"Hassknecht Live" Gernot Hassknecht mit neuem Programm im Bonner Pantheon

Bonn · Hans-Joachim Heist tritt mit seinem Programm „Hassknecht Live – Jetzt wird's persönlich“ im Pantheon auf. Er beweist Haltung, auch wenn nicht jede Brüllattacke funktioniert.

 Gernot Hassknecht im Pantheon.

Gernot Hassknecht im Pantheon.

Foto: Thomas Kölsch

Eines muss man ja mal sagen dürfen: Alles Mist, verdammt und zugenäht! Gesetzliche Krankenkassen mit immer niedrigeren Leistungen, miserable Fernsehsendungen auf immer besseren Geräten, Senioren in wurstpelligen Rennradhosen auf Hochleistungs-E-Bikes und natürlich als ewiges Feindbild die ebenso unfähigen wie gierigen Politiker, die in geistiger Umnachtung so ziemlich jeden außer sich selbst verraten und seltsamerweise dennoch immer wieder gewählt werden.

Was für ein Mist! Zumindest wenn es nach Gernot Hassknecht geht, dem Chef-Choleriker der „heute-Show“ im ZDF, der sich nur allzu gern im Dienst der Bürger aufregt. So auch im Pantheon, wo er mit seinem neuen Programm „Hassknecht Live – Jetzt wird's persönlich“ mit Nachdruck gegen alles und jeden wettert – und dabei doch in den ruhigen Momenten erst richtig gut wird.

Achterbahnfahrt für das Publikum

Es ist aber auch eine Achterbahnfahrt, die das Publikum mitmachen muss. Ruhige analytische Momente wechseln sich mit explosiven Ausbrüchen ab, in denen der doch so bieder wirkende nette Herr auf der Bühne beinahe zum Rumpelstilzchen mutiert, trotzig „Ich will nicht“ ruft und das verbale Schrotgewehr mit Vorliebe in Richtung des Bundestags richtet.

Gut, mitunter zu Recht – und natürlich gehört das Brüllaffentum einfach zu der Figur dazu, ist sie doch getreu ihres sprechenden Namens der Knecht des Hasses und der Sklave des Frusts. Doch mitunter übertreibt Schauspieler Hans-Joachim Heist, der hinter dieser neuen Inkarnation des HB-Männchens steckt. Dass er persönlich wird, wie er schon im Programmtitel verspricht, ist nicht wirklich hilfreich, dass er polemisch wird, noch viel weniger.

Passagen peinlich

Wenn er fordert, dass die Ehepartner von Politikern doch bitte schön die Klappe halten sollen oder sich über die Tätowierungen von Senioren in der Sauna lustig macht, hilft auch das häufig missbrauchte Satire-Label nicht weiter: Diese Passagen sind schlichtweg peinlich. Und wenn er sich gegen den Begriff des Völkischen wehrt, aus diesem Grund alles ablehnt, was das „Volk“ enthält und auch das Vollkornbrot in seine Liste aufnimmt, marschieren Albernheit und orthografische Mängel im Gleichschritt. Dabei hat Hassknecht es gar nicht nötig, sich auf ein derartiges Niveau herabzubegeben. Er kann doch argumentieren und differenzieren, vor allem wenn er nicht in seinen TV-Clips unter Zeitdruck steht.

Zugegeben, selbst in seinen besten Momenten kommt er nicht an Volker Pispers oder Dieter Hildebrandt heran, aber zumindest beweist er immer wieder Haltung. Gegen das Kopftuchverbot, für das Grundgesetz und für eine kritische Aufarbeitung der Flüchtlingskrise. „Man kann, darf und muss kritisieren, dass es Fehler bei der Registrierung gab“, sagt er. „Aber wer Angst davor hat, dass es im Treppenhaus mal nach Kreuzkümmel riechen könnte statt nach nassem Dackel ...“ Über diese Leute kann, darf und muss man sich dann tatsächlich mal aufregen. Und dafür an anderer Stelle ein bisschen mehr Ruhe walten lassen. Ja, das ist schwer. Aber es hilft.

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