Verteidigung der Kunst Kulturpolitischer Aschermittwoch in Bonn

Bonn · NRW-Kulturministerin Isabel Pfeiffer-Poensgen spricht im Kunstmuseum vor Vertretern des Bonner Kulturkreises, der Sprachrohr für 65 lokale Kulturvereine ist.

Die Hiobsnachricht, dass die Sanierung der Beethovenhalle zum Start des Beethovenjahres 2020 noch nicht abgeschlossen sein wird (siehe Lokales Bonn), war bei den etwa 150 Gästen des traditionellen kulturpolitischen Aschermittwochs des Bonner Kulturkreises Thema Nummer eins. Zumindest so lange, bis der offizielle Teil des Abends im Bonner Kunstmuseum von einem Streichquartett aus den Reihen des Beethoven Orchesters mit einem Divertimento von Wolfgang Amadeus Mozart eingeläutet wurde. Wirklich überrascht hat diese Wendung bei der laufenden Bausanierung indes wohl die wenigsten.

Das Thema der Veranstaltung selbst war durchaus weiter gefasst. Dafür sorgte schon die parteilose Ministerin für Kultur und Wissenschaft des Landes Nordrhein-Westfalen, Isabelle Pfeiffer-Poensgen, die man als Hauptrednerin zu diesem Treffen eingeladen hatte. Es ist kein ganz unbedeutendes Forum, vor dem sie sprach, denn immerhin sind im Kulturkreis laut neuester Zählung 65 Bonner Kulturvereine vertreten, die mehr als 25 000 Bonner Bürger vertreten.

Die Rede der Ministerin war ein leidenschaftlich vorgetragenes Plädoyer für die Kunst, in ihrem Falle auch mehr als nur eine politische Sonntagsrede. Sie erinnerte daran, dass die neue schwarz-gelbe Regierungskoalition unter Armin Laschet (CDU) bereits einige wichtige Punkte auf den Weg gebracht habe. Pfeiffer-Poensgen: „Das Kulturbudget des Landes wird in den kommenden fünf Jahren um 50 Prozent steigen. Das sind 20 Millionen Euro zusätzlich. Pro Jahr. Diese Steigerung ist ein großer Erfolg.“ Sie sei dem Finanzminister und dem Parlament sehr dankbar, dass sie sich nun Zeit lassen könne, „wie ich das ausgeben kann“. Ihr Anliegen sei es, das Geld so anzulegen, dass während der fünf Jahre der Legislaturperiode in Nordrhein-Westfalen etwas „ernsthaft verändert“ werde. Wichtig war ihr zu betonen, dass die Kommunen die Landesgelder etwa für Theater und Orchester nicht als Signal verstehen dürften, sich ihrerseits aus deren Finanzierung zurückzuziehen. Das werde durch Verträge geregelt, sagte sie. Dass sich Städte und Kommunen in Zeiten knapper Kassen anstrengen müssen, ist ihr klar. Doch: „Es ist eine Frage, wie man sich politisch in einer Stadt auf Prioritäten verständigt. Wenn wir überall die Bürgersteige hochklappen, ist das auch keine Perspektive. Das 'Pfund' in Deutschland sind die Kulturangebote in den Städten und auf dem Land. Und die müssen wir schützen.“

Für Bonn besonders wichtig ist die beschlossene Unterstützung der Feierlichkeiten zum Beethovenjubiläum 2020 durch das Land. „Ministerpräsident Armin Laschet hat Ludwig van Beethoven ja schon in seiner Regierungserklärung als großen Botschafter Nordrhein-Westfalens gewürdigt“, sagte die Ministerin. „Nun haben Kabinett und Landtag für das Jubiläumsjahr weitere zehn Millionen Euro allein von Landesseite bereitgestellt.“

Dass Kunst so wichtig wie Bildung und eine funktionierende Infrastruktur ist, darin war sie sich einig mit dem Hausherrn Stephan Berg, der in seiner Begrüßung bereits einige Aspekte ihrer Rede vorweggenommen hatte. Und auch Kulturkreissprecherin Marlies Schmidtmann hob in ihrer Begrüßungsansprache die Verantwortung der Stadt für die Kultur hervor. Sie erinnerte vor allem an die bedrohten Kulturinstitutionen wie das Frauenmuseum und das Euro Theater Central und plädierte zugleich für den Neubau einer Oper „mit einem hochwertigen Konzertsaal“.

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