Eigentlich schade, aber die sei den Priestern vorbehalten.

Der Wunsch, auf der Bühne zu stehen, ließ Pauels all die Zeit nicht los, und so stieg er 1977 in die Bütt. Seinen endgültigen Durchbruch feierte er 1996, als ihn Dieter Steudter von den "3 Colonias" bei einer Talkshow auf der Berliner Funkausstellung entdeckte.

Dabei lässt seine ganz eigene Art des Humors das, was gemeinhin mit den typischen Karnevals-Kalauern assoziiert wird, weit hinter sich. Seine Lieblingswitze sucht er sich das Jahr über zusammen. Weihrauch ist für ihn "das Parfüm Gottes" und sein "Wort zum Samstag" besitzt zweifellos klassisch-kabarettistische Qualität. Durch Beschwerden über seine Person und die Unvereinbarkeit von Kirche und Karneval, die bei Kardinal Meisner eingingen, hat sich Pauels nie irritieren lassen.

Schließlich, so konterte er bei Erscheinen seiner ersten, von der Hauptabteilung Bildung und Medien im Erzbistum Köln produzierten CD mit dem Titel "Es dat nit herrlich!?" werbe er damit nicht nur für das segensreiche Wirken des Humors, sondern auch für das der Religion: "Nur wer über den Dingen steht, kann auch über sich selbst lachen."

Die Botschaft der Religion ist für ihn nicht Moral, sondern Trost, und die Morenhovener Lupe nicht die erste Auszeichnung, die seiner "Theologie des Lachens" gebührt.

Neben der Ehrenmitgliedschaft in diversen Karnevalsgesellschaften ist Pauels auch Träger des "Rheinlandordens", des "Goldenen Steuerrads" und des "Ohrenordens" der Bürgergesellschaft der Stadt Köln. Und wenn "der fromme Jeck" am 31. Oktober sein Gastspiel auf Burg Morenhoven gibt, ist es bis zur Session auch gar nicht mehr so lang ?

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