Britischer Turner Prize Kunst-Konklave in London

Bonn · Entscheidung beim Turner Prize am Montag. Bonner Kunstvereins-Chefin Michelle Cotton sitzt in der Jury.

 Michelle Cotton mit Henning Boecker.

Michelle Cotton mit Henning Boecker.

Foto: Tasci

„Um halb elf geht's los, und wir müssen so lange in dem Raum bleiben, bis der Preisträger feststeht“, erzählt Michelle Cotton, Direktorin des Bonner Kunstvereins, die am Montag beim berühmtesten Konklave der Kunstwelt in der Londoner Tate Gallery dabei sein wird. Die Britin gehört zur erlauchten Jury, der außerdem die Kuratorin Tamsin Dillon, Beatrix Ruf, Direktorin des Stedelijk im Amsterdam, und Simon Wallis, Direktor des Hepworth in Wakefield, unter dem Vorsitz von Alex Farquharson, Chef der Tate Britain, angehören. Sie alle werden den Sieger des renommierten Turner Prize, eine der begehrtesten Auszeichnungen der Kunstszene, küren.

Der Preis ist mit insgesamt 40.000 Pfund dotiert. Einen eigenen Favoriten will sich Cotton nicht entlocken lassen. „Alle sind gut“, sagt sie diplomatisch. Michael Dean schätzt sie wegen seiner Sensibilität beim Umgang mit Skulptur und Sprache, sie mag auch seine Nähe zur Konkreten Poesie. Dean wurde für seine Ausstellung „Sic Glyphs“ in London und Amsterdam nominiert. Anthea Hamilton zeichne, so Cotton, aus, mit wie viel Materialgefühl und Mut zur Provokation sie sich zwischen Realismus und Pop Art bewege. Hamilton kam dank ihrer riesigen Ziegelwand, die durch einen Hintern durchbrochen wird, in den Wettbewerb (SpultureCentre, New York).

Helen Martens Werk sei „unglaublich Komplex für eine so junge Künstlerin“, lobt Cotton eine Künstlerin, die Handgemachtes mit Industrieprodukten kombiniere. Sie war mit „Lunar Libs“ auf der Kunstbiennale Venedig zu sehen. Originell auch Josephine Pryde, die die Besucher ihrer Ausstellung in Berlin mit einer Miniatureisenbahn auf die Runde ihrer Fotoschau schickte. Vier interessante Konkurrenten um den Turner Prize. Cotton hat die Wahl.

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