Hommage von Balkenhol Macke-Skulptur im Bonner Hofgarten enthüllt

Bonn · Ex-Kanzler Gerhard Schröder hat im Bonner Hofgarten Stephan Balkenhols „Hommage an Macke“ enthüllt. Beide Künstler, Balkenhol und August Macke, stehen ihm nahe.

Um kurz vor elf war er da. Gerhard Schröder erschien mit seiner Frau Soyeon Kim im Bonner Hofgarten, wo er am Sonntagvormittag Stephan Balkenhols „Hommage an Macke“ enthüllen sollte. Der Ex-Kanzler hielt sich zunächst fern von dem Podium, auf dem er später von seiner Nähe zu Balkenhol und Macke sprechen sollte. Doch er blieb nicht allein. Wie ein magisches Kraftfeld zog Schröder das Interesse des zahlreich erschienenen Publikums auf sich. Viele suchten seine Nähe, nicht wenige baten erfolgreich um ein Autogramm.

Bevor es offiziell losging, lag eine Frage in der Luft. Was würde schwerer wiegen: das Charisma politischer Macht oder die Kraft künstlerischen Ausdrucks? Am Ende war es ein ziemlich klarer Sieg für Schröder. Balkenhols Macke wird es verschmerzen. Die Skulptur, die in Schröders Augen das Besondere des Menschen und Künstlers August Macke kenntlich gemacht und in ein Sinnbild gegossen hat, entzog sich dem gesellschaftlichen Wirbel. Sie blickt nach oben, auf ein buntes, zauberhafte Lichtspiele erlaubendes Dach.

Oberbürgermeister Ashok Sridharan begrüßte das Publikum im Hofgarten, für ihn die „grüne Lagune unserer Stadt“ (und eine beliebte Filiale des Drogenhandels, werden manche in Gedanken hinzugefügt haben). Er freute sich, dass die Stiftung für Kunst und Kultur abermals eine Skulptur im öffentlichen Raum Bonns ermöglicht habe. Die „Hommage an August Macke“ ist die vierte realisierte Station des „Kunstprojekts Bonn“ des in Bad Godesberg residierenden Stiftungsvereins. Das Projekt soll der Stadt ein mit privatem Geld finanziertes „urbanes Museum“ bescheren. 2014 hat die Stiftung ihr Werk mit Markus Lüpertz' Skulptur „Beethoven“ im Stadtgarten begonnen, gefolgt von Tony Craggs „Mean Average“ auf dem Remigiusplatz. 2016 wurde Bernar Venets monumentale Skulptur „Arc '89“ auf dem Trajektknoten an der B 9 realisiert.

Schröder wurde als Kunstfreund in seiner Rede sehr persönlich. Aber er verkörperte mehr. Die sonore Stimme, der mal lakonische, mal pathetische Duktus – das war der Schröder-Sound von früher. „August Macke liebte das Leben, die Menschen, die Farben und die Schönheit der Dinge. Ein Menschenfreund – unaufdringlich und bescheiden – aber mit einer großen Ausstrahlung, voller Lebensfreude, Kraft und Heiterkeit“, führte er aus. Die Wiederbegegnung mit diesen Aspekten ermögliche Balkenhols Arbeit ideal im Bonner Hofgarten, wo die Dominanz der Natur noch erfahrbar sei.

Viel Beifall für den Ex-Kanzler, der nicht der einzige inspirierte, das Publikum auf hohem Niveau unterhaltende Redner bleiben sollte. Telekom-Chef Timotheus Höttges zum Beispiel übersetze einen skeptischen Leserbrief aus dem General-Anzeiger („Eine noch dümmlicher und gelangweilt dreinblickende Figur unter einem hoffnungslos verkitscht anmutenden Baldachin mit ,Glaskuppel' hätte ich mir kaum vorstellen können“) gewitzt in Feuilleton-Prosa. Da verwandelte sich die säurehaltige Kritik in ein charmantes Kompliment.

Höttges schätzt Kunst, die gefällt, ohne gefällig zu sein. Er lobte bürgerschaftliches Engagement wie das der Stiftung und ihres Vorsitzenden Walter Smerling und mischte sich produktiv und provokativ in die Debattenkultur (zum Beispiel zur Bäderlandschaft) in Bonn ein. Sie leide an Egoismen und Singularitäten. So entstehe kein urbanes Lebensgefühl. Nachdenkenswert waren auch Höttges' vor allem an junge Menschen gerichtete Worte zu demokratischen Werten und Verpflichtungen in unruhigen Zeiten.

Ministerpräsident Armin Laschet erklärte seine auffällige Bonn-Präsenz mit dem kulturellen Angebot der Stadt – „deshalb bin ich jetzt fast täglich hier“. Am Freitag Eröffnung des Beethovenfests, zwei Tage danach Balkenhol. Fürs Jahr 2030 verabredete sich Smerling jetzt schon mit dem Ministerpräsidenten. Dann werde man einen „Walk of modern art“ in Bonn abschreiten, mit 17 skulpturalen Stationen. Die Stiftung für Kunst und Kultur arbeite mit privaten Förderern an einem neuen Bild Bonns nach 1989. Mit Erfolg, wie sich am Sonntag zeigte.

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