Kommentar zum Haus der Geschichte Glücksfall für Bonn

Meinung · Seit 25 Jahren fesselt das Haus der Geschichte sein Publikum mit diesen Storys, erzählt sie neu und anders. Vom zwölfjährigen Schüler bis zum rüstigen Rentner will jeder Besucher in seiner Erfahrungswelt abgeholt werden.

Die beiden großen Bonner Jubiläen hängen zusammen: 70 Jahre Grundgesetz und 25 Jahre Haus der Geschichte, das vom Bundestag den Auftrag bekam, die Entwicklung der jungen Republik zu dokumentieren. 1982 hatte Bundeskanzler Helmut Kohl eine „Sammlung zur deutschen Geschichte“ angeregt, „gewidmet der Geschichte unseres Staates und der geteilten Nation“.

Wenige Wochen vor dem Fall der Mauer in Berlin wird in Bonn 1989 der erste Spatenstich für das Haus der Geschichte zelebriert. Der Bau beginnt. Einen Steinwurf von der Baustelle entfernt fällt im Bundestag im Juni 1991 die knappe Entscheidung, das Parlament von Bonn nach Berlin zu verlegen. Die Bundesbaustellen an der Museumsmeile brummen weiter. 1992 wird die Bundeskunsthalle – ein Novum in der deutschen Geschichte – eröffnet, zwei Jahre später hat Bonn sein zweites Bundesmuseum, das Haus der Geschichte. Auch dafür gab es kein Vorbild. 1999 ziehen Parlament und Regierung an die Spree. In Bonn klagt man über den Rutschbahneffekt gen Berlin. Und vergisst darüber die beiden Bundeshäuser an der B9 – um die die Republik uns beneidet. Glückliches Bonn.

Vor zwei Jahren wurde die Bundeskunsthalle als Erfolgsmodell gefeiert. Auch das ganz anders gelagerte, mit einer eigenen immensen und stetig wachsenden Sammlung – eine Million Objekte – ausgestattete Haus der Geschichte ist ein Riesenerfolg. Was sich nicht nur in den 19 Millionen Besuchern seit Eröffnung manifestiert. Vor dem Umbau ist nach dem Umbau: Nach dieser Devise werden Geschichte und ihre Präsentation permanent hinterfragt und aufbereitet.

Von Jens Lehmanns Zettel (WM 2006) bis zu Günter Schabowskis Redeskizzen (Pressekonferenz 9. November 1989), von Sebastian Gorkis angeschmortem Deutsche-Bank-Ausweis aus der Ruine der Twin Towers bis zum Flüchtlingsboot mit Schwimmwesten aus dem Mittelmeer – die Bandbreite der Objekte ist immens. Jedes Stück erzählt seine Geschichte, ist mit Emotionen befrachtet.

Seit 25 Jahren fesselt das Haus der Geschichte sein Publikum mit diesen Storys, erzählt sie neu und anders. Vom zwölfjährigen Schüler bis zum rüstigen Rentner will jeder Besucher in seiner Erfahrungswelt abgeholt werden. Ein Team von Historikern und Museumspädagogen, Gestaltern und Vermittlern arbeitet daran, dass das klappt. Es klappt.

So macht Geschichte Spaß, rüttelt auf, regt zur Diskussion an. Solide Informationen – in Zeiten von Fake-News und alternativen Fakten sind sie wertvoller denn je.

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