Zahlreiche Drehorte in der Bundesstadt Komödie mit Christoph Maria Herbst spielt in Bonn

BONN · Christoph Maria Herbst spielt in der Komödie „Der Vorname“ von Sönke Wortmann einen egozentrischen Literaturprofessor. Schauplatz des Films, der am 18. Oktober in die Kinos kommt, ist Bonn.

 Schauspieler Herbst bei Dreharbeiten im Alten Anatomie-Hörsaal des Anatomischen Instituts in Bonn-Poppelsdorf

Schauspieler Herbst bei Dreharbeiten im Alten Anatomie-Hörsaal des Anatomischen Instituts in Bonn-Poppelsdorf

Foto: Constantin Film

Dort spielt sich in den folgenden 90 Minuten eine aufwühlende Salonkomödie ab. Elisabeth (Caroline Peters) stellt sich als Lehrerin am Kardinal-Frings-Gymnasium vor. Zwischenschnitt auf den Pausenhof des KFG. Ihr Mann Stephan (Christoph Maria Herbst) arbeitet als Literaturprofessor, wir sehen einen Hörsaal in der Universität. Mehr Bonn geht kaum.

Oder doch. Das Ehepaar erwartet Gäste zum Abendessen. Elisabeths Bruder Thomas (Florian David Fitz) ist Immobilienmakler, eine Szene zeigt ihn in der Skybar des Marriott-Hotels. René (Justus von Dohnányi) spielt Klarinette im Beethoven Orchester, auch das ist zu sehen. Das Familientheater beginnt damit, dass der werdende Vater Thomas vorgibt, seinen Sohn ausgerechnet Adolf nennen zu wollen. Die Runde reagiert geschockt, das Gemetzel beginnt, Und es liegen viele, sehr viele Leichen im Keller der Bonner Familie.

„Der Vorname“ ist die Neuverfilmung der französischen Komödie „Le Prénom“ aus dem Jahr 2012. Auch die Franzosen assoziieren Adolphe mit Hitler. Welche psychopathischen Eruptionen dieser Vorname im Deutschen auslösen kann, spielt nun der Regisseur Sönke Wortmann (Das Wunder von Bern, Charité) genüsslich durch. Und seine Wahl fiel bewusst auf Bonn als Schauplatz: „Ich mag die Stadt, der Name hat einen gewissen Klang“, sagte Wortmann am Montag am Rande der Deutschlandpremiere im Kölner Cineplex Filmpalast. Außerdem sei Bonn noch nicht so „abgefilmt“ wie andere Städte.

Im bürgerlichen Heim laufen die Schauspieler, allen voran Caroline Peters und Christoph Maria Herbst, zur Höchstform auf. Der Film wurde in der vergangenen Woche mit großem Erfolg auch bei Festivals in Zürich und Wien gezeigt. Am 18. Oktober kommt „Der Vorname“ in die deutschen Kinos. Mit Christoph Maria Herbst sprach Heinz Dietl.

Herr Herbst, darf man ein Kind Adolf nennen?

Christoph Maria Herbst: Nee.

Warum nicht?

Herbst: Schon um des Kindes Willen nicht. Man sollte bedenken, was es für einen Jungen bedeutet, Adolf genannt zu werden. Doch es würden mir noch andere Namen einfallen, die partout nicht gehen.

Geht es beim Krach in der Bonner Familie nur um Namen?

Herbst: Nein. Wir sehen hier zwei Streithähne, die ihre narzisstische Störung ausleben. Stephan und Thomas geht es vor allem auch ums Rechthaben.

Es herrscht eine gewisse Grundaggressivität in der Familie, aber auch in der Gesellschaft insgesamt. Woher kommt das?

Herbst: Es gibt diese Grundaggressivität, dieses merkwürdige Gefühl, dass irgendwas nicht stimmt. Man kann es nicht richtig benennen. Diese Stimmung ist im Film gut eingefangen.

Weicht dieser Aspekt vom französischen Original ab?

Herbst: Der Film wurde nicht eins zu eins übersetzt, sondern auf eine sehr sanfte, aber eindeutige Art aktualisiert und angepasst auf den deutschsprachigen Raum. Das scheint gelungen zu sein, wie uns die Reaktionen bei den Premieren in Zürich und Wien gezeigt haben. Ich denke, das Thema, auch diese Aggressivität in der Gesellschaft, beschäftigt alle.

„Der Vorname“ spielt in Bonn. Wäre Ihnen Ihr Geburtsort Wuppertal lieber gewesen?

Herbst: Wuppertal ist zwar, wie wir alle wissen, das europäische San Francisco, stand aber nie auf der Agenda. Bonn hat eine andere Symbolkraft. Die Vergangenheit der Bonner Republik passt zum wertkonservativen Umfeld des Films.

Wie war der Dreh an der Uni?

Herbst: Auch das hat gepasst. Bonn ist insgesamt toll eingefangen worden. Ich mag die Stadt, kenne sie von Lesungen oder Kabarettbesuchen im Pantheon. Als Kölner habe ich es nicht weit.

Der Herr Professor dampft im Film die Etiketten von teuren Weinflaschen runter und klebt sie für seine Gäste auf die billigen vom Discounter. Würden Sie selbst so was tun?

Herbst: Nein. Selbst in Zeiten, als ich wenig Geld hatte, wäre mir das nicht in den Sinn gekommen. Aber amüsant ist es schon. Stephan ist nicht geizig, er bezeichnet sich als preisbewusst.

Stephan Berger erinnert bisweilen an Bernd Stromberg. Ihre Figur aus der TV-Serie besitzt immer noch Kultstatus. Lassen Sie den Vergleich gelten?

Herbst: Einige Situationen erinnern durchaus an Stromberg. In einer Szene geht es um das Thema Erektionsstörungen – ein klassischer Stromberg-Moment. Doch Stephan ist hochintellektuell, sehr belesen. Im krassen Gegensatz zu Stromberg.

Ihre Filmpartnerin Carolin Peters hatte einst ähnliche Erfolge mit „Mord mit Aussicht“. Auf Facebook gibt es eine Gruppe, die vehement eine Fortsetzung der Serie fordert. Wie sieht das bei „Stromberg“ aus?

Herbst: Ähnlich. Ich sehe mich aufs Fröhlichste mit dem Thema konfrontiert. Ich erhalte regelmäßig jede Menge Mails. Ich solle mir doch bitte einen Ruck geben und den Bernd wieder aus der Kiste ziehen, heißt es da.

Und?

Herbst: Es ist nicht geplant. Wir haben fünf tollen Staffeln hingelegt, dann den Kinofilm. Stilistisch ein glanzvoller Abgang. Nach zehn Jahren war der Moment gekommen, die Reißleine zu ziehen. Denn ich bin von Beruf nicht Stromberg-Darsteller, sondern Menschendarsteller.

Für den Stromberg haben Sie den Grimme-Preis erhalten. Den Adolf-Grimme-Preis!

Herbst: Absolut. Und ich habe den Preis nicht zurückgegeben, nur weil er Adolf heißt.

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